Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
schlägt. Also fäll dein Urteil über uns doch lieber nicht ganz so schnell.«
    Ich saß ganz still da und versuchte, ihn nicht noch weiter zu verärgern. Er machte den Eindruck, als stünde er kurz davor, mir eine Ohrfeige zu verpassen, die mich quer durch den Raum fliegen lassen würde. Doch in diesem Moment ließ er mich los, zog sein Telefon hervor und klappte es auf.
    »Sie kann jetzt nach Hause fahren. Warte draußen auf sie. Komm nicht rein.«
    Ich starrte ihn an, als er das Handy wieder zuklappte. »Leo wartet im Wagen auf dich. Ich würde dir raten, nicht zu trödeln. Die Nacht ist gefährlich, und da draußen sind Ungeheuer, die weit beängstigender sind als ich.«
    Zitternd erhob ich mich, vertilgte die Kekse, kippte die Milch hinunter, dann nahm ich meine Tasche und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür. Als ich langsam die Treppe von Vecktor Hall hinabging, hörte ich ein Rascheln in einem Busch am Gebäude, und der Wind trug mir ein Flüstern zu.
    Cicely … Cicely, ich muss mit dir reden.
    Das war nicht Ulean; sie war zu Hause geblieben, weil Vampire nicht gerade auf Elementare standen.
    Wer bist du? Was willst du?
    Komm bitte, damit wir reden können. Ich bin beim Dovetail Lake. Bitte komm heute Abend. Die Stimme fühlte sich weiblich an, und es lag keine Feindseligkeit, kein Verrat darin.
    Ich weiß nicht – es war ein harter Tag …
    Bitte halt auf deinem Heimweg dort an. Ich muss mit dir über Grieve reden.
    Über Grieve? Was ist mit Grieve?
    Aber die Stimme driftete mit einem letzten Ich warte an den Bootsanlegern auf dich davon.
    Während ich auf den Wagen zuging, holte ich mein Telefon hervor und wählte. Rhiannon ging dran. »Frag mich bitte nicht, wie es war, nicht jetzt, okay? Bitte tu mir einen Gefallen. Geh in mein Zimmer und sag laut: ›Ulean, Cicely braucht dich jetzt am Dovetail Lake.‹ Kannst du das machen?«
    »Ja, sicher, aber was ist denn los?«
    »Ich weiß nicht, aber jemand will mich dort treffen, und ich schwöre, ich kenne die Stimme. Sie kam über den Windschatten, und sie klingt wie eine, die … die ich als Kind gehört habe.«
    »Soll ich auch lieber kommen?«
    »Nein«, sagte ich nach kurzer Überlegung. »Bleib mit Kaylin dort und passt auf das Haus auf. Es wird nicht lange dauern, und Leo ist ja bei mir.« Während ich die Verbindung unterbrach und in den Wagen stieg, kam mir der Gedanke, dass mein Leben in verdammt kurzer Zeit verdammt kompliziert geworden war. Mein altes Leben war ein Alptraum gewesen, aber ich konnte nicht behaupten, dass dies hier wesentlich besser war. Nur hast du jetzt Grieve und deine Cousine wieder, meldete sich mein Bewusstsein zu Wort.
    Ich lächelte. Das ist wahr, erwiderte ich in Gedanken. Ich habe Grieve und meine Cousine, und beide sind es wert, dass man um sie kämpft.

    Leo hatte nach dieser Fahrt nichts mehr zu tun, also willigte er nach einem kurzen Streit ein, mich am See vorbeizufahren. Dort angekommen, stieg ich aus und warnte ihn, auf jeden Fall im Auto zu bleiben. »Du musst abhauen können, wenn es sich um eine Falle handelt. Wenn alle Stricke reißen, versuche ich, mich wieder in eine Eule zu verwandeln und so zu fliehen.«
    »Das gefällt mir überhaupt nicht«, murrte er, aber ich zog die Trumpfkarte und gab das arme kleine Ding, das gerade vom Vampir gebissen worden war und daher das Recht hatte, seinen Willen durchzuboxen. Schließlich gab er nach und blieb im Auto sitzen.
    Dovetail Lake war ein kleiner See oder ein großer Teich, je nachdem, wie man es sehen wollte, der etwas abseits einer einsamen Straße lag. Umgeben von Erlen und Kiefern, Zedern und Trauerweiden, war er ein Tummelplatz für Wochenendkrieger, die einen ruhigen Platz zum Angeln suchten. Zum Baden war er nicht geeignet, weil er sehr tief war und der Grund bereits kurz nach dem Ufer steil abfiel. Als ich das letzte Mal zu Hause gewesen war, waren zwei Jungen ertrunken, die hier zu schnorcheln versucht hatten.
    Leise ging ich über den Parkplatz, tastete mich den Weg zum Anleger hinunter und blieb abwartend an mit Eis überzogenem Schilf und Gräsern stehen, die gerupft und verwittert aussahen. Das Wasser war unruhig und finster und schäumte um die Ansammlung, wann immer der Wind die Oberfläche kräuselte. Ich lehnte mich gegen das Geländer – vorsichtig, da es nicht besonders stabil wirkte – und glaubte plötzlich, etwas im Busch zu hören.
    Als ich mich umdrehte, löste sich eine Gestalt aus dem Dickicht, das sich am Ufer duckte. Die Gestalt

Weitere Kostenlose Bücher