Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
wir einen Wolf, einen Schimpansen und einen Adler formen. Ah«, er seufzte. »Harte Zeiten waren das damals. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Meister die Angewohnheit hatte, mich andauernd zu schlagen. Und an die Streiche, die wir oben im Schlafsaal nachts ausgeheckt haben.«
    Edeard war ein wenig enttäuscht. »Aber Ge-Spinnen und all die anderen Sachen kann ich schon längst.«
    »Ich weiß«, sagte Akeem nicht ohne Stolz und tätschelte dem Jungen die Hand. »Aber wir wissen beide, wie begabt du bist. Ein Junior-Lehrling ist normalerweise siebzehn, bevor er eine solche Prüfung in Angriff nimmt, wie du dich ihr heute stellst. Und selbst dann fallen die meisten noch beim ersten Mal durch. Deshalb habe ich die Aufgabe für dich auch so schwer gemacht. Eine funktionierende umgestaltete Form ist die Standardabschlussprüfung von der Lehrlingschaft zum Gesellen.«
    »Ungelogen?«
    »Aber ja. Natürlich. Ich hab die restliche Gildenausbildung sträflich vernachlässigt. Es war schon schwer genug, dich lange genug zum Stillsitzen zu bewegen, damit du deine Lektionen studierst. Um dich mit der Gildenethik und all den langweiligen alten Lehren zu konfrontieren, bist du definitiv noch zu jung, ganz gleich, wie präzise und gewissenhaft ich sie dir erkläre. Nur deshalb wirst du nach dieser Prüfung weiterhin Lehrling bleiben. Auch wenn es so scheint, als würdest du die Dinge auf einer rein instinktiven Ebene begreifen.«
    Edeard runzelte die Stirn. »Was für eine Art von Ethik könnte denn mit dem Formen verbunden sein?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Nein, nicht wirklich. Genistars sind solch ein Segen. Sie nützen allen. Und jetzt, wo ich Euch beim Formen helfe, können wir viel mehr Standardgattungen produzieren als zuvor. Das Dorf wird wieder stark und reich werden.«
    »Hmm, ich denke, da du nun bald zum Senior-Lehrling aufsteigst, sollten wir damit beginnen, diesen Gedanken etwas näher zu betrachten. Wir brauchen mehr Lehrlinge, wenn wir das tatsächlich erreichen wollen.«
    »Da ist Sancia, und Klein Evox verfügt über ein beeindruckendes Longtalk.«
    »Wir werden sehen. Wer weiß? Wir sollten, wenn das heute vorbei ist, vielleicht noch etwas mehr an unserer Akzeptanz bei der Dorfbevölkerung arbeiten. Die Familien tun sich schwer damit, uns ihre Sprösslinge zur Ausbildung zu überlassen. Und dein Freund Obron macht es uns nicht eben leichter.«
    Edeard errötete. Obron war der größte Rabauke im Dorf, ein Junge, der ein paar Jahre älter war als er und dem es ungeheuren Spaß bereitete, Edeard das Leben außerhalb der Mauern des Gildenanwesens zur Hölle zu machen. Es war ihm gar nicht klar gewesen, dass Akeem davon wusste. »Ich sollte die Angelegenheit ein für alle Male klären.«
    »Die Herrin weiß, dass du in letzter Zeit genug Ärger mit ihm hattest. Ich bin stolz darauf, dass du dich nicht zur Wehr gesetzt hast. Eiformer sind naturgemäß immer starke Telepathen. Zu dem Ethikkurs, der bei dir bisher zu kurz gekommen ist, gehört die Maxime, dass wir uns niemals verleiten lassen dürfen, unseren Vorteil zu missbrauchen.«
    »Ich hab’s nur nicht getan, weil …« Er zuckte die Achseln.
    »Es wäre nicht richtig, und das weißt du«, schloss Akeem. »Du bist ein guter Junge, Edeard.« Der alte Mann sah ihn an, seine Gedanken eine aufgewühlte Mischung aus Sorge und Stolz.
    Die Unmittelbarkeit des emotionalen Aufruhrs ließ Edeard rasch die Tränen fortblinzeln, die ihm plötzlich unerwartet in die Augen gestiegen waren. Er schüttelte den Kopf, als wollte er sich von den Gedanken des alten Mannes befreien. »Gab es in Eurer Lehrzeit auch jemanden, der Euch immer so aufgezogen hat wie Obron?«
    »Sagen wir einfach, einer der Gründe, weshalb es zu meinem Aufenthalt in Ashwell kam, war, dass meine Auslegung der Gildenethik von derjenigen der Meister vom Blauen Turm abwich. Und vergiss bitte nicht, auch wenn ich dein Meister und Tutor bin, so erwarte ich doch, dass den Anforderungen der Gilde Rechnung getragen wird. Sollte mein Urteil so ausfallen, dass du die nicht erfüllst, wirst du dein Senior-Lehrlingsabzeichen heute nicht erhalten. Das bezieht sich auch auf die Erledigung deiner gewöhnlichen Pflichten.«
    Edeard schob seinen leeren Teller zurück und trank seinen Tee aus. »Dann sollte ich mich wohl besser daranmachen, was Meister?«
    »Wer sich respektlos zeigt, fällt ebenfalls durch.«
    Edeard stülpte sich eine Wollmütze über den Kopf, um sich gegen die frostig kalte Luft

Weitere Kostenlose Bücher