Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
Edeard. Während sie lautlos aus ihrem Versteck heraus und auf den Turm vor ihnen zueilten, setzte er sich mit Chae in Verbindung. »Jetzt die Schlinge vorsichtig zuziehen. Hier sind’s fünfzehn, aber sie werden bestimmt noch Beobachtungsposten aufgestellt haben.«
»Hab schon drei entdeckt«, beruhigte ihn Chae. »Wir sind unterwegs.«
Ihr Einsatzplan war denkbar einfach. Dinlay und Boyd würden einen Turmeingang übernehmen, Kanseen und Macsen einen weiteren, während Edeard durch den dritten hineingehen würde.
»Sie kommen.«
Jäh blieb Edeard stehen, runzelte die Stirn über den klaren und deutlichen Longtalk. Er vermochte nicht zu sagen, von wo er gekommen war; aber ganz gewiss nicht von einem der Trupps. Weiter vorn strahlten die Bewusstseine der Bandenmitglieder jetzt eine gewisse Unruhe aus. Ihre Fernsicht streifte suchend umher.
Er schritt weiter hinauf zur Schwelle des Eingangs und lauschte auf die leisen, besorgten Stimmen, die von den malvenfarbenen Stalagmiten und seltsamen Vorsprüngen in den Wänden der grottenartigen Kammer widerhallten. Die beiden Gruppen befanden sich zusammengedrängt nahe des mittleren Schafts. An jedem der Ausgänge waren Wachposten aufgestellt.
»Bereit«, verkündete Kanseens Longtalk.
Augenblicklich schwang der Wachposten, der Edeard am nächsten stand, herum und spähte mit seiner Fernsicht zu dem Eingang hinüber, den Kanseen blockierte.
Edeard betrat den Turm und ließ seine Tarnung fallen. Sein Schild verhärtete sich um seinen Körper.
Erschrocken keuchte der Wachposten auf. »Waterwalker!«, brüllte er mit Stimme und Geist.
Im Voranstürmen streckte Edeard seine dritte Hand aus und zerrte die beiden Pistolenkisten fort von den Bandenmitgliedern. Sie versuchten, sie ihm wieder zu entreißen, doch es mangelte ihnen schlichtweg an Kraft.
Medath und seine Leute zogen ihre eigenen Pistolen. Natürlich hatte Medath bereits eine der langläufigen Waffen. Edeard knurrte bestürzt. Zwei der Bandenmitglieder begannen zu feuern. Edeard ließ die Kisten draußen vor dem Turm zu Boden fallen und ging dazu über, sich zu schützen. Männer rannten auf die beiden offenen Eingänge zu. Der erste erreichte den Durchgang, der von Kanseen und Macsen gesichert wurde, und schrie entsetzt auf, als Kanseen plötzlich kaum einen Meter vor ihm erschien. Ihre dritte Hand schlug ihm gegen die Schläfe und schickte ihn augenblicklich zu Boden. Sie verschwand. Weitere Schüsse wurden auf die Stelle abgefeuert, an der sie noch eine Sekunde zuvor gestanden hatte. Edeard lenkte einen ganzen Schwarm von Kugeln ab, dann spielten die Banditen Verfolgungsjagd um die Stalagmiten herum.
»Schluss damit«, brüllte Edeard mit laut durch die Halle dröhnender Stimme. »Wir wissen, wer ihr seid. Der Turm ist von mehreren Konstablertrupps umstellt. Unsere Ge-Adler beobachten jede Bewegung. Ihr könnt nicht entkommen.«
Statt einer Antwort prasselte ein Kugelhagel auf ihn ein. Resigniert schüttelte er den Kopf. Dinlay raste an ihm vorbei, halb sichtbar, während er zwei Männer verfolgte. Irgendjemand fiel der Länge nach hin; seiner Masseträgheit war durch Telekinese nachgeholfen worden, sodass er mit dem Kopf gegen einen Stalagmiten knallte. Edeard schnappte sich wahllos zwei Bandenmitglieder und ließ sie ineinanderkrachen. Kraftlos sackten sie zu Boden. Zwei weitere fanden sich im Gegensatz dazu in die Höhe gehoben und hingen wild zappelnd und schreiend in der Luft.
»Hier rauf!«
Es war die gleiche Longtalk-Stimme wie zuvor. Laut und klar setzte sie sich über die Schreie und das mentale Gestammel im Innern der Halle hinweg.
Gehetzt schaute Edeard sich um und versuchte herauszufinden, zu wem sie gehörte. Dabei fiel der Blick seiner Fernsicht auf Medath, der soeben auf die Öffnung am Fuß der zentralen Säule zurannte.
Vier aus der Bande standen jetzt zusammen, die Hände kapitulierend in die Höhe gestreckt; die Pistolen lagen zu ihren Füßen. Direkt vor ihnen tauchte Boyd auf, die eigene Waffe im Anschlag. Mehrere Schüsse hallten durch den Raum. Dann war ein schmerzverzerrtes Heulen zu hören, das sämtliche anderen Stimmen übertönte. Macsen wurde sichtbar, hinter einem Mann, der sich die Schulter hielt; Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Macsen hob leicht seine Pistole. »Das nächste Mal wird’s ein Kopfschuss«, verkündete er laut. »Also gebt lieber auf, ihr seid verhaftet.« Er wurde wieder unsichtbar.
Edeard rannte zur mittleren Säule hinüber. Noch im Laufen
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