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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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über einer ausgewaschenen Jeans, und seine Haare fielen in goldenen Locken wasserfallartig bis zur Rückenmitte. Sein Gesicht hätte Apollo Konkurrenz machen können, und die Verwandtschaft zwischen ihm und Regina war eindeutig. Zusammen strahlten sie wie die Sonne, und ihre Augen waren so schwarz wie das All.
    Er neigte den Kopf und lächelte mich an, so dass ich sehen konnte, wie seine Reißzähne sich verlängerten. Ich spürte, wie ich fiel, immer weiter fiel, tief, schwindelerregend, ähnlich wie in Grieves Armen, und doch war dies anders, hier gab es keine Verbindung außer dem dünnen Faden einer unausgesprochenen Kommunikation zwischen uns.
    Fragst du dich, wie es sein könnte …? Willst du es wissen? Ich zeig’s dir. Du musst mir nur die Kontrolle überlassen, und ich gebe dir einen Grund, dich nach mir zu sehnen.
    Ich spürte, dass ich mich auf ihn zubewegte, auf diese wunderschöne, volle Stimme, die in meinen Gedanken widerhallte. Ich wollte zu ihm, wollte herausfinden, was genau er mir versprach.
    Leo packte meinen Arm, als gleichzeitig eine leise Stimme in meinem Inneren warnte. Sieh ihm nicht in die Augen … hör ihm nicht so innig zu … lass ihn deine Furcht nicht wittern …
    Regina lachte. »Wie ich sehe, reagierst du auf den Charme meines Bruders. Das tun die meisten Frauen. Lannan, das ist Cicely Waters. Cicely – mein Bruder. Nun, was unseren Vorschlag betrifft: Wir wissen von deiner Verbindung zu dem Feenmann namens Grieve. Er ist Angehöriger des Indigo-Hofs.«
    Ich hatte Mühe, meine Stimme neutral zu halten, aber innerlich fuhr ich zusammen. Die Vamps hatten für den Indigo-Hof keine Sympathien übrig, daher war ich nicht überrascht, dass sie wussten, wer zu ihren Feinden gehörte. Was mich allerdings überraschte, war die Tatsache, dass sie von Grieve und mir wussten. Doch ich wollte sie nicht spüren lassen, dass sie mich aus dem Konzept gebracht hatten.
    »Und weiter?«
    »Wir bitten dich nur darum, mit dem fortzufahren, was du ohnehin schon tust. Halte ein Auge auf ihn. Dring in seine Welt ein und berichte uns von dem, was du siehst und hörst. Und bevor du nein sagst, überlege Folgendes: Wir wissen, dass du über den Indigo-Hof Bescheid weißt … dass du dich erkundigt hast, was er ist und wie er entstanden ist. Wir spielen kein doppeltes Spiel. Du wirst unsere Agentin sein.« Ihre Augen glänzten im gedämpften Licht wie stählerne Kugeln.
    »Warum ich?«
    »Die Königin hat ihre Gründe. Wenn du dich entscheidest, für uns zu arbeiten, wirst du eine hübsche finanzielle Entschädigung bekommen, sowie andere, sagen wir, Vergünstigungen. Außerdem stehst du unter unserem Schutz. Doch wenn du uns deine Hilfe verweigerst, sehen wir uns gezwungen, andere Mittel anzuwenden, um uns deiner Mitarbeit zu versichern.« Sie ließ den Satz ausklingen, und ich blickte erneut auf. Die urtümliche Wildheit ihres Blicks ließ mich zurücktaumeln.
    »Das heißt also, entweder ich mache freiwillig mit …«
    »Oder wir finden weniger großzügige Möglichkeiten, dich uns gefügig zu machen.« Regina beugte sich vor und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich spürte, dass ihr Lippenstift einen Abdruck hinterließ, und hätte ihn gern abgewischt, fürchtete aber, dass sie das als Beleidigung auffassen würde.
    »Kann ich drüber schlafen und Ihnen morgen eine Antwort geben?« Ja, ich wollte Zeit schinden. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass man mir einen Job anbieten würde – schon gar nicht einen, der solche Konsequenzen nach sich zog.
    »Nein. Wir brauchen jetzt eine Antwort. Wirst du uns helfen?«
    Ich sah sie an und wusste, dass ich in der Falle saß. Entweder ich sagte ja, oder ich würde dafür büßen müssen. Und meine Freunde vermutlich auch. »Warum soll ich das tun? Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    Lannan meldete sich zu Wort, und er tat es mit einem leisen Lachen. »Bringen wir sie zu Crawl. Vielleicht überzeugt er sie ja.« Er wirkte so angetan von seinem Vorschlag, dass ich mich am liebsten irgendwo verkrochen hätte.
    Regina bedachte ihn mit einem harten Blick. »Crawl? Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Nein. Bringen wir sie zu Crawl. Man widersteht ihm nur schwer.«
    Geoffrey veränderte voller Unbehagen seine Sitzposition. Er wechselte einen Blick mit Leo, schwieg jedoch. Leo senkte den Kopf, obwohl Rhiannon ihn nicht gerade sanft anstieß.
    »Vielleicht hast du recht.« Regina winkte mir. »Aber ich mache es. Du gemeinsam mit dem Blutorakel,

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