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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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einmal im Inneren und die Tür verschlossen, dann waren wir den Vampiren ausgeliefert, und niemand wusste, wohin wir gegangen waren. Ich sah die anderen an. Leo nickte. Also nahm ich mich zusammen und trat über die Schwelle.
    Das Foyer funkelte. Von der Decke hing ein Lüster mit Hunderten von Kristallen, die unter strahlenden Kerzen baumelten, und die Halle glitzerte im durch die Facetten gespiegelten Licht, als wäre sie mit Diamanten ausgelegt.
    »Wunderschön«, flüsterte Rhiannon.
    Zur Linken zweigte ein kurzer Korridor ab und endete an mächtigen elfenbeinfarbenen Türen, die mit vergoldeten Schnitzereien geschmückt waren. Direkt vor uns erhob sich eine Treppenflucht, die bis hinauf in den obersten Stock führte und auf jeder Etage T-förmig auseinanderging.
    Zu unserer Rechten machte der Flur eine Linksbiegung, aber die Doppeltüren standen offen, und Musik drang heraus.
    Die Eingangshalle schmückten riesige Topfpflanzen, Miniaturbäume in Porzellankübeln, die vermutlich auch ohne Baum und Erde schon hundert Pfund wogen. An den Wänden standen Tische – Konsolen aus Marmor und Messing und Bronze –, darüber hingen Gemälde, und als ich mich näherte, sah ich auf einem der Bilder den Namenszug Monet und erkannte einzelne Pinselstriche. Dieses Bild war ein Original, was bedeutete, dass der Besitzer dieses Hauses Geld hatte. Und zwar sehr, sehr viel Geld.
    Der Saal war mit Kerzen und einer sich drehenden Disco-Kugel beleuchtet, aber irgendwie wirkte nichts von all dem Prunk schäbig oder ordinär, sondern prächtig und strahlend. Seltsame Düfte hingen in der Luft: Parfums, die ich noch nie gerochen hatte und die mich an üppige Gärten und Opiumhöhlen denken ließen.
    Und dann waren da natürlich die Gastgeber. Ich sah hier und da auch einen echten Menschen in der Menge, doch die Vampire waren leicht zu erkennen. Augen ohne Pupillen erschreckten zwar bestenfalls kleine Mädchen, aber die Vampire wussten sie einzusetzen. Es musste leicht sein, sich in die Schwärze zu versenken, sich in der glänzenden Leere zu verlieren.
    Durch das Blitzen der rotierenden Lichter schienen sie in Zeitlupe zu tanzen, bruchstückhaft erstarrt zum Rhythmus der Musik. Wohin man auch blickte, nur Armani, Vera Wang, Calvin Klein und Yves Saint Laurents Rive Gauche, und mir dämmerte, dass wir es hier mit Machtmenschen zu tun hatten. Der Saal dünstete altes Geld aus, ein zäher, öliger Geruch, dessen Ursprung in längst vergessenen Geschäften lag.
    »Gibt es überhaupt arme Vampire?«, wisperte Rhiannon, und mehrere Tänzer wandten uns die Köpfe zu. Einer bedachte uns mit einem trägen Lächeln. »Verdammt, die haben mich gehört.«
    Ich nickte dem lächelnden Vamp zu und murmelte verstohlen: »Genau. Pass auf, was du sagst.«
    »Ich freue mich sehr, dass Sie kommen konnten.«
    Eben waren wir noch allein gewesen, und jetzt stand ganz plötzlich eine Frau neben mir. Sie hielt mir die Hand entgegen, und ich nahm sie behutsam. Ihre Haut fühlte sich kühl an, aber nicht klamm, und glatt wie Seide. Sie hatte ihr goldblondes Haar zu einem eleganten Chignon zusammengefasst und war nicht größer als Rhiannon, aber ihre Macht hüllte sie ein wie ein kostbarer Mantel.
    »Ich bin Regina Altos, Gesandte der Karmesin-Königin.« Sie hielt meine Hand fest und rieb beim Loslassen mit einem Finger meine Handfläche, bevor sie sich den anderen beiden zuwandte. »Ich freue mich sehr, dass Sie und Ihre Freunde die Zeit gefunden haben, an unserer kleinen Soirée teilzunehmen.«
    Leo und Rhiannon murmelten Höflichkeiten, während ich hektisch mein Hirn nach einer passenden Antwort durchforstete. An derartige gesellschaftliche Situationen war ich nicht gewöhnt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten musste. Sollte ich so tun, als gehörte ich hierher? Sollte ich sie fragen, was sie von mir erwartete? War es unhöflich, die Gesprächsinitiative zu ergreifen, wenn das Gegenüber älter als die Pyramiden war? Zum Glück rettete Regina selbst mich aus meinem Dilemma.
    »Kommen Sie. Ich möchte, dass Sie sich prächtig amüsieren, aber zunächst sollten wir uns unterhalten. Ihre Freunde dürfen gern dabei sein. Zweifellos werden Sie ihnen ohnehin berichten, was besprochen wird.« Sie bedeutete uns, ihr zu folgen, und wir schoben uns durch die Menschenmenge auf die andere Seite des Saals zu, wo sich noch eine Tür befand.
    Auf dem Weg stieß ich gegen einen Vampir, und er blickte auf mich herab. Seine Miene drückte Entzücken aus und

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