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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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einen Moment lang eindringlich, dann zuckte er mit den Achseln. »Also gut. Ich traue eurem Urteil.« Er schob seinen Stuhl zurück und wischte sich den Mund mit der Serviette ab. »Ich bin ein Traumwandler, Cicely. Als ich noch im Mutterleib war, wurde meine Mutter in eine alte schamanische Tradition eingeführt. Ein Dämon, der sich in der Nähe aufhielt, ergriff die Gelegenheit beim Schopf und drang in meine Seele ein. Er ist nicht in mir, musst du wissen, ich bin nicht von ihm besessen, aber das Erlebnis veränderte mein Erbgut, so dass mir eine übersinnliche Ebene erschlossen wurde. Als der Dämon in mich eindrang, ist er gestorben, aber seine Essenz verschmolz während des Rituals mit meiner Seele, und nun sind wir eins. Ich bin sowohl Kaylin als auch das, was von dem Nachtflor übrig geblieben ist.«
    »Nachtflor?« Na großartig. Jetzt hatten wir es also auch noch mit Dämonen zu tun. Obwohl man sich wohl keinen Dämon vorstellen konnte, der schlimmer als die Vampirfeen war.
    »Ja. Manchmal erhascht man in den Schatten einen Blick auf sie – sie verstecken sich auf staubigen Dachböden, in Kellern und modrigen Scheunen und kommen nur im Schutz der Nacht hervor. Sie sind mit dem Fledermausstamm verbunden.«
    Ich hatte noch viel zu lernen. So vieles war in der Zeit, in der ich auf der Straße gelebt hatte, an mir vorübergegangen.
    »Ich fühle mich, verglichen mit euch, so dumm. So unvorbereitet. Was du gerade erzählt hast … na ja, ich weiß ja, dass es das alles gibt, schließlich bin ich magiegeboren. Aber mein bisheriges Leben hatte bis auf die wenigen Sprüche, die ich kannte, praktisch nichts mit Zauberei zu tun. Krystal und ich haben eigentlich ein schlechtes Roadmovie aus den Siebzigern gelebt. Ich habe mir angeeignet, was immer ging, aber manchmal denke ich, dass ich euch mit meiner Unwissenheit doch nur schaden kann.«
    »Ach was, du machst das schon. Du hast mehr drauf, als man auf den ersten Blick sieht. Wenn du Zweifel hast, frag einfach.« Kaylin lächelte freundlich, und mit einem Mal fühlte ich mich sicher in seiner Gegenwart. Sein Blick versprach, dass er sein Bestes geben würde, um uns zu helfen. Er war auf unserer Seite, und im Augenblick war das alles, was zählte.
    Und so hatten wir unseren vierten Mann. Den Rest der Mahlzeit erzählten wir ihm vom Indigo-Hof und was uns im Wald erwartete.

    »Das gefällt mir nicht«, sagte Leo, der unsere Teller zum Spülbecken brachte. Kaylin wusch das Geschirr, während Rhiannon und ich die Arbeitsflächen abwischten. »Wir werden vermutlich dabei draufgehen.«
    »Was wahrscheinlich ohnehin passiert, wenn wir nichts gegen die Schattenjäger unternehmen. Aber wir wissen, dass Heather und Peyton da draußen sind, und wir müssen es wenigstens versuchen. Wenn wir vier zusammen sind, können wir vielleicht Tillynoks und was sich sonst noch draußen herumtreibt, in Schach halten.«
    Kaylin starrte mich einen Moment an. »Leo hat recht. Die Chancen, den Trip unbeschadet zu überstehen, sind nicht sehr gut, aber ich bin dabei.«
    Ich faltete das Geschirrtuch und hängte es über den Griff des Kühlschranks. »Da es noch ziemlich früh ist, könnten wir auch Glück haben, und Mysts Leute schlafen noch.«
    Einige sicher, aber du musst trotzdem aufpassen, Cicely. Nicht alle Bestien sind Wesen der Schatten oder der Dunkelheit. Ich hörte Uleans Stimme deutlich, und ihre Besorgnis ebenfalls.
    Um fünf Minuten vor neun standen wir auf dem Pfad, der in die Klamm führte. Der Himmel hatte eine merkwürdige silbrige Färbung, und der Geruch von schneebedeckten Zedern hing in der Luft. Das spärliche Licht auf der Schneedecke schimmerte und brachte Farne und Büsche zum Glitzern.
    Kaylin trug seinen Rucksack. Leo hatte Khakis angezogen und einen Pullover in den Farben des Blattwerks. Tarnfarben, dachte ich. Rhiannon hatte ein Feuerzeug und die Feuerbomben dabei, zu denen Leo und ich sie überredet hatten.
    Ich hatte mich für den Coole-Mädchen-Look entschieden: schwarze Jeans, schwarzer Rollkragenpullover und meine Lederjacke. Wir alle trugen Stiefel, die Schnee und Matsch aushielten. Als Waffen hatte ich das Springmesser in einer Scheide an meinem Handgelenk befestigt, und der Athame steckte wie immer im Stiefelschaft. Beide Messer waren in der Öffentlichkeit verboten, aber das kümmerte mich augenblicklich herzlich wenig.
    »Also dann. Gehen wir.« Ich holte tief Luft und tauchte ein in das Gehölz. Der Pfad war die ersten zwanzig Gehminuten eben, dann

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