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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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draußen zu wappnen, und stiefelte in den Haupthof des Gildenanwesens hinaus. Mit seinen neun Seiten besaß es einen recht ungewöhnlichen Grundriss. Sieben von ihnen wurden von Stalltrakten gebildet, dann waren da noch die Brutanlage sowie eine große Scheune. Nicht eines der Gebäude glich in Größe oder Höhe einem anderen. Als er vor Jahren hier eingezogen war, hatte Edeard nicht schlecht gestaunt. Das Anwesen der Eiformergilde stellte die größte Gebäudeansammlung im Dorf dar; für einen, der in einer kleinen Hütte mit undichtem Strohdach zur Welt gekommen war, war es der reinste Palast. Damals waren ihm die dichten Mäntel aus Ki-Moos, die jedes Dach leuchtend Purpurrot färbten, überhaupt nicht aufgefallen; und auch nicht, wie besitzergreifend die verschlungene Gurk-Rebe war, die die dunklen Steinmauern des Innenhofs mit ihren gezackten blassgelben Blättern bedeckte, während ihre Wurzeln sich in den Mörtel zwischen den Steinen gruben und das Mauerwerk schwächten. An diesem Morgen seufzte er bei dem Anblick nur und fragte sich, ob er wohl jemals dazu kommen würde, die Ge-Affen auf eine Reinigungsmission zu schicken. Jetzt wäre dafür zum Beispiel eine gute Zeit. Die Blätter der Gurk-Rebe waren alle abgefallen und hatten sich zu hohen, verrottenden Haufen in den Hofecken aufgetürmt, während das Moos in dieser feuchten Jahreszeit zu großflächigen, schwammigen Matten geworden war, die sich leicht beseitigen lassen würden. Doch wie alles andere in seinem Leben, würde auch das warten müssen. Wenn Akeem doch bloß einen neuen Lehrling finden würde , dachte er. Wir rackern uns tagtäglich von früh bis spät ab, um ja nicht den Anschluss zu verlieren, und dabei würde nur eine einzige zusätzliche Kraft in der Gilde schon so viel ausmachen.
    Doch dazu bedurfte es wohl eines Wunders der Herrin, gestand er sich widerstrebend ein. Die Familien im Dorf sträubten sich dagegen, ihre Kinder bei der Eiformergilde in die Lehre gehen zu lassen. Zwar sahen sie durchaus ein, wie sehr sie auf Genistars angewiesen waren, doch deshalb konnten sie es sich noch lange nicht leisten, auf ein Paar zupackender Hände zu verzichten. Der Gilde ging es eben wie allen anderen in Ashwell – sie kämpfte darum, irgendwie über die Runden zu kommen.
    Edeard eilte über den Hof zu den Behältern, in denen seine frisch umgeformten Katzen aufbewahrt wurden. Im Stillen fragte er die Herrin, wieso er sich nur das Leben damit schwer machte, an diesem rückständigen Ort am Rande der Wildnis zu bleiben.
    Zu seiner Rechten befanden sich die größten Stallungen, dort wo die Defaults in ihren Verschlagen herumschlurften. Bei ihnen handelte es sich um einfaches Nutzvieh, unförmige eierlegende Genistars, etwa so groß wie ein irdisches Pony, mit sechs Beinen, die einen bauchigen Körper aufrecht hielten. Die sechs oberen Gliedmaßen auf dem Rücken waren zu buckligen Höckern verkümmert. Bei den Weibchen nahmen die Eierstöcke dreißig Prozent der inneren Organe ein und brachten alle fünfzehn Tage ein Ei hervor. Die Männchen, von denen es lediglich drei gab, trotteten schwerfällig in einem großen Gehege umher, während die Weibchen einzeln in einer Reihe von fünfzehn abgetrennten Ställen untergebracht waren. Zum ersten Mal, seit Akeem ihn hierher geführt hatte, waren alle Ställe belegt; eine Quelle ungemeiner Befriedigung für Edeard. Nicht einmal ein so versierter Meister wie Akeem, und der war trotz seines hohen Alters ein einzigartiges Talent, schaffte es, ganz allein mit fünfzehn Defaults klarzukommen. Ein Ei zu formen erforderte sehr viel Geduld, und Edeard hatte mindestens so viele groteske Fehlschläge wie Erfolge zu verzeichnen. Vor allem musste das Timing stimmen. Ein Ei durfte nicht eher als zehn Stunden nach der Befruchtung geformt werden, und nicht später als fünfundzwanzig. Wie lange es dauerte, hing von der Art der gewünschten Gattung ab.
    Wie oft hatte Edeard die halbe Nacht in einem Stall in einem der tief gepolsterten Formersessel gekauert und seinen Geist auf ein Ei fokussiert? Eiformen war, wie Akeem es so oft beschrieben hatte, als würde man nicht greifbaren Lehm mit unsichtbaren Händen modellieren. Die Fähigkeit war eine behutsame Kombination aus Fernblick und Telekinese. Sein Geist war in der Lage, in das Ei hineinzusehen. Nur diejenigen, die das mit perfekter Klarheit vermochten, konnten Eiformer werden. Nicht etwa, dass er gern damit angab, aber Edeards geistiges Sehvermögen war das schärfste

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