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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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um und entdeckte direkt neben mir Kaylin – oder zumindest Kaylins Schattengestalt.
    Ein Gedanke kam mir. Wenn ich ihn sehen konnte, dann bedeutete das vielleicht … Ich wandte mich ganz vorsichtig nach rechts, und dort, in einer Wolke aus funkelndem Nebel – blassblau mit Diamantenstaub –, wirbelte Ulean. Sie war nicht wirklich weiblich, sondern eine vage zweibeinige Gestalt, die in einem ewigen Zyklon schwebte.
    Meine Güte, bist du schön. Ich konnte den Blick nicht mehr von ihr abwenden.
    Danke, liebe Freundin. Ich freue mich so sehr, dass du mich endlich sehen kannst.
    »Wir sollten jetzt gehen«, sagte Kaylin, und ich erkannte, dass ihm mein Austausch mit Ulean entgangen war. Also konnte er sie nicht einmal hier hören. Aber …
    »Kannst du Ulean sehen?« Ich deutete auf den funkelnden Nebel, der mein Windelementar war.
    Er starrte einen Augenblick in die Richtung, in die ich gezeigt hatte, dann neigte er leicht den Kopf. »Schwach, aber mit Störungen. Vielleicht weil ich nicht auf den Wind eingestimmt bin.«
    Er ist nicht mit mir verbunden, nur du kannst mich hier deutlich sehen. Und nur du kannst mich hören, es sei denn, ich möchte mich jemand anderem verständlich machen.
    »Ach so«, sagte ich. »Was nun?«
    Kaylin zeigte voraus. Ich folgte der Blickrichtung und sah zwei Leuchttürme, heller strahlend als die Space Needle zu Silvester. Während ich noch hinsah, kam ihre wahre Gestalt durch, und ich erkannte, um was es sich handelte.
    »Die Zwillingseichen!«
    »O ja. Wenn es nur gewöhnliche Bäume wären, könntest du sie nicht annähernd so deutlich sehen. Sie wären zwar durch die Aura, über die alle lebenden Wesen verfügen, erleuchtet, aber nicht so. Sieh dich um. Und versuche dich wirklich zu konzentrieren, denn vieles hier draußen hängt davon ab, seinen Geist öffnen zu können, damit man nicht immer nur eine Dimension auf einmal sieht.«
    Wieder versuchte ich zu atmen, wieder geriet ich kurz in Panik, als keine Luft in meine Lungen strömte. Doch diesmal sammelte ich mich, und die Angst legte sich.
    »Wonach schaue ich mich um?«
    »Denk an Rhiannon und Leo. Und dann such sie.«
    Ich beschwor Rhiannons Gesicht vor meinem geistigen Auge herauf. Ihr Lächeln, ihr roter Zopf, das Funkeln in den Augen … dann dachte ich an Leo und –
    »Woah, da sind sie ja!«
    Keine zwei Meter entfernt konnte ich sie sehen, vage und nicht wirklich scharf umrissen, aber ihre Auren leuchteten wie das Neonschild einer Bar. Die Leos war grün, stabil und strahlend, doch Rhiannons Aura sprühte und knisterte, und die Energie war gebremst, als hätte sie sie in Ketten gelegt. Hier und da flammte sie plötzlich auf und schien ausbrechen zu wollen, nur um jedes Mal wieder zurückgezerrt und vom Körper vereinnahmt zu werden. Die Spannung war spürbar, als ringe Rhiannon mit einem ganzen Schlangennest.
    »Shit. Eines Tages wird sie explodieren, und lange dauert es nicht mehr. Schau nur, sie steckt so voller unterdrückter Energie, dass es sie auffressen wird, wenn sie nicht bald etwas dagegen unternimmt.«
    Kaylin nickte. »Wir müssen sie an die Hand nehmen und ihr helfen, die Furcht vor dem Feuer zu überwinden. Die Kraft ist stark, sie könnte verbrennen.«
    Spontane Selbstentzündung. Der Gedanke durchfuhr mich mit alarmierender Klarheit, und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie es geschehen würde. Sie musste doch sicher spüren, wie die Kräfte sich verlagerten, oder hatte sie jede natürliche Verbindung dazu ausgesperrt, weil sie befürchtete, sie noch einmal missbrauchen zu können? Wie auch immer, wir mussten ihr jedenfalls unbedingt dabei helfen, ein Gleichgewicht zu finden.
    »Wie geht’s dir? Meinst du, du bist so weit, dass wir uns den Hügel ansehen können, oder brauchst du noch einen Moment, um dich an den Zustand zu gewöhnen?« Kaylin – oder der tintenschwarze Schatten, der als Kaylin fungierte – lehnte sich gegen einen Klecks, der, wie ich mit einem Mal erkannte, in der materiellen Welt ein Felsbrocken war.
    Ich horchte in mich hinein. Ich fühlte mich immer noch neblig und seltsam unfertig, aber die Furcht vor dem beunruhigenden Zustand, nicht mehr zu atmen, war überwunden, und die Umrisse der astralen Welt wurden langsam deutlicher und klarer definiert.
    »Ich denke, wir können. Was tun wir denn? Und wie stellen wir fest, ob sie uns sehen?« Ich probierte, wie sich Schritte anfühlten, und stellte fest, dass Traumwandeln so ähnlich war, wie ich es mir immer auf dem Mond

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