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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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und von dem Mädchen bleibt nicht mehr genug übrig, das uns helfen könnte.« Sie legte mir einen Arm um die Schultern und führte mich zu einem Bücherregal.
    »Warten Sie – wo bringen Sie sie hin?«, rief Rhiannon.
    »Geduld, Feuerteufelchen«, sagte Lannan hinter mir. »Du und Leo bleibt hier. Kommt, trinkt einen mit mir. Meine Schwester passt schon auf deine Cousine auf. Sofern sie sich benimmt.«

    Regina drückte gegen ein Buch im Regal – ich konnte nicht erkennen, welches –, und die Bücherwand teilte sich und gab einen dunklen Gang frei. Ich folgte ihr hinein, da ich ohnehin keine andere Wahl hatte. Meine Entscheidungsfreiheit hatte ich vorhin an der Türschwelle abgegeben.
    »Ich persönlich würde es ja nicht tun«, sagte sie, als die Tür sich wieder geschlossen hatte. »Aber mein Bruder hat nicht unrecht. Das hier wird dich eher überzeugen können als das, was wir dir zu sagen haben.«
    »Was ist das Blutorakel?« Besser vorgewarnt sein, als überrumpelt zu werden.
    »Frag lieber, wer.« Sie blinzelte. »Das Blutorakel ist der Prophet des Karmesin-Hofs. Er ist seit zweitausend Jahren tätig. Er heißt Crawl, aber du darfst ihn niemals direkt ansprechen. Alle Fragen werden über mich gestellt. Er spricht nicht mehr mit Sterblichen, seien sie nun magiegeboren oder menschlich.«
    Wir traten in einen dunklen Raum. In der Mitte stand ein Tisch, über dem eine einzelne Glühbirne Licht spendete. Der Tisch war achteckig, und darauf befand sich ein Kristall, der über einer purpurroten, von innen heraus sanft leuchtenden Glasplatte schwebte. Das Gefühl von Magie hing schwer in der Luft, kroch wie herabprasselnde winzige Nadeln meine Arme aufwärts und reizte meine Nerven. Das war alte Magie, düster, mächtig, unheilverkündend. Der Rest des Raumes lag in schwarzen Schatten, und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es lebensgefährlich war, aus dem schwachen Schein der Glühbirne zu treten.
    Ich wollte gerade fragen, was genau ich da sah, als ich mich dagegen entschied. Regina, deren Hände über dem Kristall schwebten, blickte konzentriert hinein, und ich wollte sie nicht unterbrechen, denn ich konnte spüren, wie tief sie sich hineinversenkte. Plötzlich war mir kalt, und ich verschränkte die Arme. Die Magie schwappte herauf wie Wellen, die gegen einen Bootsrand schlugen, und der Raum begann sich zu drehen. Regina streckte den Arm aus und packte mich am Handgelenk, als sich ein mächtiger Wind erhob und alles um mich herum schwarz wurde.

11. Kapitel
    D er Geruch von tausend Jahren rauschte vorbei und drehte den Kalender Monat um Monat zurück. Qualm und Rauch von Millionen Feuern, Stimmen, Schreie, die sich in den Tiefen der Zeit verloren, Flüstern der uralten Geister, die die Jahrhunderte durchzogen, und das Heulen von Wölfen im Wind.
    Mein Wolf stieß ein Fiepen aus, als er erwachte und sich streckte, um zu sehen, was vor sich ging. Ich versuchte ihn zu beruhigen, denn ich wusste, es war Grieve, der meine Furcht spürte, der das Trudeln bemerkte, aber er knurrte, als ich mir mit der Hand über den Bauch strich.
    Die Kakophonie wurde lauter und lärmender, und ich versuchte, mich von Regina loszumachen, um mir die Ohren zuzuhalten … Und mit einem Mal herrschte Totenstille.
    Wir standen in einem dämmrig beleuchteten Raum, riesig, eher einer Halle gleich. Der Tisch mit Kristall und Glühbirne sah genauso aus wie der in der Kammer, in der wir eben gewesen waren, und auch das Summen der Energie, die durch den Edelstein floss, war identisch. Ich versuchte mir alles ganz genau einzuprägen, damit ich später herausfinden konnte, worum es sich handelte.
    Der Raum erstreckte sich so weit in die Ferne, dass ich das Ende nicht sehen konnte, und die Decke befand sich gute zehn Meter über unseren Köpfen. Die Wände waren mit purpurrotem Papier bespannt, und das Licht kam aus unsichtbaren Quellen. An den Wänden standen Bänke, und der Boden war mit magischen Symbolen verziert. Dichte Magie wallte um meine Fußknöchel wie zäher Nebel, und mir juckte die Haut. Was immer man hier getan hatte, es hatte das Gleichgewicht gestört und eine Kraft freigesetzt, die stärker war als alles, was ich bisher gespürt hatte.
    Regina berührte meine Schulter. »Komm. Und bleib auf dem Steg.«
    Sie setzte sich in Bewegung, und ich lief ihr nach, ohne zu wissen, wohin es ging. Wir wanderten auf einem schmalen Pfad aus Terracotta, der an beiden Seiten mit dicken schwarzen Linien abgetrennt war, auf denen Symbole

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