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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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blubbernden Brunnen, so dass mein Blut hineintropfte. Nach einer gewissen Menge zog sie meine Hand zurück, senkte den Kopf und leckte sie sauber. Während die Wunde erschreckend schnell zu heilen begann, schauderte sie, und erneut fürchtete ich um ihre Selbstbeherrschung, doch schließlich atmete sie kontrolliert aus.
    Der Ring aus Flammen war inzwischen wieder lückenlos, und Regina wandte sich an Crawl. »Es ist gezahlt worden. Nun sag mir, was ich wissen muss.«
    Crawl krabbelte hastig vorwärts. Seine Art, sich zu bewegen, erinnerte mich an eine Spinne. Lüstern blickte er mich an. »Sie ist es. Sag ihr, dass du recht hast. Sie wird den Krieg auslösen und uns so dazu verhelfen, zurückzufordern, was unser war. Das hast du gut gemacht, meine reizende Tochter.«
    Ich wollte zurückweichen, mich umdrehen und davonlaufen, denn es gruselte mir vor Crawl, und es kam mir vor, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis er sich auf mich stürzte und ich so zermatscht war wie eine Mücke auf der Windschutzscheibe.
    Regina lachte leise. »Das dachte ich mir.« Sie wandte sich an mich. »Vor langer Zeit wies Crawl die Blutfürsten an, über jeden Kontinent ein engmaschiges Netz zu spannen und den Indigo-Hof zu beobachten, genau zu verfolgen, wie und wo er sich ausbreitet. Es wird Krieg geben, Cicely.« Ihr Tonfall warnte mich, keine Fragen zu stellen, aber sie klang ohnehin so selbstsicher, dass ich ihr glaubte.
    Ich schaute auf zu Crawl, der sein Gesicht durch die Flammen um den Brunnen schob und schrie, während er das frische, blubbernde Blut aufleckte.
    Regina schenkte mir ein sanftes Lächeln und verbeugte sich tief vor dem Blutorakel, das uns nicht mehr beachtete, dann führte sie mich zurück zum Steg. Ich hatte die dumpfe Sorge, dass er uns folgen würde, und blickte immer wieder über die Schulter zurück, aber als wir ein paar Meter von der Plattform entfernt waren, sagte Regina: »Hab keine Angst. Er ist dort gefangen und kann nicht fort.«
    »Wer ist er?«, fragte ich leise.
    Sie antwortete ebenfalls leise. »In Crawl fließt das Blut der ersten Kriegerkönige, und er ist einer der gefährlichsten Vampire, die gegenwärtig auf der Erde wandeln, nur die Königin steht noch über ihm. Sie hat ihn geschaffen, er ist ihr Schoßhündchen. Sein Zweites Gesicht und seine psychischen Fähigkeiten entziehen sich nicht nur jeglicher Zuordnung, sondern sind auch ausschließlich auf ein Ziel ausgerichtet, und das ist der Schutz der Vampirnation um jeden Preis. Er kennt keine Gnade, keine Furcht, keine Liebe.«
    »Ist er verrückt?«
    »Da er so alt ist, weiß wahrscheinlich niemand, wann er sich so verändert hat, aber – verrückt? Nein, nicht im herkömmlichen Sinn. Er weiß, was er tut, er versteht, was vor sich geht. Er hat einfach im Laufe der vielen Jahrhunderte jedes bisschen Menschlichkeit abgelegt. Falls er überhaupt jemals menschlich war.«
    »Sie werden es mir vielleicht nicht sagen wollen, aber dieser Krieg … hier geht es um den Indigo-Hof, nicht wahr? Sie behaupten, ich sei der Katalysator. Bin ich deswegen heute hier?«
    Ich versuchte zu begreifen. Crawls Worte hatten mir mehr als nur einen kleinen Schauder über den Rücken gejagt. In ihnen schwang eine Wahrheit mit, die in meinem Inneren widerhallte.
    »Cicely, ich will ehrlich zu dir sein. Wir brauchen dich. Und ungeachtet dessen, was du denken magst, braucht ihr auch uns. Der Indigo-Hof ist gefährlich. Myst weiß, dass du ihren Sturz initiieren wirst; sie wird dich nicht leben lassen. Du weißt, wie es begann.«
    »Ja. Geoffrey hat Myst geschaffen. So war es doch, oder? Er ist der Geoffrey, der den Angriff auf den Dunklen Hof angeführt hat.«
    Regina schnaubte leise. »Ja. Geoffrey war damals noch jung und hatte nicht die Geduld und die Voraussicht, mit der er nun agiert. Die Vampirnation will einen Fehler wiedergutmachen, den wir vor so vielen Jahren begangen haben. Daher brauchen wir dich, und wir sind bereit, euch als Gegenleistung zu helfen. Stimmst du nicht zu, machen wir dir dein Leben zur Hölle. Tust du dich aber mit uns zusammen, werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um dich und deine Freunde zu beschützen. Genug jetzt, bis wir zu den anderen zurückkehren.«
    Ich musste noch eine letzte Frage wagen. Crawl hatte etwas zu ihr gesagt. »Darf ich fragen, ob … Sind Sie Crawls Tochter? Hat er Sie – gezeugt?«
    Sie sah auf mich herab, und ihr Lächeln verblasste. »Lannan und ich haben die Macht des Blutorakels in unseren Adern.

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