Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Jaful.«
»Araminta. Und nein, keinen Green Fog, das war für mich bloß reine Nostalgie. Was trinkt man denn zurzeit so?«
»Es heißt, dass Adlier 88Wodka unglaublich abgeht.«
Sie stürzte ihren Green Fog in einem Zug herunter, versuchte, dabei nicht allzu sehr das Gesicht zu verziehen. Und schubste das leere Glas quer über die Theke. »Dann fangen wir am besten damit an.«
»Bist du wach.«
Araminta schreckte zusammen beim Klang seiner Stimme. Sie war nicht wirklich wach, hatte eher wohlig vor sich hin gedöst, zufrieden im Nachglanz einer langen, leidenschaftlichen Liebesnacht schwelgend. Ihr Geist war von einem seltsamen Traumbild erfüllt, als würde sie von einem Engel durch einen düsteren Himmel verfolgt. Ihre leise Bewegung reichte für Jaful aus. Seine Hände glitten ihren Körper hinauf und schlossen sich um ihre Brüste. »Ali«, murmelte sie leise, immer noch schläfrig, während der Engel entschwand. Jaful rollte sie auf den Bauch, was verwirrend war. Dann drang sein Schwanz wieder in sie ein, hart und beharrlich. Es war keine besonders angenehme Stellung. Jeder Stoß drückte ihr Gesicht tief in die weiche Matratze. Sie wand sich und versuchte, in eine annehmbarere Position zu kommen, was er als ihre völlige Zustimmung deutete. Aus heißem Keuchen wurden Schreie der Geilheit. Araminta machte mit, so gut sie konnte, aber die Lust war allenfalls minimal. Total aus der Übung , dachte sie und bemühte sich, nicht laut loszulachen. Vermutlich hätte er es nicht verstanden. Immerhin tat sie zumindest ihr Bestes, die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Sie hatten es drei oder vier Mal miteinander gemacht, nachdem sie in seiner Wohnung gelandet waren.
Jaful kam mit einem glückseligen Schrei. Araminta zog mit ihm gleich. Yep, an den kleinen Kniff kann ich mich noch ganz gut erinnern. Nach achtzehn Monaten mit Laril beherrschte sie den vorgetäuschten Orgasmus wie aus dem Effeff.
Jaful ließ sich auf den Rücken fallen und stieß einen langen Atemzug aus. Er grinste sie an. »Wahnsinn. So eine Nacht hatte ich schon lange nicht mehr, wenn überhaupt.«
Sie senkte ihre Stimme um einige Oktaven. »Du warst großartig.« Es war so lächerlich. Als würden sie ihren Text aus einem Drehbuch ablesen.
Aufgegabelt in einer Bar. Ab zu einem One-Night-Stand zu ihm nach Hause. Gegenseitiges Zuschütten mit Komplimenten. Beide spielten ihre Rolle in dem Ritual absolut perfekt.
Aber es hat Spaß gemacht.
»Ich spring mal unter die Dusche«, sagte er. »Sag der Kücheneinheit einfach, was du möchtest. Sie verfügt über ein paar recht ordentliche Syntheseroutinen.«
»Mach ich.« Sie sah ihm nach, wie er durch das Zimmer ging und in der Nasszelle verschwand. Erst dann schaute sie sich neugierig um. Es war eine schicke Junggesellen-Stadtwohnung, so viel ließ sich an den schlichten, doch teueren Möbeln und den zeitgenössischen Kunstgegenständen ersehen. An der dem Bett gegenüberliegenden Wand befand sich ein einzelnes Fenster, das von schneeweißen Vorhängen verdeckt war.
Als sie das Geräusch der Keimdusche vernahm, begann sie ihre Sachen zusammenzusuchen. Ihre Unterwäsche (eher praktisch als sexy, stellte sie mit einem Seufzen fest) lag in der Nähe des Betts. Der Rock auf halber Strecke zwischen dem Bett und der Tür. Ihr weißes Top im Wohnzimmer. Sie streifte es über und schaute zurück ins Schlafzimmer. Die Dusche lief immer noch. Brauchte er immer so lange, oder hielt er sich nur an den Teil des Drehbuchs, der ihr höflicherweise Gelegenheit gab, in aller Ruhe zu verschwinden? Sie zuckte die Schultern und ließ sich selber hinaus.
Es lag nicht daran, dass mit Jaful irgendetwas nicht stimmte. Ohne Frage hatte sie sich die meiste Zeit in seinem Bett gut amüsiert. Es war einfach nur so, dass sie nicht wusste, worüber sie beim Frühstück miteinander hätten reden sollen. Es wäre entsetzlich geworden. So behielt sie die Sache wenigstens in angenehmer Erinnerung. »Mehr Übung«, sagte sie sich selbst und lächelte lasterhaft. Und warum auch nicht? Dies ist endlich wieder das richtige Leben.
Das Gebäude besaß eine große Lobby. Als sie auf die Straße hinaustrat und in das grelle, pinkfarbene Sonnenlicht blinzelte, blieben ihr genau noch zwölf Minuten, um rechtzeitig ihre Morgenschicht im Nik’s anzutreten. Ihr U-Shadow teilte ihr mit, dass sie sich im Spalding District befand, praktisch auf der anderen Seite der Stadt. Also rief sie ein Taxi. Es dauerte etwa dreißig Sekunden, bis die
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