Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
»Aus-Freunden-werden-Liebende«-Sache, die sich zwischen ihnen entwickelte, ernsthaft auseinandersetzen. Es war Salrana gegenüber nicht fair. Sie war dabei, zu einer wunderschönen jungen Frau heranzuwachsen, so viel lebendiger als jedes andere Stadtmädchen, das er kennengelernt hatte. Alles, was er tun musste, war, seine Vorstellung, sie beschützen zu müssen, hinter sich zu lassen. Was außerdem Blödsinn war. Sie war alt genug, um auf sich selber aufzupassen, alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Die einzige Person, die sich zu ihrem Beschützer ernannt hatte, war er selbst. Etwas, das er aus einem Pflichtgefühl heraus getan hatte, und aus Freundschaft. Sich anders zu verhalten, vor allem jetzt, könnte so aussehen, als wolle er nur die Gunst der Stunde nutzen.
Manchmal muss man das Falsche tun, um das Richtige zu tun.
Und was das Physische betraf, da war er sich sicher, würden sie phantastisch miteinander harmonieren. Dieser Körper, und dann erst diese Beine … Alles in allem verwandte er neuerdings viel zu viel Zeit darauf, sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, wenn sich ihre Schenkel um ihn schlangen, wenn sich lange, athletische Muskeln unerbittlich spannten. Es würde damit enden, dass sie beide vor Lust schrien. Im ersten Jahr kämen wir wahrscheinlich überhaupt nicht mehr aus dem Bett.
Und danach, nach dem Feuer der Leidenschaft, würden sie einfach des anderen Gesellschaft genießen. Salrana war der einzige Mensch, mit dem er jemals wirklich hatte reden können. Zwei hinterwäldlerische Kinder allein gegen die große Stadt. Der künftige Bürgermeister und die Pythia in spe.
Ein warmes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»– klar, ich könnte stattdessen natürlich auch mit mir selber reden«, sagte ein verärgerter Macsen.
»Entschuldigung, was?«, fragte Edeard, das Lächeln verbannend.
Macsen blickte zu Kanseen hinüber, die neben Dinlay stand. Beide schauten auf eine Gondel voller Kisten hinunter und riefen dem Gondoliere etwas zu. »Junge, Junge, sie hat dir wirklich ordentlich einen verpasst, was?«
»Was? Oh, nein. Keine Probleme. Zwischen Kanseen und mir ist alles bestens.«
»Gut. Weil ich’s nämlich hasse, dich un-bestens zu sehen.«
»Wirklich. Mir geht’s gut. Was war denn?«
»Der Krämer in der Boltan Street behauptet steif und fest, bei ihm würden sich Fremde rumtreiben und die Häuser mit einer starken Fernsicht kontrollieren. Wahrscheinlich eine Bande, die die Lage peilt. Wenn wir also in Uniform dort aufkreuzen, vertreiben wir sie nur, und sie kommen einfach in ’ner Woche oder ’nem Monat wieder – immer dann, wenn wir gerade nicht da sind. Aber wenn wir in normalen Sachen dort herumschlendern, wissen sie nicht, wer wir sind, und wir könnten sie auf frischer Tat schnappen.«
»Ich weiß nicht recht. Dir ist doch bekannt, wie Ronark sich anstellt von wegen Uniform im Dienst.« Als sie sich zu ihrer dritten Streife versammelt hatten, war der Hauptmann unerwartet aufgetaucht und hatte eine spontane Inspektion durchgeführt. Edeard wäre um ein Haar degradiert worden wegen der »skandalösen Missachtung der Norm«. Seitdem hatte er immer peinlich darauf geachtet, dass seine Truppkameraden ordnungsgemäß gekleidet waren, bevor sie die Wache verließen.
»Genau«, sagte Macsen. »Wenn du Konstabler in Jeavons bist, musst du Uniform tragen, das weiß jeder. Also werden sie nicht damit rechnen, dass wir in Zivil unterwegs sind.«
»Hm, vielleicht. Aber lass mich zuerst mit Chae reden, mal hören, was er davon hält.«
»Er wird nein sagen«, sagte Boyd. »Ihr kennt doch die Verfahrensweise. Wenn Verdacht auf eine strafbare Handlung besteht, schickt man die Ge-Adler zur Geländebeobachtung los, während der Trupp außerhalb Fernsichtweite wartet.«
»Aber wir wissen ja nicht, wie lange wir warten müssen«, wandte Macsen ein. »Und außerdem hat Edeard nur einen einzigen Ge-Adler.«
»Aber du könntest weitere formen, stimmt’s?«, meinte Boyd. »Hast du uns nicht erzählt, du wärst mal Eiformer-Lehrling gewesen?«
»Er kann nicht ohne Gildenlizenz formen, nicht in Makkathran«, hielt Macsen dagegen. »So ist das Gesetz; am Ende läuft’s noch darauf hinaus, dass wir ihn verhaften müssen. Ihr wisst doch, wie sehr die darauf achten, dass ihr Monopol nicht verletzt wird. Abgesehen davon: Was immer wir unternehmen, es muss bald geschehen. Wir haben keine Zeit, erst noch Ge-Adler zu formen. Und deshalb müssen wir in
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