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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Spitzentanz aufführen, wenn Melissa fertig wäre.
    Liegen war aber immer noch besser. Also blieb sie noch ein bisschen liegen.

    „Wach auf.“
    Jetzt nur noch Dess. Die anderen beiden waren verblasst, nachdem sie endlich losgeflogen waren, um Rex zu helfen.
    Geniale Gedanken erfüllten die Luft, während Dess Stangen in den Boden rammte, zum Schutz vor all den finsteren Wesen um sie herum.
    „Wach auf! Du hast eine Gehirnerschütterung. Wenn du einschläfst, könntest du sterben.“
    Melissa murrte: „Ist mir recht.“
    „So ein Zufall. Mir auch.“
    Sie schlug ihre Augen auf, sah die arme, einsame Dess an, die bitter wie verbrannter Gummi schmeckte. Dess glaubte, sie wäre ihrer geheimen Freundin beraubt worden. Sah sie nicht, was Madeleine war? Was sie ihnen allen angetan hatte? Sie hatte sie verlassen. Sie wie erbärmliche Waisen zurückgelassen, obwohl sie alle Tricks kannte.
    Und außerdem hatte Melissa keine Wahl gehabt.
    Sie leckte sich über die Lippen, sehnte sich nach einem Schluck Wasser. „Tut mir leid, dass ich dich berührt habe, Dess. Ehrlich. Aber sie haben Rex mitgenommen … Ich musste ihn finden.“
    Keine Antwort, nur das Geräusch Stangen, die in den Boden gerammt wurden. Jeder Schlag hämmerte wie ein Eispickel in Melissas Schädel.
    Endlich machte der Hammer Pause. „Sie wissen jetzt von ihr, oder?“
    „Sie wussten es schon.“ Melissa schloss ihre Augen. Hier, fast weggetreten mitten in der Wüste, überfluteten sie die Gedanken der Darklinge, deren langsamer Rhythmus leichter zu erfassen war als der von geschäftigen Menschen, die Kopfschmerzen verursachten. Es war nicht Madeleines erster Schnitzer gewesen, als sie Jonathan und Jessica den richtigen Weg eingepflanzt hatte. Über die Jahre hatten die Darklinge gerochen, dass es sie gab. Den Duft von jungen Midnightern, die in Bixby auftauchten, konnten sie kaum übersehen. Und die ältesten, die mit der größten Paranoia, hatten immer vermutet, dass jemand überlebt hatte.
    Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    „Deshalb haben sie uns am Leben gelassen“, krächzte sie.
    Das Geklopfe hörte auf.
    „Was?“
    Reden tat weh, aber wenigsten rammte Dess keine Stangen in den Boden, solange sie zuhörte. Melissa hob ihren Kopf ein wenig und rollte sich qualvoll auf eine Seite, als sich geprellte Schultern und salzverkratzte Hände bemerkbar machten.
    „Wir waren keine Bedrohung, nicht bevor Jessica aufgetaucht ist. Die Darklinge waren also schlau: Sie ließen uns am Leben. Um Madeleine zu finden.“
    Und um Rex aufwachsen zu lassen , dachte sie. Sie hatten Anathea zu jung geholt, deshalb starb sie schon nach zwei Jahren Darklingzeit.
    Sie wollten sich Rex zum Sklaven für Jahrhunderte machen …
    Melissa stöhnte und ließ ihren Kopf auf das Salz zurücksinken.
    „Kannst du sie spüren?“, fragte Dess.
    Melissa seufzte. So weit zu lesen würde ihrem Kopf wehtun, und sonst auch überall. Sie spürte jetzt, dass ihr Blut über das Gesicht lief, langsam wie zähflüssiges Öl. Sie schuldete Dess aber eine Antwort.
    Sie schickte ihren Geist über das Ende der Wüste hinaus in die stille Stadt, suchte nach dem Nullpunkt, den Dess’ Zahlen entdeckt hatten, der hinter den temporalen Kontorsionen der Midnight verborgen war.
    Gerade noch rechtzeitig spürte Melissa ihre Wachsamkeit und merkte, was sie beinahe getan hätte. Die Darklinge waren überall um sie herum, misstrauisch wegen der Blockade, die Dess mit großer Sorgfalt aufgebaut hatte. Beinahe wären sie ihren Gedanken bis zu Madeleine gefolgt.
    Melissa lächelte und ließ das Wissen, das sie von Dess genommen hatte, zersplittern wie Scherben aus Sicherheitsglas.
    Wenn man durch eine Windschutzscheibe flog, wurde denken nicht leichter. Sie würden ihr Madeleines Versteck irgendwann entlocken, aber nicht heute Nacht, nicht solange diese Gehirnerschütterung in ihrem Kopf wütete.
    „Madeleine ist sicher“, sagte sie. Vorerst.
    Dess fing wieder an, Stäbe einzurammen. Der Schutz war vielleicht gar nicht nötig – die Darklinge hatten einen fetteren Fisch im Netz. Eine finstere Meute brodelte wütend in der Nähe, etwas in ihrer Mitte erregte sie …
    „Nein“, murmelte Melissa, und wieder sank ihr Kopf auf den harten Boden zurück. Sie ließ sich überwältigen, trieb in den gnädigen Schlaf, der sie töten konnte, hinein und wieder heraus; der Wachzustand war zu schmerzhaft, um ihn zu ertragen.
    Natürlich hätte sie Dess unbedingt an den Wagen erinnern müssen, der

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