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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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aber nur allzu bewusst, und ich habe in den hundert Jahren, die ich lebe, einiges gelernt.«
    Vom Hof der Träume hatte ich noch nie gehört, aber allein die Erwähnung war, als hätte mir jemand einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet. Da war etwas mit dem Namen …
    »Moment mal – hundert Jahre? Du bist hundert Jahre alt?«
    »Einhunderteins, ja.« Er sagte das so selbstverständlich, dass ich beschloss, das Thema jetzt nicht weiterzuverfolgen. Wir konnten über sein Alter und die Frage, wie er es schaffte, so alt zu werden und nicht einen Tag älter als dreißig auszusehen, dann noch reden, wenn wir uns gerade nicht mit Goblin-Hunden prügeln mussten.
    »Okay. Bist du deswegen auch in der Lage, Geister zu sehen?«
    »Ja. Das und … anderes.« Kaylin deutete mit dem Kopf auf den Grund der Klamm. »Wir sollten besser weitergehen, bevor das Ding von eben zurückkehrt. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob wir wirklich gut genug bewaffnet sind, um uns zu wehren. Du hast ihm einen bösen Treffer zugefügt und dennoch kaum seine Haut angeritzt.«
    Was er sagte, war wie der nächste Guss Eiswasser. Wir hatten dem Wesen kaum Schaden zugefügt. Was, wenn wir gegen etwas kämpfen mussten, das weit stärker war? Da es in den nächsten Monaten durchaus häufiger zu Kämpfen kommen konnte, mussten wir unbedingt aufrüsten. Aber Kaylin hatte Erfahrung. Und ich wusste genug, um die anderen im Straßenkampf zu unterweisen. Wir würden uns schon durchmauscheln.
    »Haltet die Augen offen. Rennt nicht allein los, wenn etwas passiert. Kaylin und ich haben im Kampf die größte Erfahrung, also solltest du, Leo, in meiner Nähe bleiben. Kaylin, du hilfst Rhia.«
    Rhiannon trat an Kaylins Seite, Leo schloss zu mir auf.
    »Okay, alle bereit? Dann stoßen wir jetzt auf den Grund der Klamm vor.«
    Ich zeigte Leo, wie ich mich seitwärts langsam den steilen, gefrorenen Hang nach unten bewegte und jedes Mal gründlich prüfte, ob ich fest stand, bevor ich den anderen Fuß nachzog. Er tat es mir nach. Alle paar Schritte rief ich »Durchzählen« nach oben, und Kaylin antwortete mir. Ungefähr zehn Minuten später konnte ich das Plätschern von Wasser hören. Es klang gedämpft, so dass ich annahm, dass der Bach teilweise zugefroren war.
    »Wir sind fast unten.« Hier war der Nebel nun so dicht, dass er sich in meinen Lungen fing und mein Atem zu pfeifen begann. Doch ein paar Augenblicke später standen wir endlich an der Rinne, durch die sich der sprudelnde Bach wälzte. Oder gewälzt hatte, bevor sich eine dünne Eisschicht über die Oberfläche gezogen hatte.
    »Und jetzt?«, fragte Rhiannon.
    »Jetzt müssen wir den Bach überqueren und an der anderen Seite wieder hinauf.«
    Wir brauchten viel länger, als ich es erwartet hatte. Ich hatte weder mit dem Nebel gerechnet noch mit einem Angriff noch mit derart schwierigem Gelände. Und nach der Beschreibung Grieves hatten wir mindestens noch eine Stunde, eher zwei, zu gehen.
    »Wir müssen schneller vorankommen.«
    »Dort drüben sind Trittsteine im Wasser«, sagte Kaylin und deutete auf eine Reihe flacher, glatter Felsbrocken, die im Fluss plaziert worden waren. Sie waren vereist, aber wenn wir aufpassten und unsere Füße vorsichtig setzten, mussten wir vielleicht nicht knietief durch Eiswasser waten. Fast problemlos ging ich als Erste über die Steine, und die anderen folgten mir.
    »Und nun wieder rauf und auf zum Marburry-Grab«, sagte ich.
    Die Worte hatten meinen Mund kaum verlassen, als ein Geräusch zur Linken uns herumfahren ließ. Dort, halb versteckt hinter einem Baum, stand Chatter, schreckensstarr. Grieve war nirgendwo zu sehen.

15. Kapitel
    C hatter? Chatter! Ich kann dich sehen.« Als ich mich auf den Baum zubewegte, schien er davonlaufen zu wollen, aber ich hob warnend den Finger. »Wag es nicht.«
    Rhiannon wandte den Kopf, und ein breites Lächeln erhellte ihr Gesicht. »Chatter! Bitte geh nicht.«
    Zögernd kam er hinter dem Stamm hervor und musterte uns vier nervös. Nachdem er einen Moment lang mit den Füßen gescharrt hatte, verbeugte er sich vor Rhiannon. »Miss Rhiannon. Ich freue mich, dich wiederzusehen. Und die liebe Cicely …«
    »Was machst du hier?«, fragte ich. »Hast du uns beobachtet?« Ich trat einen Schritt auf ihn zu. Er machte mir nicht halb so viel Sorgen wie Grieve. Grieve war nun Angehöriger des Indigo-Hofs. Chatter … war noch immer Chatter, wie mir schien.
    Er errötete und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe, dass du auf

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