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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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diskrete Kaschierung fort, aber seine Fülle war nach wie vor offensichtlich, angefangen bei den dicklichen Fingern über den feisten Hals bis hin zu den schlaff herabhängenden Wangen. In diesem Moment allerdings legte er die Vitalität eines Mannes an den Tag, der allenfalls halb so alt war wie er. Auch ohne seine regulierten Gedanken wahrzunehmen, war er unschwer als ein Mann von ansehnlicher Autorität zu erkennen.
    »Lass ihn runter«, befahl er Edeard.
    »Ja, Sir«, erwiderte Edeard kleinlaut. Er wusste sofort, dass er einem Akeem ebenbürtigen Meister gegenüberstand. »Ich bitte um Entschuldigung. Aber mir blieb kaum eine Wa –«
    »Sei still.« Der Mann wandte sich zu dem Sergeanten um, der gerade damit beschäftigt war, seine Kleider zu ordnen, geflissentlich bemüht, dabei niemanden anzusehen. »Und Ihr, Sergeant, solltet lernen, euer Temperament unter Kontrolle zu halten. Ich bin nicht bereit, den Blauen Turm von kleingeistigen Paranoikern bewachen zu lassen. Entweder Ihr macht Euch eine vernünftigere Haltung zu eigen oder Ihr werdet Eure Tage mit der Bewachung eines Gildenguts auf der anderen Seite der Donsori-Berge verbringen. Hab ich mich klar ausgedrückt?«
    »Sir!«
    »Hinweg mit Euch, während ich feststelle, wie groß die Gefahr, die von diesem Jungen ausgeht, wirklich ist.«
    Der Sergeant führte seine Männer fort, nicht jedoch ohne Edeard einen letzten Blick zuzuwerfen, der schreckliche Vergeltung versprach.
    »Dein Name, mein Junge?«
    »Edeard, Sir.«
    »Und ich bin Topar, Meister im Gildenrat und Stellvertreter Großmeister Finitans. Das sollte dir eine Vorstellung davon geben, wie tief du dich in die Default-Scheiße geritten hast. Novizin meiner Herrin, dürfte ich deinen Namen erfahren?«
    »Salrana.«
    »Aha. Und ich nehme an, dass ihr beide erst kürzlich in Makkathran angekommen seid. Richtig?«
    »Ja, Sir«, sagte Edeard. »Es tut mir wirklich leid wegen …«
    Topar brachte ihn mit einer ungehaltenen Handbewegung zum Schweigen. »Ich sollte verärgert sein, aber der Name Akeem wurde in unserem erhabenen Turm schon seit beträchtlicher Zeit nicht mehr gehört. Ich bin neugierig. Hast du gesagt, er sei tot?«
    »Ja, Sir. Ich fürchte, es ist so.«
    Für einen Moment geriet Topars ehrfurchtgebietende Haltung ins Wanken. »Eine Schande. Ja, wirklich eine übergroße Schande.«
    »Kanntet Ihr ihn, Sir?«
    »Ich nicht, nein. Aber ich werde euch zu jemandem bringen, der das getan hat. Er wird alles darüber erfahren wollen, da bin ich sicher. Folgt mir.«
    Er führte die beiden zu einem Torbogen am hinteren Ende der Halle und begann, die breite Treppe dahinter emporzusteigen. Während er ihm folgte, wurde Edeard klar, dass er recht gehabt hatte damit, dass, wer immer die Stadt erbaut hatte, keine Menschen gewesen waren. Die Stufen waren beschwerlich, mehr wie ein Abhang aus verhärteten Rippen. Sie waren gebogen genug, um unsicheren Halt zu verschaffen, indes war ihr Abstand für menschliche Beine entschieden zu groß. Bald schon geriet Edeard gehörig ins Schwitzen, während es immer im Kreis herum weiter und weiter hinaufging; seine Wadenmuskeln waren an solch anstrengende Übungen einfach nicht gewohnt.
    Einmal, als sie bereits vier oder fünf Stockwerke über der Halle sein mussten, wandte Topar sich um und grinste die beiden jungen Besucher an. Er gab ein Grunzen von sich, als würde ihr Schnaufen ihn mit großer Befriedigung erfüllen. »Stellt euch vor, wie viel korpulenter ich wäre, wenn ich das hier nicht fünf Mal am Tag machen müsste, eh.« Er kicherte und ging weiter.
    Als sie schließlich in einer Art großem Vorraum stehen blieben, war Edeard komplett außer Atem. Er hatte keine Ahnung, wie hoch sie geklettert waren, aber die Spitze des Turms konnte sich nur wenige Meter über ihnen befinden. Diese Höhe würde auch erklären, warum er sich so schwindelig fühlte.
    »Wartet hier«, sagte Topar. Er verschwand durch eine Holztür, die mit dicken Eisenfiligranen verstärkt war.
    Die Wände des Vorraums waren immer noch rot, wenngleich ein wenig heller als die in den unteren Geschossen. Über ihnen schimmerte die Decke in einem blassen Bernsteingelb und verlieh Edeards Haut eine hässliche, kränkliche Tönung. Er ließ seine Schultertasche auf den Boden und sich selbst in einen großen Sessel mit geschwungenen Holzrippen plumpsen. Salrana setzte sich in den Sessel neben ihm und schaute ihn einigermaßen verunsichert an. »Sind wir jetzt in Schwierigkeiten oder nicht?«,

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