Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
Preiselbeeren, und wieder überlegte ich, ob wir vielleicht irgendwo falsch gegangen waren, als Leo plötzlich sagte: »Ich hab ihn gefunden.«
    Zu unserer Linken, ungefähr zehn Meter hinter den Büschen, zog sich ein großer Ring von ungefähr vier Metern Durchmesser über den Pfad. Er bestand aus rostroten und braunen Pilzen mit weißen Tupfen. Einige waren bereits verblüht, die Köpfe platt und ganz geöffnet, um die Sporen zu verbreiten. Andere waren geschlossen und hatten ihre prallen Köpfe noch. Der Geruch war bitter und schwer: modrige Erde, Zersetzung und Verfall. Der Schnee innerhalb des Rings war unberührt und nicht einmal durch tierische Spuren versehrt, während der Pfad an der Seite deutlich zu sehen war.
    Rhiannon wich zurück. »Mit dem Kreis stimmt etwas nicht.«
    Leo kniete sich daneben und betastete den Boden neben dem Ring. »Die Magie ist stark. Erdmagie, aber uns nicht wohlgesinnt. Sie pulsiert im Boden und berührt alle Bäume und Pflanzen hier.«
    Ich schickte meine Gedanken aus und versuchte, etwas zu hören, aber meine Kräfte hatten mit dem Wind zu tun, und hier gab es wenig, an was ich mich halten konnte. »Kaylin, was denkst du?«
    Kaylin winkte uns von dem Ring zurück. »Rhiannon hat recht – der Feenring ist eine Falle. Tretet nicht hinein, steckt noch nicht einmal einen Finger rein. Ich weiß nicht genau, was geschehen wird, aber er wartet auf sein nächstes Opfer, das steht fest.«
    »Grieve sagte, wir sollten außen vorbeigehen. Von hier aus müssen wir noch gut eine Stunde weitergehen, bis wir zu den Zwillingseichen kommen. Sobald wir durch sie hindurchgegangen sind, halten wir uns rechts, dann gelangen wir ans Marburry-Hügelgrab.« Ich blickte zum Himmel. Wie lange mochten wir schon unterwegs sein? Es war kalt, und es wurde kälter, aber ich dachte nicht daran, schon umzukehren und wieder nach Hause zu gehen. »Hat jemand eine Ahnung, wie viel Uhr es ist?«
    Kaylin klappte sein Handy auf. »Die Verbindung hier ist nicht besonders, aber laut Display ist es gleich halb elf. Wir haben eine Stunde gebraucht, durch die Klamm zu kommen und mit Chatter zu reden. Wenn wir uns also ranhalten, sollten wir bis Mittag am Hügel sein.«
    »Dann los. Ich bin total durchgefroren. Dagegen soll Bewegung ja helfen.«
    Ich holte tief Luft und marschierte außen am Pilzring entlang. Das Prickeln der Magie verfolgte mich und versuchte, meine Sinne zu verwirren, ließ mich jedoch darüber hinaus in Ruhe. Einen Schritt über die Linie, und wir wären in echten Schwierigkeiten gewesen.
    Das Wandern wurde immer einfacher, obwohl wir ständig auf der Hut vor versteckten Steinen und Wurzeln unter der Schneedecke waren. Zweimal hielt ich an und veranlasste die anderen zu warten, während ich mich in den Windschatten hängte und lauschte, welche Geräusche mir zugetragen wurden.
    Einmal erhaschte ich den deutlichen Eindruck eines Schreis, ein Kreischen so von Angst durchzogen, dass es mir kalt den Rücken herunterlief. Um die anderen nicht zu beunruhigen, sagte ich jedoch nichts. Keine zehn Minuten später ließ ein anderes Geräusch meine Alarmglocken erneut losschrillen, doch nicht der gefürchtete Goblin-Hund kam aus dem Dickicht gesprungen, sondern ein Kaninchen. Es hielt inne, richtete sich auf den Hinterläufen auf, blickte mit zuckender Nase in unsere Richtung und stob dann wieder ins dichte Unterholz davon.
    »O weh! O weh! Ich werde zu spät kommen«, flüsterte ich mir selbst zu, aber da dieses Tier weder eine Taschenuhr gehabt noch eine Weste getragen hatte, konnte dies hier wohl auch nicht unser Kaninchenbau sein. Schade, dass Myst nicht so harmlos wie die Weiße Königin war.
    Ungefähr zwanzig Minuten vor zwölf öffnete sich der Wald tatsächlich langsam zu einer Lichtung, und weiter voraus entdeckten wir ein Paar von Eichen, die alle anderen Bäume überragten. Der Pfad führte mitten hindurch, und dahinter war die Sicht verschwommen.
    »Ein Portal«, sagte Kaylin.
    »Was?« Ich wandte mich zu ihm um, als er zu mir trat.
    »Die Eichen … sie bilden die Seiten des Portals. Von hier kann ich nichts sehen als einen kahlen Hügel, aber wollen wir wetten, dass wir plötzlich vor dem Hügelgrab stehen, wenn wir hindurchgehen?«
    Ich nickte. Das würde die unscharfen Stellen an den Randgebieten erklären. »Ja, ich glaube, du hast recht. Grieve hat gesagt, es gäbe ein Portal und wir müssten durch die beiden Eichen hindurch, um den Hügel zu finden. Aber denkst du nicht, dass Angehörige des

Weitere Kostenlose Bücher