Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
atmen.«
»Willst du mit zu uns kommen? Wir können dir helfen. Du kannst die Stadt verlassen, entkommen.« Ich hatte keine Ahnung, wie wir das bewerkstelligen sollten, aber das Angebot war heraus, bevor ich mich bremsen konnte.
Aber Chatter schüttelte den Kopf. »Danke, Miss Cicely. Du und Miss Rhiannon, ihr seid gute Freunde, obwohl ich euch nur als Kind wirklich kannte. Aber ich fürchte, ich würde nicht weit kommen. Ihr bekämt Schwierigkeiten, und ich würde sterben. Im Übrigen …«
»Im Übrigen was?« Was konnte ihn denn noch daran hindern, seine Haut zu retten und nicht zurückblicken zu müssen? Doch Chatters Antwort fuhr der Zynikerin in mir über den Mund.
»Ich helfe Grieve dabei, nicht in den Wahnsinn abzudriften. Ohne mich würde er aufgeben und sich gänzlich in einen von ihnen verwandeln. Das darf ich ihm nicht antun. Er war einmal mein bester Freund. Schattenjäger oder nicht, Grieve ist immer noch mein blutgeschworener Bruder.«
Ich hätte gern etwas getan, ihm irgendwie geholfen, aber ich wusste, dass wir nichts tun konnten, wenn er es selbst nicht wollte.
»Ich verstehe. Chatter, kannst du uns wenigstens versprechen, dass du nichts von dieser Begegnung mit uns verrätst?«
Er neigte den Kopf. »Ich werde euch nicht verraten, das verspreche ich.« Langsam erhob er sich und klopfte die Hände an der Hose ab. »Ich gehe jetzt besser, bevor man mich vermisst. Nicht, dass sie nach mir suchen und zufällig auf euch stoßen.« Er wandte sich noch einmal zu uns um. »Passt gut auf euch auf. In diesem Wald wimmelt es von Wesen, die euch zerfleischen können. Geht besser wieder nach Hause. Der Wald ist vom Bösen durchsetzt. Ich weiß nicht, ob er sich jemals erholen wird.«
Am liebsten hätte ich ihn gepackt, mit uns gezerrt und in irgendeinen Bus gesetzt, aber ich tat natürlich nichts. Wenn wir uns zu sehr einmischten, würde es ihm nur schaden. Oder ihn töten.
»Geh, bevor sie uns wittern. Aber, Chatter, wenn du meine Tante siehst – Rhiannons Mutter – oder unsere Freundin Peyton … wenn dir etwas einfällt, das uns helfen könnte, dann, bitte, lass es uns wissen. Wir können sie nicht einfach Myst überlassen.«
Chatter nickte. Wieder wandte er sich zum Gehen, wieder hielt er noch einmal inne. »Übrigens sucht die Eule dich, Cicely. Sie fragt jeden Tag nach dir. Ich würde euch so gern helfen, aber ich bin nur … Zählt nicht auf mich.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nutzlos. Aber ihr müsst die Eule bald finden. Wenn die Schattenjäger sie erwischen, dann töten sie sie. Sie hassen Eulen. Und hütet euch vor Spinnen. Die Spinnen in diesem Wald lauschen und beobachten. Sie sind Mysts Lieblinge.«
Und dann rannte er davon, so schnell, dass wir ihm kaum mit den Blicken folgen konnten. Im Handumdrehen war er fort.
Schweigend brachten wir den Anstieg auf der anderen Seite der Klamm hinter uns. Mir war klar, dass die anderen darauf brannten, über die Begegnung mit Chatter zu sprechen, aber dazu war weder die Zeit noch der Ort.
Oben ging es sich leichter, und noch immer schweigend, wanderten wir den Pfad entlang. Der Himmel hatte sich ganz zugezogen, und ein leichter Wind wirbelte den Schnee auf, was unsere Schritte noch mehr dämpfte. Obwohl auch hier fast zugewachsen, war der Pfad besser begehbar als auf unserer Seite der Klamm, und ich schätzte, dass der Indigo-Hof für seine Pflege sorgte. Das Licht drang seltsam schräg durch die Bäume, und der silbergefärbte Himmel lastete unheilvoll auf der Welt.
Ich hielt Ausschau nach den Sträuchern der roten Heidelbeere. Auch ohne die Beeren zu sehen, wusste ich, wie die Sträucher aussehen mussten, und hier in den Cascades gab es häufiger blaue. Ich fragte mich schon, ob Grieve sich vielleicht getäuscht hatte, als ich sie plötzlich sah: zwanzig bis dreißig Sträucher, die dicht zusammenstanden.
»Schaut euch nach einem Feenring um, aber tretet nicht hinein. Wir müssen ihn umgehen, das hat Grieve sehr deutlich gemacht.«
Ich blickte mich um. Pilze waren im Wald ebenfalls zuhauf zu finden. Die Feuchtigkeit und die sich zersetzende organische Materie auf dem Waldboden waren ein fruchtbarer Grund für ihr Wachstum. Hier in diesem Wald wuchsen außerdem viel Moos, Farne und viele magische Pflanzen. Es war seltsam, dass sie trotz Schnee und Kälte zu sehen waren, aber schließlich war dies ein Zauberwald, und Feen konnten erstaunliche Dinge mit der Flora anstellen.
Behutsam bahnten wir uns unseren Weg durch die
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