Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
den Prime überfallen worden waren. Danach ging’s dann so richtig drunter und drüber.«
»Zufall?«
»Die Raiel sind nicht dafür bekannt, dass sie lügen. Durchaus denkbar, dass Qatux sie geheiratet hat. Alles in allem wirkt sie durchaus wie ein gefühlsbetonter Typ.«
»So würde ich sie nicht unbedingt beschreiben«, murmelte Corrie-Lyn. »Und wie ist sie nach Far Away gekommen? Der Planet war Jahrzehnte lang so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten, bevor die Starlines ihn angeflogen haben.«
»Sie muss im Johansson-Team gewesen sein. Ich glaube allerdings nicht, dass das von Belang ist.«
»Nein, aber ich finde es interessant. Warum, denken Sie, würde ein Raiel dorthin gehen?«
»Fragen Sie ihn doch.«
Sie schüttelte den Kopf. »Lieber nicht, das würde ihn wahrscheinlich nur abschrecken.«
»Dann frage ich ihn für Sie.«
»Nein. Lassen wir es einfach.«
»Wenngleich Sie recht haben. Es ist interessant. Offensichtlich waren die Informationen, die man mir gegeben hat, korrekt. Qatux hilft Menschen.«
»Jedenfalls hat er behauptet, das früher gemacht zu haben. Bevor Tiger Pansy umgebracht wurde.«
»Von niemand Geringerem als ›The Cat‹. Das sollte reichen, um jemanden wie Qatux aus seinem Suchtalltag zu reißen, ganz egal, wie stark die Abhängigkeit ist.«
»Stimmt. Naja, am Ende hat Paula Myo, Ozzie sei Dank, Cat ja doch noch geschnappt.«
»Ja, genau. Und in ungefähr viertausend Jahren können wir alle gemeinsam mit ihr auf ihre Suspensionsentlassung anstoßen.«
»Würg! Ohne mich.«
»Qatux kannte Paula Myo«, sagte Aaron. »Ich frage mich, ob das von Bedeutung ist.«
»Inwiefern?«
Er wartete einen Augenblick, um zu sehen, ob sein Unterbewusstsein ihm irgendwelche Hinweise lieferte. Dem war nicht so. »Keine Ahnung.«
Der Smartcore der Artful Dodger meldete, dass der High Angel sie rief. »Bitte machen Sie sich für den Teleport bereit«, teilte das Alien-Raumschiff ihnen mit.
»O Scheiße«, sagte Corrie-Lyn, während sie genervt aufstand. »Wie ich das –«
Die Kabine verschwand. Schon standen sie in dem weitläufigen runden Raum Qatux gegenüber.
»– hasse.« Angewidert rümpfte sie die Nase.
Aaron verbeugte sich vor dem Raiel. »Danke, dass du uns den Gefallen erwiesen hast.«
»Nichts zu danken«, wisperte das große Alien.
»Warst du erfolgreich?«
»Ich habe Inigos frühes Leben durchlebt. Es ist nicht allzu bemerkenswert gewesen.«
Aaron hielt den Blick starr auf Qatux gerichtet und vermied es, Corrie-Lyn anzusehen. Seine Gaiamotes verrieten ihm den Unmut, den Qatux’ Bemerkung bei ihr ausgelöst hatte. »Trotzdem muss es doch irgendwas gegeben haben, das sein Verhaltensmuster erklärt.«
»Es ist Schuld, die ihn antreibt.«
»Schuld?«
»Er hat sein ganzes Leben damit verbracht, vor allen anderen zu verbergen, was er war – vor seiner Familie, vor denen, die er liebte, vor seinen Feinden.«
»Sprichst du vom Protektorat?«
»Ja. Er war sich dessen permanenter Überwachung vollkommen bewusst. Gegen Ende hat er ein fast perverses Vergnügen daraus gezogen, die Illusion aufrechtzuerhalten, ein ganz gewöhnlicher Advancer zu sein. Doch eine solche Lüge lastete schwer auf ihm. Sie war einer der Hauptgründe dafür, dass er sich freiwillig für den Dienst auf Centurion Station gemeldet hat.«
»Also schön, so weit kann ich dem allen folgen. Angesichts der Umstände seines späteren Lebens, was denkst du, wohin er gegangen sein könnte?«
»Hanko.«
Das war nicht die Antwort, auf die Aaron vorbereitet gewesen war. Nicht einmal annähernd. »Die Second47-Welt?«
»Ja.«
»Ich weiß, dass die Bevölkerung Anagaskas ursprünglich von dort stammt, aber sie wurde zwangsumgesiedelt, weil der Planet nach dem Angriff der Prime unbewohnbar geworden war. Es gibt dort nichts, nicht mehr.«
»Inigo war von jeher fasziniert von dem, was er für seine wahre, angestammte Heimat hielt«, sagte Qatux. »Vergiss nicht, dass er nicht zu Anagaskas Advancer-Kultur gehörte. Auf Hanko bot sich ihm eine Art psychologischer Erdungspunkt, verstärkt durch eine Besessenheit für seine Vorfahren. Eine Besessenheit, die aufgrund des frühen Verlusts seines Vaters kurz nach seiner Geburt fest in seiner Psyche verankert war. So ein Trauma wirkt sich auf jedes Kind aus, auf Higher ebenso wie auf Advancer, besonders wenn das Ereignis von der Mutter mit einer solchen Bitterkeit betrachtet wird.«
»Eine Wunde, die sie offengehalten hat, unbeabsichtigt oder nicht.«
»Richtig.
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