Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
wollte nach ihr greifen, doch sie bedeutete mir, sie in Ruhe zu lassen.
»Sie werden uns nichts tun! Ich lasse nicht zu, dass sie uns verschleppen wie meine Mutter!« Ihre Augen flammten auf, und als sie die Brandbomben hervorzog, barsten um sie herum feurige Blasen, als wollten sich ihre Kräfte mit aller Macht befreien.
Die Männer drosselten ihr Tempo misstrauisch, liefen aber weiterhin auf uns zu. Sie sahen uns nacheinander an, und man konnte sehen, dass sie sich fragten, was zum Teufel wir eigentlich vorhatten.
»Kommt nicht näher! Ich warne euch!« Rhiannons Stimme drohte zu brechen. Doch noch während Tränen über ihr Gesicht strömten, hob sie die Arme. »Ich sagte, kommt nicht näher!«
Die nächsten Sekunden schienen ineinanderzufließen. Sie warf den Feuerfunken in die Luft, streckte die Hände aus und schrie ein einzelnes Wort – welches, verstand ich nicht –, und plötzlich wuchs eine Feuerwand aus ihren Handflächen. Eine wunderschöne, tödliche Explosion aus Feuer in Grün, Gold und Rot wälzte sich auf unsere Verfolger zu.
Die Männer brüllten und ergriffen die Flucht, doch die Flammenstrahlen leckten an ihrer Kleidung und setzten das feine Gespinst ihrer Tuniken in Brand. Die Büsche um das Portal begannen zu rauchen, und der Schnee zischte, als die Funken herabregneten.
»Rhiannon, hol es zurück, hol es zurück!« Ich rannte an ihre Seite, ohne zu wissen, wie ich ihr dabei helfen sollte, das Feuer, das sie so lange eingesperrt hatte, zu kontrollieren. Sie schrie nun, während die Flammen aus ihren Händen quollen, und ihre Augen waren weit aufgerissen wie die eines Rehs, das wie gelähmt im Scheinwerferlicht verharrte.
»Lauf!« Die Stimme kam aus den Preiselbeersträuchern zur Rechten, und Chatter sprang hervor. »Ich helfe ihr.«
Er legte ihr eine Hand auf den Arm, und wie in Trance sah sie ihn an. Im Flüsterton begann er auf sie einzureden, und kurz darauf schrumpften die Flammen und kamen zu ihr zurück.
»Und jetzt haut ab. Ihr habt euch Zeit erkauft, aber ihr müsst verschwinden.« Er biss sich auf die Lippe und sah uns nacheinander an. »Ich kann euch helfen, ich kann einen von euch nehmen. Denn ich laufe viel schneller als ihr, glaubt mir.«
»Dann nimm Rhiannon. Schnell!« Ich stieß sie in seine Arme, und sie gehorchte, noch immer benommen. Er machte kehrt, und schnell wie der Wind waren sie fort. »Kaylin, du verschwindest über die Astralebene.«
»Und ihr zwei? Ich kann einen von euch mitnehmen –«
»Und ich nehme sie mit.« Grieve erschien aus den Büschen neben der Stelle, an der Chatter aufgetaucht war. »Du nimmst Leo, ich komme mit Cicely.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Wie hast du uns gefunden?«
»Ich bin Chatter gefolgt. Denkst du wirklich, ich lasse ihn allein, wenn die Wachmannschaft aus dem Grab hier herumläuft? Jetzt halt die Klappe und komm her. Wir müssen weg, bevor sie durch das Portal zurückkommen.« Er öffnete die Arme, und ich dachte nicht mehr nach, sondern trat zu ihm, und in Windeseile waren wir fort.
17. Kapitel
G rieve hielt mich fest an seine Brust gepresst, während wir schnurstracks durch den Wald schossen, schneller, als ich mir je hätte vorstellen können. Feen und Vampire konnten sich nicht auf der Astralebene bewegen, aber sie rannten wie der Wind, und die Geschwindigkeit ließ alles verschwimmen.
Ich schmiegte mich an ihn und atmete den berauschenden Duft von Herbstträumen und Feuerwerk, von alter Tinte und Erde ein. Der Rhythmus seines Herzschlags war anders als meiner, aber er war dennoch lebendig und ganz von dieser Welt. Die Vampirfeen des Indigo-Hofs jagten mir eine Heidenangst ein, aber Grieve war nicht immer einer von ihnen gewesen – und ich weigerte mich immer noch zu glauben, dass sein neues Wesen ihn ganz und gar vereinnahmt hatte. Wenn dem so gewesen wäre, hätte er uns nicht geholfen.
Wir flogen durch die Bäume, vorbei an dick mit Schnee beladenen Zweigen und knorrigen Ästen und durch die Flocken, die vom Himmel fielen. Wind pfiff durch mein Haar und strich es zurück, und ein Bündel Flüsterlaute zog vorbei, ein Knäuel aus Stimmen, das sich gegen meine Ohren warf, während wir durch den Wald stürmten. Ich versuchte zu erhaschen, was sie sagten, aber die Kakophonie war zu laut, und bald gab ich es einfach auf.
Und dann waren wir in der Klamm, jagten auf der anderen Seite hinauf und durchquerten den Garten. Aber Grieve stoppte erst, als wir die Veranda erreicht hatten und ich mich
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