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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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uns nicht mehr sieht, kann er immer noch laut brüllen. Er schickte den Ge-Wolf los, damit dieser von einer Seite zur anderen patrouillierte. Sein Fernblick war von einer allgegenwärtigen Spannung erfüllt, die Gedanken eines jeden in der Treiberkette funkelten schier vor Erwartung.
    Sie rückten weiter vor und schwärmten dabei aus, während Melzar ihnen Anweisungen gab, bis sie die Kette gebildet hatten. Die Bäume wuchsen hier wieder höher, und ihr dunkelgrünes Blätterdach versperrte den Lehrlingen die Sicht auf den wolkenverhangenen Himmel.
    »Vorrücken«, kommandierte Obron. Edeard grinste und gab die Anweisung weiter an Fahin, der das Gesicht verzog.
    Edeard war froh, dass er seine neuen Stiefel trug. Der unebene Waldboden hier war mit Stöcken und Zweigen übersät und gespickt mit scharfkantigen Steinen. Seine Knöchel waren zwar wund, wo das neue Leder drückte, aber seine Füße wurden durch das robuste Schuhwerk gut geschützt.
    Während sein Fernblick die vor ihm liegende Gegend absuchte, verfiel er in einen langsamen Trott, stets darauf bedacht, in einer Linie mit dem Rest der Treiberkette zu bleiben. Schließlich kam von Melzar die Anweisung, mit einem ordentlichen Radau die Treibjagd zu beginnen. Sogleich fing Obron lauthals an zu brüllen, während Fahin grelle Pfeiftöne ausstieß. Edeard schnappte sich einen kräftigen Stock vom Boden und drosch damit im Vorbeigehen auf die Baumstämme ein.
    In diesem Teil des Waldes wuchsen deutlich mehr Büsche. Hauptsächlich große Zebradornsträucher mit schwarzweiß gemusterten Blättern und klebrigen (hochgiftigen) weißen Beeren und Düsterkraut, das wie undurchdringliche schwarze Wolken am Waldboden kauerte. Sein Fernblick erfasste kleine Kreaturen, die den Menschen verängstigt aus dem Weg huschten. Keine von ihnen war groß genug, um ein Drakken sein zu können, geschweige denn ein Galby. Unter seinen Füßen wurde der Boden zunehmend weicher, ein feuchter Lehm, aus dem bei jedem seiner Fußtritte Wasser quoll. Der Geruch von vermoderndem Laub stieg ihm streng in die Nase. Er war sicher, Schimmelsporen riechen zu können.
    Inzwischen war Obron außer Augensichtweite, irgendwo hinter den Büschen. Edeards Fernblick konnte ihn auf der anderen Seite der dichten Baumstämme ausmachen.
    »Etwas aufschließen«, forderte er ihn über Longtalk auf.
    »Ja, ja«, gab Obron unbekümmert zurück.
    Dann wurde die Kette von einer Welle der Erregung erfasst, einem leichten Luftkräuseln gleich, das sich von einem zum anderen fortpflanzte. Irgendwo oben an Melzars Ende jagte ein Galby davon, leider nicht ganz in Schusslinienrichtung. Edeards Herz begann schneller zu schlagen. Er war sich bewusst, dass er lächelte, doch es war ihm egal. Das hier war etwas, das er sich seit dem Tag, an dem er erfahren hatte, dass er an der Karawane teilnehmen würde, immer gewünscht hatte. Hier gab es Galbys! Er würde Gelegenheit bekommen, eines aus seinem Versteck aufzuscheuchen, und wenn er richtig viel Glück hatte, vielleicht später eines von ihnen zu schießen.
    Über ihm ertönte ein Schrei. Edeards Fernblick schnellte gerade rechtzeitig nach oben, um ein paar Vögel durch die Baumkronen schießen zu sehen. Ein Stück weiter voraus befand sich ein Gebüsch, eine mit dichtem Zebradorn überwucherte Stelle, wie geschaffen für ein Galby, um sich darin einzunisten. Er sandte seinen Fernblick hinein, doch da waren nur dunkle Bereiche und einige abschüssige kleine Rinnen, mit denen er nichts anzufangen wusste. Er schickte den Ge-Wolf los, damit der in das Gebüsch schlich, während er selbst außen herumging. Jetzt konnte er auch Fahin nicht mehr sehen, doch sein Fernblick erfasste nach wie vor das Bewusstsein des Jungen.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Faustschlag, das mentale Äquivalent des Schocks, mit einem Eimer kaltem Wasser übergossen zu werden. Seine Finger verloren augenblicklich ihren Griff um den Stock, und seine Beine erstarrten in der Bewegung. Etwas Schlimmes drohte sich anzubahnen. Er wusste es.
    »Was?«, stieß er keuchend hervor. Er hatte Angst, und schlimmer noch, Angst vor der Angst. Das ergibt doch keinen Sinn.
    Im Innern des Gebüschs hob der Ge-Wolf, den er beiläufig dirigierte, den Kopf und knurrte in Reaktion auf den Tumult, der in seiner schwachen Longtalk-Verbindung brodelte, bedrohlich auf.
    »Edeard?«, rief Fahin. »Was geht davor?«
    »Ich hab keine …« Edeard legte die Arme an den Körper, beugte die Knie und ging vorsichtig in die Hocke.

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