Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
mit ihrem mehr schlecht als recht frisierten mausbraunen Haar aus der Wohnung, die Augen rot gerändert und vom Reisespray brennend, die Haut apart nach Pinienbad duftend.
    Na toll. Das bringt mir bestimmt ein paar fette Trinkgelder ein , dachte sie mürrisch, während sie in die Tiefgarage des Gebäudes hinunterhetzte. Schnurrend suchte sich ihr Trikepod seinen Weg hinaus auf die überfüllten Straßen von Colwyn City und reihte sich in den morgendlichen Ansturm von Berufspendlern ein. Theoretisch hätte nur leichter Verkehr herrschen sollen, die meisten Leute heutzutage benutzten Regravkapseln, schwebten gemütlich über die Bodenfahrzeuge hinweg, es sei denn, sie landeten auf den ausgewiesenen Parkbuchten entlang der Straße oder auf den Abstellfeldern der Hausdächer. Doch zu dieser frühen Stunde waren die nicht ganz so gut Betuchten der Stadt auf dem Weg zur Arbeit, bevölkerten zusammen mit den Stadtbahnen das Asphaltstraßennetz mit ihren Pods, Autos und Motorrädern bis hart an die Grenzen seiner Kapazitäten.
    Araminta war eine halbe Stunde zu spät, als ihr Pod im Hinterhof des Nik’s zum Stehen kam. Als sie durch die Küchentür hineinstürmte, erntete sie vom Rest des Personals vorwurfsvolle Blicke. »Sorry!« Das Restaurant war schon gerammelt voll mit Frühstücksgästen – hauptsächlich mittlere Angestellte, die ihr Essen lieber naturbelassen mochten, zubereitet von Köchen anstatt von Kücheneinheiten und serviert von Menschen anstelle von Bots.
    Als Araminta sich die Schürze umband, beugte sich Tandra zu ihr herüber. Argwöhnisch schnupperte sie und wedelte mit der Hand. »Reisespray, hm. Schätze, du warst gestern nicht mehr zu Hause?«
    Araminta ließ den Kopf hängen und wünschte, sie hätte tatsächlich eine Ausrede wie diese. »Ist spät geworden gestern Abend, wieder so ein Gestaltungskurs.«
    »Schätzchen, du treibst Raubbau mit deiner Gesundheit. Du bist jung und attraktiv. Sieh zu, dass du da wieder rauskommst.«
    »Ich weiß. Das werde ich.« Araminta holte tief Luft und ging hinüber zu Matthew, der so sauer war, dass er ihr nicht mal einen Rüffel verpasste. Sie schnappte sich drei fertige Teller vom Tresen, checkte die Tischnummer, verzog den Mund zu einem Lächeln und schob sich durch die Schwingtür.
    Die Frühstücksphase im Nik’s dauerte normalerweise circa neunzig Minuten. Es gab zwar kein Zeitlimit, aber gegen Viertel vor neun eilten die letzten Gäste üblicherweise in ihre Büros oder Läden. Hin und wieder blieben noch ein oder zwei Touristen hängen oder es zog sich ein Geschäftstreffen hin. Nicht so heute. Araminta tat ihre Buße, indem sie die Reinigungsbots überwachte, während die Tische neu hergerichtet wurden, um den Kauflustigen und Durchreisenden ihren Morgenkaffee zu servieren. Das Nik’s befand sich in ausgezeichneter Lage, im Geschäftsviertel, fünf Blocks entfernt von den Anlegedocks unten am Fluss.
    Nach zehn begannen die Tische sich wieder zu füllen. Das Restaurant hatte eine geschwungene Vorderfront mit einer schmalen Terrasse. Araminta checkte die Tische im Freien, ordnete die Blumen in den kleinen Vasen und nahm Bestellungen für heiße Schokoladen und Cappuccinos auf. So konnte sie wenigstens Matthew aus dem Weg gehen. Er hatte immer noch kein Wort zu ihr gesagt, ein schlechtes Zeichen.
    Irgendwann nach elf tauchte die Frau auf; sie ging zwischen den Tischen umher und sprach die Gäste an. Araminta sah, dass einige von ihnen verärgert reagierten und sie abwiesen. Seit Ethan vor zehn Tagen die Absicht einer Pilgerfahrt bekanntgegeben hatte, waren immer wieder Living-Dream-Anhänger der örtlichen Kirche hereingekommen und hatten die Leute belästigt. Allmählich wurde es zu einem Problem.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Araminta die Frau mit einem scharfen Unterton in der Stimme; hier bot sich eine Chance, bei Matthew ein paar Punkte gutzumachen. Ihr Gegenüber war in ein dunkelgraues Kaschmirkostüm mit einem locker fallenden Rock gekleidet; unmodern, aber teuer. In etwa die Art von Outfit, das Araminta vielleicht vor der Scheidung getragen hätte, damals, als sie noch genug Geld gehabt hatte. »Hier sind noch ein paar freie Tische.«
    »Ich sammle Unterschriftenzertifikate«, erwiderte die Frau. Sie wirkte sehr entschlossen. »Es geht darum, den Stadtrat dazu zu bewegen, Ingravkapseln über Colwyn City zu verbieten.«
    »Wieso?« Die Frage war heraus, noch ehe Araminta wirklich darüber nachgedacht hatte.
    Die Frau verengte die Augen.

Weitere Kostenlose Bücher