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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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entnervt an.
    „Ach so. Uns.“ Melissa dachte über solche Dinge nicht viel nach, aber das war schon immer eine hervorragende Konfliktquelle zwischen ihnen beiden gewesen: Alles, was mit der Nahrungskette zu tun hatte. Komisch, wie man damit eine Beziehung aufmischen konnte.
    „Lass uns oben nachsehen“, sagte Rex, der die Schränke und Schubladen überprüft und festgestellt hatte, dass sie leer waren.

    Sie sah auf ihre Uhr. „Gut. Aber nur fünf Minuten, dann gehen wir.“
    Er drehte den Kopf langsam von rechts nach links, als sie die Treppe hinaufstiegen, während er mit großen Augen den Fokus verfolgte. „Unbedingt.“
    Im ersten Stock befanden sich drei leere Schlafzimmer, das größte mit einem Balkon, von dem man in die dunkle Nacht von Oklahoma hinausblicken konnte. Melissa sah durch die Schiebetür, wobei ihr etwas auffiel. Sie zog einen Handschuh aus und legte die Hand an die kalte Scheibe.
    „Rex, hast du gemerkt, dass es hier drin warm ist?“ Draußen herrschte beinahe Frost. Jemand hatte die Heizung angelassen, sich aber nicht die Mühe gemacht, die Tür abzuschließen …
    „Sieh dir das an!“ rief er, seine Seele erfüllte den Raum mit Entzücken.
    Er hatte etwas aus einem Schrank herausgenommen: eine Schachtel mit kleinen rechteckigen Plättchen, die in der Dunkelheit weiß leuchteten. Er hockte sich auf den Boden und schüttete sie klappernd aus. Während seine Hände durch die Plättchen fuhren, um sie auszubreiten, erkannte sie das hölzerne Geräusch.
    „Wusste gar nicht, dass du auf Dominos stehst“, bemerkte sie trocken.
    „Das ist mehr als Domino.“ Rex drehte sie alle mit der Vorderseite nach oben. Er hatte seine Brille nicht aufgesetzt, sie mussten also mit Fokus bedeckt sein.
    Sie kniete sich neben ihn und betrachtete Augen die Symbole auf den Plättchen. Es waren die krakeligen Zeichen der Lehre, das geheime Alphabet, mit dem seit zehntausend Jahren die Midnightergeschichte dokumentiert wurde.
    „Oh.“ Bei dem Gedanken, dass außer Rex irgendjemand die altertümlichen Zeichen verwenden würde, verschlug es ihr vorerst die Sprache.
    „Es sind aber nicht genau die Gleichen“, murmelte er. „Das Alphabet ist ein kleines bisschen anders …“
    Melissa antwortete nicht. Mit einer Hand am Boden hielt sie die Balance. Von dem Gefühl, wie er die Symbole analysierte, wurde ihr leicht schwindlig. Sein Verstand traktierte ihren mit wilden Kalkulationen.
    „Vielleicht sind da auch ein paar Zeichen dabei, die ich nicht kenne“, sagte er, wobei er das eine oder andere Plättchen in die Hand nahm, bis er eines genauer betrachtete. „Symbole für Konzepte, die es in der Lehre nicht gibt.“
    Melissa zwang ihren Verstand, sein mentales Feuerwerk auszublenden. „Aber wofür werden diese Dinger benutzt, Rex?“
    Bei der Frage kamen seine Gedanken schlingernd zum Stehen. „Ich weiß es nicht.“
    Sie dachte an die Starren, die sie häufig an der Schlangengrube fanden, die von der blauen Zeit erfasst wurden, während sie die Steinhaufen betrachteten, von denen in Bixby erzählt wurde, dass sie sich um Mitternacht bewegen würden.
    (Natürlich bewegte Melissa sie manchmal selbst, nur so aus Jux – und um die umherziehenden kleinen Trottel zu erschrecken.)
    „Könnte sie jemand verwenden, um mit den Darklingen zu kommunizieren?“, fragte sie.
    „Das macht keinen Sinn. Darklinge können Symbole und Zeichen nicht ausstehen, jede geschriebene Sprache. Das gehörte auch zu den Neuentwicklungen, die sie vor zehntausend Jahren verscheucht haben, zusammen mit der Mathematik und dem Feuer und dem Metall.“

    „Du hast aber deine Brille nicht auf, Rex.“
    „Was hab ich?“ Er hob eine Hand an sein Gesicht. Melissa fiel auf, dass Rex vorübergehend vergessen hatte, dass er die dicken Gläser nicht trug. Das Haus war mit Fokus so übersät, dass er ohnehin alles deutlich erkennen konnte.
    „Also haben Darklinge diese Dinger berührt“, murmelte er, während er einige der Dominos durch seine Finger gleiten ließ. „Aber wie?“
    „Rex …“ Ein vertrauter Geschmack drang unter dem überwältigenden Lärm von Rex’ Erregung durch. „Wie spät ist es?“
    Er sah auf seine Uhr. „Du hast recht. Wir sollten bald gehen. Lass mich nur ein paar von diesen …“
    „Rex!“ Die näherkommende blaue Zeit war es nicht gewesen, die sie beunruhigt hatte, sondern etwas, was sie vorher gespürt hatte. Es kam auf sie zugerast. Die Stimme schien die geistige Stille des Hauses plötzlich zu

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