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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ge-Affen, bereits auf dem Tisch. Er grunzte anerkennend und drückte Edeard väterlich die Schulter. »Hast gespürt, wie ich oben in meinem Schlafzimmer aufgestanden bin, was Junge?«, fragte er und deutete auf den Teller mit Wurst und Tomaten.
    »Nein, Sir«, erwiderte Edeard fröhlich. »Das kann ich nicht, nicht durch vier Wände.«
    »Wart nur ab, bald kannst du es«, sagte Akeem. Er griff nach seinem Becher mit Tee. »So wie du dich entwickelst, werde ich spätestens im Hochsommer außerhalb der Dorfmauern schlafen. Ich finde, jeder hat das Recht auf ein bisschen Privatsphäre.«
    »In die würde ich nie eindringen«, protestierte Edeard. Er regte sich wieder ab und grinste schuldbewusst, als er die Belustigung in den Gedanken des alten Formers bemerkte. Meister Akeem hatte vor einigen Jahren sein hundertachtzigstes Wiegenfest gefeiert, dieses Datum behauptete er jedenfalls. Die Lebenserwartung auf Querencia betrug ungefähr zweihundert Jahre, obwohl Edeard niemanden in Ashwell oder einem der umliegenden Dörfer kannte, der tatsächlich so alt geworden war.
    Akeems nicht zu leugnendes Alter hatte ihm ein rundliches Gesicht mit immerhin drei Kinnen beschert, die in einen wulstigen Hals übergingen. Die blasse Haut seiner Wangen und Nase zierte ein filigranes Muster aus roten und violetten Kapillaren, das ihm ein entsetzlich trauriges Aussehen verlieh. Die spärlichen Stoppeln, die bei der flüchtigen täglichen Rasur stets stehen blieben, waren nun zum größten Teil grau, was auch nicht eben dazu beitrug, den gramerfüllten Eindruck, den jedermann, der ihn zum ersten Mal sah, von ihm erhielt, zu mildern. Einmal in der Woche benutzte der alte Mann das gleiche Rasiermesser auch für das, was von seinen silberweißen Haaren noch übrig geblieben war.
    Ungeachtet seiner sich ihrem Ende zuneigenden Jahre legte Meister Akeem größten Wert darauf, zu jeder Tageszeit anständig gekleidet zu sein. Seine persönlichen Ge-Affen kannten sich in Wäschereidingen äußerst gut aus. Auch heute waren seine maßgefertigten Lederhosen tadellos sauber, die Stiefel vorbildlich gewichst, das hellgelbe Hemd frisch gewaschen und gebügelt. Er trug eine Jacke aus magentarotem und jadegrünem Zwirn mit dem »Ei in verschlungenem Kreis«-Wappen der Eiformergilde auf dem Revers. Die Jacke mochte vielleicht nicht so stattlich sein wie die Roben, die die Gildenmitglieder in Makkathran trugen, doch in Ashwell galt sie als ein Zeichen von hohem Prestige, das ihrem Träger Respekt verschaffte. Keiner der anderen Dorfältesten kleidete sich so mustergültig wie Meister Akeem.
    Verlegen bemerkte Edeard, dass er an seinem eigenen Lehrlingsabzeichen herumfingerte, einer schlichten Metallplakette an seinem Kragen. Das Wappen sah so ähnlich aus wie Akeems, nur dass es lediglich aus einem Viertelkreis bestand. Die Hälfte der Zeit vergaß er, sich die Plakette morgens überhaupt anzustecken. Schließlich hatte ihm gegenüber noch nie jemand so etwas wie Respekt gezeigt. Doch wenn heute alles gut ging, würde er Anspruch auf ein Abzeichen mit halbem Kreis haben. Akeem sagte, er könne sich nicht erinnern, dass sich jemals jemand für seine Senior-Lehrlingsprüfung an eine so komplizierte Formung herangewagt hätte.
    »Nervös?«, fragte der alte Mann.
    »Nein«, antwortete Edeard ohne Zögern. Dann senkte er den Kopf. »Jedenfalls funktionieren sie in den Behältern.«
    »Natürlich tun sie das. Das tun sie immer. Unsere wahren Fähigkeiten zeigen sich erst dann, wenn sich entscheidet, was im wirklichen Leben geht. Aber nach dem, was ich gesehen habe, glaube ich nicht, dass es irgendwelche Probleme geben wird. Aber das ist keine Garantie. Vergiss das nicht! Nichts im Leben ist sicher.«
    »Was habt Ihr für Eure Senior-Lehrlingsprüfung geformt?«, fragte Edeard.
    »Äh, na ja, das ist schon eine Weile her. Damals waren die Dinge noch ganz anders, ein bisschen formeller. Aber das sind sie in der Hauptstadt immer. Ich vermute, daran hat sich nicht viel geändert.«
    »Akeem!«, flehte Edeard. Er mochte den alten Mann wirklich von ganzem Herzen, aber, oh, wie seine Gedanken dieser Tage manchmal auf Wanderschaft gingen.
    »Ja, ja. Soweit ich mich entsinne, wurden für die Prüfung vier Ge-Spinnen verlangt; funktionierende, wohlgemerkt. Sie mussten bei der Präsentation vor dem Großmeister Dro-Seide spinnen. Also lief es letzten Endes darauf hinaus, dass jeder mindestens sechs oder sieben geformt hat, um auf Nummer sicher zu gehen. Außerdem mussten

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