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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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fünfzig Meter weiter parkte. Er war jetzt erstarrt, aber der alte Ford fuhr immer noch über sechzig und würde direkt auf sie zufahren, während niemand hinter dem Lenkrad saß.
    Die Warnung ließ sich jedoch in ihrem verwirrten Schädel anscheinend nicht in Worte fassen. Mitten unter den versammelten Darklingen gab es einen verwirrenden Geschmack, jenen Geschmack, der ihr bestens vertraut war … und jetzt anders schmeckte.
    Nicht weit entfernt wachte Rex auf.

schutzlos
    12.00 Uhr Mitternacht
32
    Die Welt drehte sich, sein Herz trommelte einen panischen Rhythmus. Er wollte wegrennen, aber seine Beine fühlten sich so an, als ob sie in etwas Feuchtem und Bitterkaltem stecken würden. Dann erinnerte er sich, dass es zu spät war. Sie hatten ihn schon geholt.
    Rex versuchte mühsam, seine Hände zu bewegen, und krallte sich in die Wand, die sich an ihn presste. Dann drehte sich die Welt wieder, und ihm wurde allmählich klar, dass die harte Fläche der Boden war. Er lag platt auf dem Bauch. Seine Lungenflügel arbeiteten gegen ein furchtbares Gewicht an, als ob ein riesiger, bewusstloser Körper auf ihm liegen würde.
    Außerdem war er blind.
    Er hustete, schmeckte Salz und Blut in seinem Mund. Atmen war nicht einfach. Was immer seine Kidnapper benutzt hatten, um ihn außer Gefecht zu setzen, füllte immer noch seinen Kopf aus.
    Rex versuchte mit Gewalt, seine Augen zu öffnen, aber auf seinem Gesicht haftete irgendeine Paste. Er fühlte außerdem, dass sie auf seiner Brust und zwischen seinen Fingern verteilt war. Klebrige, warme Fasern von dem Zeug spannten auf seinen Lippen, wenn er sie zu öffnen versuchte, um ein Stöhnen loszuwerden. Es war, als ob man ihn in einen Bottich gestoßen hätte, der mit frischen Innereien aus dem Schlachthaus gefüllt war.
    Bilder von Spinnen wimmelten in seinem Kopf, und Rex erinnerte sich an den alten Darkling bei Constanza, der dampfenden Schleim gespuckt hatte, als er gestorben war. Sein Herz begann wieder zu hämmern, Panik kochte hoch, und seine Hände krallten sich fest. Echte Taranteln schossen aber keine Netze, erinnerte er sich.
    Er schob seine schwere Hand an sein Gesicht. Den Kopf zu wenden schien unmöglich – er fühlte sich an, wie in einen Schraubstock gespannt. Rex bezwang jedoch seine Finger, eine Seite seines Gesichts frei zu kratzen, bis er das rechte Auge einen Spaltbreit öffnen konnte.
    Er entdeckte blaues Licht und bemerkte erst jetzt, wie still es war. Nur sein Herzschlag hämmerte in seinen Ohren. Er musste stundenlang bewusstlos gewesen sein, die blaue Zeit war bereits da.
    Ein Hoffnungsschimmer durchfuhr ihn. Seine Kidnapper konnten nicht alles über die geheime Stunde wissen. Sie hatten nie in der Midnighterlehre gelesen, nur blind Anweisungen von ihren „Geistern“ befolgt, ohne echtes Verständnis. Vielleicht hatten sie nicht realisiert, dass Rex noch wach sein würde, während sie erstarrt waren. Vielleicht hatten sie einen Fehler gemacht.
    Er musste sich aber fortbewegen, musste aufstehen. Die blaue Zeit könnte gerade angefangen haben oder schon fast vorbei sein. Und dieses klebrige Zeug überall bedeutete wahrscheinlich auch nichts Gutes …
    Rex kratzte jetzt mit beiden Händen an seinem Gesicht, riss an der klebrigen Paste, bis er beide Augen öffnen konnte.
    Blauer Wüstenboden füllte sein verschwommenes Blickfeld aus, den Kopf konnte er immer noch nicht drehen. Er versuchte, sich hochzustemmen, seine Brust erhob sich aber nur wenige Zentimeter vom Boden, bis sie wieder zurücksank.
    Strampelnd versuchte er sich zu drehen, er krallte mit den Fingern in der Erde, aber das enorme Gewicht auf ihm drückte ihn unerbittlich zu Boden, lähmte ihn beinahe, die Anstrengung nahm ihm die Luft. Seine Beine spürte er gar nicht.
    Was war da auf ihm?
    Rex’ Gesicht steckte im Dreck. Er schmeckte Salz. Das hier war die Salzebene, erkannte er. Sie hatten ihn weit in die Wüste hinausgeschafft. Selbst wenn Midnight gerade angefangen hatte, würden sie bald hier sein.
    Dann hörte er etwas, einen erstickten Schrei.
    Er lauschte, und aus allen Richtungen drangen Laute an sein Ohr, schrill und nicht menschlich. Er zerrte matt an seinen Ohren, um sie frei zu kratzen.
    Und plötzlich wurde der Lärm ohrenbetäubend. Die Stille hatte nur mit seinen verstopften Ohren zu tun gehabt.
    Sie waren schon hier, überall um ihn herum.
    Rex spürte, wie ihm vor Angst der Atem stockte, und griff nach Glorifikation um seinen Hals. Die Stahlglieder waren aber verschwunden,

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