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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zäumten, gingen die Lehrlinge viel gelassener miteinander um, waren die Hänseleien und Streiche weit weniger rabiat als zuvor. Edeard nahm an, dass es von nun an immer so sein würde. Sie hatten gemeinsam an etwas teilgehabt und Beziehungen geknüpft. Oft hatte er die älteren Dorfbewohner um ihre sorglosen Freundschaften beneidet, um die Art, wie sie miteinander auskamen. Es waren Ausflüge wie dieser, auf denen eine solche Saat Wurzeln schlug. In hundert Jahren würden vielleicht er und Genril über verkaterte Lehrlinge lachen. Natürlich würde es dann eine viel größere Karawane sein, und Ashwell bis dahin zu gleicher Größe angewachsen wie Witham.
    Melzar führte die Karawane auf einer leicht veränderten Route zurück. Sie bogen nach Westen ab, um den Weg durch die Ausläufer des Sardok-Gebirges zu nehmen. Tiefe Täler und weite, größtenteils bewaldete Fluren prägten das Bild, die zahlreichen einheimischen Tierarten Lebensraum boten. Es gab nur wenige Pfade neben denen, die von den Chamalan-Herden getrampelt worden waren, die auf den Wiesen zwischen den Wäldern weideten. Fernblick und auch die witternden Ge-Wölfe machten Drakken-Fallgruben aus, die groß genug waren, um ein ganzes Pferd mitsamt seinem Reiter zu verschlucken. Die Drakken waren Wühltiere von der Größe von Katzen, mit fünf, in Querencia-üblicher Weise angeordneten Beinen – zwei auf jeder Seite und eine weitere, kräftige und außerordentlich gelenkige Gliedmaße hinten, die sie bei ihrem in großen Sätzen ausgeführten Lauf unterstützte. Die vorderen beiden Gliedmaßen hatten sich zu gefährlich scharfen Klauen herausgebildet, die sich mit phänomenaler Geschwindigkeit durch das Erdreich buddeln konnten. Die Drakken waren Rudeltiere und lebten in weitläufigen unterirdischen Bauten, in denen oftmals über hundert Bewohner hausten. Einzeln waren sie harmlos, aber sie griffen in Gruppen an, die selbst ein gut bewaffneter Mensch nur mit Mühe abwehren konnte. Ihre Fähigkeit, nah unter der Bodenoberfläche große Hohlräume zu schaufeln, verschaffte ihnen die Möglichkeit, ihre Beute lebend zu fangen; selbst die größten einheimischen Kreaturen waren vor den Fallgruben nicht sicher.
    Eine zweimaljährlich stattfindende Jagd hatte dafür gesorgt, dass die Drakken aus der Gegend rund um Ashwell so gut wie verschwunden waren, aber hier in der Wildnis waren sie noch weit verbreitet. Doch die beständige Ausschau nach ihnen schärfte Edeards Sinne, während sie die endlose hügelige Landschaft durchquerten. Am dritten Tag nach ihrem Aufbruch von Witham erreichten sie den Rand des Vorgebirges und betraten einen der mächtigen Wälder, die teilweise bis an den Fuß der Sardoks heranreichten.
    Noch nie war Edeard in einem Wald von solchen Ausmaßen gewesen; Melzars Bekunden nach datierte er zurück bis auf die Ankunft der Menschen auf Querencia vor zweitausend Jahren. Schon allein die Größe der Bäume schien seine Behauptung zu bestätigen; hoch und dicht aneinandergedrängt ragten sie empor, die Stämme schwarz und auf den untersten fünfzehn Metern kahl, bis sie sich zu einem dicht verflochtenen Baumkronendach ausbreiteten. Nur wenige Pflanzen wuchsen in ihrem Schatten, und im Sommer, wenn sie voll üppiger Blätter waren, sickerte auch nur wenig Regen hindurch. Ein riesiges Vlies aus totem, vertrocknetem Laub bedeckte die Erde, verbarg Unebenheiten und Mulden und zwang die Menschen, ihren Fernblick zu benutzen, um die Ge-Pferde sicher um Spalten und Wurzelknorren zu führen.
    Stille herrschte in der Düsternis unter dem natürlichen, grünenden Dach, und das leiseste Flüstern wurde in der unbewegten Luft zu einem lauten Zurufen verstärkt, dessen Widerhall sich über die ganze, langsam dahintrottende Karawane fortpflanzte. Nach und nach stellten die Lehrlinge ihre Gespräche ein, wurden schweigsamer und nervöser.
    »Wir werden unser Lager in einem Tal, das ich kenne, aufschlagen«, verkündete Melzar kurz nach Mittag. »Es ist noch eine Wegstunde entfernt und der Wald ist dort nicht ganz so trostlos wie hier. Und einen Fluss gibt es da auch. Die Brutzeit der Trilan ist eine gute Weile vorüber, sodass wir also unbesorgt schwimmen gehen können.«
    »Wir halten dort schon an?«, fragte Genril. »Ist das nicht ein bisschen früh?«
    »Mach dir keine falschen Hoffnungen, mein Junge. Heute Nachmittag wirst du auf Galbyjagd gehen.«
    Augenblicklich hellten sich die Mienen der Lehrlinge auf. Zwar war ihnen vor Beginn der Reise bereits in

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