Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
gebrochenen Arm anrichtete, was wiederum der Grund für ihre wachsende Übelkeit sein mochte.
»Was passiert hier?«, fragte sie Inigo. »Wo ist die Besatzung?« Sie zitterte noch immer von der eisigen Luft auf der Planetenoberfläche.
Er sah sie nicht an, während er antwortete. »Wir schießen senkrecht nach oben, um schnellstmöglich aus der Atmosphäre rauszukommen. Über die Besatzung weiß ich nichts.« Seine Gaiafield-Emission war gefärbt von Sorge.
»Ich kann nicht auf das Schiffsnetz zugreifen.«
»Ich auch nicht.«
Nach ein paar Minuten sank die Beschleunigung jäh ab und stabilisierte sich auf ein G. Inigo erhob sich in eine sitzende Position. Immer noch sickerte Besorgnis aus seinen Gaiamotes.
Corrie-Lyn zuckte zusammen, als sie sich ebenfalls langsam aufrecht hinsetzte. Ihr Fußgelenk pochte, und die Medikamente, die sie wegen ihres Arms eingenommen hatte, waren ihrem Sehvermögen nicht gerade zuträglich. Vielleicht war es aber auch nur ihr Gleichgewichtssinn, der sie sich so sonderbar leicht fühlen ließ. Oder aber die Schiffsantriebe verhielten sich seltsam. Irgendetwas in der Luft roch komisch. Sie musste hicksen und hoffte, dass das nicht der Vorbote eines Brechanfalls war. Aus irgendeinem Grunde ließ sie die Situation kälter, als sie eigentlich sollte. Obwohl, die Besatzung … Ja, das war wirklich übel. Instinktiv wusste sie es bereits. Wehrte sich dagegen, das Offensichtliche in ihr Bewusstsein sickern zu lassen. Zu viel. Alles viel zu viel auf einmal.
»Also leben wir noch«, sagte sie seufzend.
Endlich sah Inigo sie an. »Ja.« Schwerfällig stand er auf. Einer der Leuchtstreifen unter der Decke flackerte. In seinem Gehäuse waren Risse. Stirnrunzelnd sah er sie sich an. »Mein Feldscan zeigt jede Menge Schäden an der Struktur um uns herum. Äh, ich kann an Bord keine Besatzung entdecken.«
»Was soll das heißen?«
Eine dicke Plyplastik-Tür glitt auf, und Aaron trat in den Gang. Seine Gaiamotes waren verschlossen, aber trotz ihres medikamentenbeduselten Zustands konnte Corrie-Lyn auch so erkennen, wie wütend er war. Mit wildem Blick starrte er auf Inigo. »Versuchen Sie bloß nie wieder so eine Nummer wie auf diesem Gletscher.«
Inigo sah ihn verächtlich an. »Fast hätte ich sie gehabt, nicht wahr? Und dabei bin ich absoluter Amateur.«
Aaron verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln. Machte einen Schritt vorwärts.
Gorrie-Lyn schrie vor Schmerz laut auf, als sein Fuß sich auf ihren Knöchel senkte.
Augenblicklich schnellte Inigo nach vorn, traf Aaron mit einer rugbymäßigen Grätsche. Der geriet nicht einmal ins Wanken. Wie zum Trotz vergingen noch ein paar weitere Sekunden, bevor er seinen Fuß mit provozierender Langsamkeit hob und zurücktrat.
Wimmernd umfasste Corrie-Lyn ihren Knöchel, wo der glühende Schmerz noch immer ihr Fleisch entflammte. Tränen traten ihr in die Augen. »Bitte nicht«, flüsterte sie voll Angst.
»Die Medikammer befindet sich in der Hauptkabine«, sagte Aaron und streckte seine Hand nach ihr aus.
»Wo ist die Besatzung?«, fragte sie.
»Mal für einen Moment vor die Tür gegangen.« Aaron machte eine Pause, schien einen Moment nachzugrübeln. »Könnte aber auch etwas länger dauern.«
Corrie-Lyn ignorierte seine Hand. Inigo half ihr auf. Gemeinsam folgten sie Aaron durch die Tür zur Hauptkabine.
»Oh Herrin!« Unwillkürlich schlug sich Corrie-Lyn ihre freie Hand vor den Mund. Sie konnte buchstäblich spüren, wie ihr die Galle hochkam bei dem Anblick, der sie empfing.
Die Hauptkabine des Raumschiffs war ein runder Raum von etwa sieben Metern Durchmesser. Verschiedene Einrichtungsgegenstände waren aus den Plyplastik-Wänden und dem Boden extrudiert, zahlreiche der in die Wand eingebetteten Ausstattungsmodule beschädigt. Die meisten durch irgendeine Art von physischer Gewalteinwirkung, die ihre Verkleidungen verbeult und zersplittert hatte. Andere waren zusammen mit der Wand um sie herum zerschmolzen und hatten hässliche Rußmale an der Decke hinterlassen. Doch das war es nicht, was sie schockierte.
Da war Blut auf dem Boden. Große Lachen von Blut, die während der unkontrollierten Beschleunigung des Raumschiffs wild in der Kabine hin und her geschwappt waren. Jetzt begannen die Pfützen allmählich zu gerinnen. Blut klebte an den Wänden; große Spritzer, die sich strahlenförmig von den Brandnarben ausbreiteten. Blut befand sich an der Decke, in langen, ekelerregenden Schlieren.
»Monster!«, presste sie
Weitere Kostenlose Bücher