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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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von ihnen erkennen.
    So leise er konnte, schlich er zu ihnen hinüber. Er schlug dabei einen Bogen von mehreren Metern um Medath herum, der nach wie vor auf den Treppenausgang starrte, die langläufige Pistole im Anschlag. Nachdem er an dem auf fast schon komische Weise wachsamen Bandenmitglied vorbei war, bemerkte er, dass der Plattformboden tatsächlich zur Kante hin geringfügig abschüssig war. Ein Anflug von etwas, das wohl Höhenangst sein musste, rief ein leichtes Zittern in Edeards Beinen hervor. Bevor sie noch mehr Besitz von ihm ergreifen konnte, schlich er entschlossen weiter.
    Das Gewicht der Füße seiner Gegner begann sich zu verlagern. Zuerst machten die vorderen beiden einen Schritt zurück; dann begannen sich alle näher an die Turmnadel zurückzuziehen. Edeard grinste grimmig und ging weiter auf sie zu.
    Er war nur noch fünf Meter von ihnen entfernt, als ihn etwas mit gewaltiger Macht in seine linken Seite traf, knapp unterhalb der Rippen. Edeard schrie laut auf, mehr vor Überraschung denn vor Schmerz. Seine Tarnung drohte zusammenzubrechen, während er nach Atem rang. Medath wirbelte herum. Ein zweiter Hieb traf Edeards Eingeweide und schickte ihn zu Boden.
    »Knallt ihn ab«, befahl ein Longtalk-Flüstern.
    Wie konnten sie mich sehen?
    Medath schoss. Die Kugel durchdrang beinahe Edeards Schild. Ein mächtiger telekinetischer Stoß ließ ihn das leichte Gefälle hinunterschlittern. Plötzlich hatte er wieder das entsetzliche Bild vor Augen, wie Arminel ihn an jenem schicksalhaften Tag am Birmingham Pool über die Kante getrieben hatte. Herrin hilf!
    »Noch mal.«
    Die Kugel traf ihn zugleich mit dem telekinetischen Stoß. Edeard wurde über die Plattformkante geschoben. Wild ruderte er mit den Armen, doch seine Finger konnten keinen Halt finden.
    »Kannst du fliegen, Waterwalker?«
    Mit einem langen Schrei stürzte Edeard in die Tiefe.
    Instinktiv versuchte er, sich mit seiner dritten Hand am Turm festzuhalten. Er konnte sogar spüren, wie die Macht in die körnige Struktur des Gemäuers eindrang. Kannst du mir helfen? , fragte er flehend die trägen, gigantengleichen Gedanken.
    Doch vergebens. Er fiel weiter. Fiel und fiel.
    Kristabel!
    Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung hörte er sie entsetzt aufschreien. Er richtete einen letzten Gedanken an sie – Ich liebe dich. Zufrieden, dass sie es hören würde. Es machte den Tod erträglicher. Und immer noch schien sein Sturz kein Ende zu nehmen.
    Von unten brandete ihm eine heftige Welle der Angst aus den Bewusstseinen der Konstabler entgegen, die hilflos den Turm umschwärmten.
    Er fiel und fiel.
    Jetzt, jede Sekunde.
    Er wappnete sich für die grauenvolle Schmerzenswelle, die für einen Moment durch seinen Körper gehen würde, bevor er starb.
    Er fiel und fiel.
    »Wie, zum Henker, machst du das?«, fragte Chaes verdatterte Stimme.
    Etwas klatschte gegen Edeards Hintern. Es war der Boden.
    »Hä?«, grunzte Edeard blöde. Er schaute hoch und erblickte einen Kreis von ungefähr zehn Gesichtern, die ungläubig auf ihn herabspähten. Fassungslos berührte er mit den Händen den Boden. Er war unten. Unversehrt.
    »Aber ich bin doch gefallen …«, stammelte er. Aber natürlich! Es fühlte sich jedes Mal so an, als würde er fallen, wenn die Stadt ihn in ihre Tunnel herunterließ. Hier draußen musste es das Gleiche sein.
    Ein beinahe hysterisches Lachen drohte aus seiner Kehle hervorzusprudeln. Schon traten ihm, als der Schock einsetzte, die ersten Tränen in die Augen.
    Einige der ihn anglotzenden Konstabler wurden zur Seite gestoßen. Kanseen und Boyd stürzten in die entstandenen Lücken.
    »Edeard!«, schrie Kanseen. »Oh Herrin, was ist passiert?«
    »Eine Falle«, sagte er schwach. Er deutete auf die dunklen Umrisse des Turms, der über ihnen aufragte, überrascht, wie viel Anstrengung es ihn kostete, allein nur seinen Arm zu heben.
    »Medath?«, fragte sie verblüfft.
    Edeard nickte. Das Atmen fiel ihm schwer, sein Körper kribbelte überall, und jetzt fing er auch noch an zu zittern. Von irgendwoher konnte seine Fernsicht gerade noch den Impuls einer kreatürlichen Angst ausmachen. Er wurde rasch stärker. »Was geschieht da?«, krächzte er. »Was?«
    »Edeard?« Boyds Stimme klang sehr weit weg. Chae schaute sich stirnrunzelnd um.
    Edeard hatte nicht mehr die Kraft, zu sprechen. »Spürt ihr das?«, fragte er über Longtalk.
    »Was?«, fragte Kanseen zurück.
    Dann verströmte Chae mit einem Mal schieres Entsetzen. »Weg da!«

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