Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
Indigo-Hofs hier lauern können? Wir wissen, dass ihnen Tageslicht nichts ausmacht, also was sollte sie daran hindern? Vielleicht war es keine so gute Idee, hierherzukommen.«
Rhiannon gesellte sich zu uns und schmiegte sich an mich. »Meine Mutter ist dort, und Peyton auch. Sie brauchen mich. Ich muss es wenigstens versuchen.«
Leo runzelte die Stirn. »Ich habe aus Martas Ritualausrüstung ein paar Dinge mitgebracht, die uns vielleicht helfen könnten.« Er stellte seinen Rucksack ab, suchte darin und zog eine Handvoll von etwas hervor, das aussah wie ein Stück Rückenwirbel. »Schlangenknochen«, erklärte er. »Ich habe genug gelesen, um zu wissen, dass man mit ihnen eine Giftwolke erzeugen kann.«
Ich sah ihn an. »Gift? Ich dachte, du bist Heiler.«
»Von Anfang an hat Heather mir eingetrichtert: Eine Hexe, die nicht hexen kann, kann nicht heilen. Es gibt ein Gleichgewicht von Licht und Schatten. Auch das Dunkel hat seinen Platz, Cicely, das weißt du aus dem Leben, das du bisher geführt hast.« Er zuckte mit den Achseln. »Wir müssen tun, was immer nötig ist. Es steht zu viel auf dem Spiel, und der Gegner ist stark.«
Blinzelnd erkannte ich, wie weit sich die Sache in nur wenigen Tagen entwickelt hatte. Gefahr war nicht länger ein ferner Gedanke – wir standen ihr direkt gegenüber. Ja, die Welt brauchte sowohl Leben als auch Tod, um im Gleichgewicht zu bleiben, aber die Vampirfeen störten das Gleichgewicht empfindlich.
»Okay, kapiert. Und du glaubst, dass das Gas auch etwas gegen den Indigo-Hof ausrichten kann?«
»Das können wir nicht wissen, ich würde es also als letztes Mittel einsetzen«, sagte Kaylin. »Aber ich weiß eine Möglichkeit, hineinzukommen und zu sehen, was dort vor sich geht.«
»Und wie willst du das anstellen?«, fragte ich.
»Ich bin Traumwandler. Ich gehe auf die Astralebene.«
Rhiannon schüttelte sofort den Kopf. »Nein, das ist zu gefährlich. Dir könnte leicht etwas passieren.«
»Die Gefahr besteht immer, aber mit ein bisschen Glück merken sie nichts, bis ich wieder verschwunden bin. Wichtig ist, dass ihr euch bereitmacht, abzuhauen. Ihr werdet richtig schnell laufen müssen, weil sie mehr Kraft haben als wir. Aber wenn ich mich umsehen kann, ohne dass sie es mitbekommen, kann ich vielleicht herausfinden, wie wir alle das Grab betreten können.« Er reichte mir seinen Rucksack. »Bitte pass für mich darauf auf. Da drin sind ein paar wichtige Dinge.«
»Das ist doch nicht dein Ernst …«, setzte ich an, unterbrach mich aber selbst. Natürlich war das sein Ernst. Wir wären nicht hier gewesen, wenn es eine Alternative gegeben hätte. Ich war bereit gewesen, einfach hineinzustürmen, und die Gefahr, dass man mich erwischt hätte, wäre weit größer gewesen als bei Kaylin in Astralgestalt. »Okay. Was brauchst du, um es zu tun?«
Er blickte sich um. »Einen Ort, wo wir geschützt sind. Ich muss mich hinlegen, um mich darauf vorzubereiten.«
Frag, ob du mitgehen darfst, meldete sich Ulean.
Ich blinzelte überrascht. Bitte was? Ich war kein Traumwandler, und obwohl Kaylin anscheinend ein Jahrhundert Erfahrung hatte, hieß das ja nicht, dass er eine andere Person mitnehmen konnte.
Dann frag ihn doch einfach. Ich kann mit dir kommen.
Dieser Vorschlag hatte das Potenzial, mich vor Angst schlottern zu lassen. Aber Ulean sah weiter, als ich es konnte, und sie wusste offenbar etwas, das ich nicht wusste. Ich tippte Kaylin auf den Arm. »Hör mal, weißt du, wie man andere mitnimmt? Ich meine, könntest du es?«
Er fuhr herum und sah mich hart an. »Warum fragst du?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Mein Windelementar sagt, ich soll dich fragen, ob ich mitkommen kann.«
Als Kaylin sprach, war seine Stimme kalt. »Ich denke nicht daran, dein Leben zu riskieren, Cicely. Wir haben keine Garantie, dass es dort nicht eine Art von antimagischem Schild gibt, der den Zauberspruch negiert. Was soll dann geschehen?«
»Sag mir genau, wie du es machst, und dann lass mich die Entscheidung selbst treffen.« Ich atmete tief ein.
Rhiannon schüttelte den Kopf. »Dumme Idee. Lass dich nicht von ihr bequatschen.« Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Weder sie noch Leo schienen von meiner Bitte angetan.
Kaylin seufzte tief. »Wenn ich traumwandle, versetze ich mich in eine tiefe Trance und, ja, ich kann jemanden mitziehen. Irgendwann auf dem Weg – es ist schwer zu erklären, wie genau es funktioniert – sehe ich eine Tür. Gehe ich dort hindurch,
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