Das Dunkle
anzustimmen.
Er schob sich weiter und stellte fest, dass seine Schultern diagonal durch das Fenster passten. Wenn sie passten, würde das mit dem Rest doch auch gehen, oder? Die Vorstellung, in der Mitte stecken zu bleiben, überkam ihn kurz, aber Rex schüttelte sie ab.
Er zog sich zurück, hob den Rucksack hindurch und ließ ihn sachte ins Gras fallen. Dann, mit beiden Füßen auf der Toilette und den Händen auf dem Fensterbrett, hielt Rex inne …
Die Dominos, die Zeichen der Lehre, die er aus Darkling Manor gestohlen hatte, lagen auf seinem Schreibtisch, bereit, um weggenommen zu werden. Selbst wenn er davonkam, würden die Darklinggroupies sie entdecken. Dann hatten sie das Symbol des Flammenbringers wieder und wären in der Lage, sich an Jessica heranzumachen. Schließlich war sie immer ihr Hauptziel gewesen.
Er blieb noch ein paar Sekunden stehen und versuchte, zwischen dem Gemurmel aus dem Fernseher etwas zu hören.
Waren sie schon drin? Hatte er noch Zeit, zurückzugehen und die Dominos zu holen? Das Badezimmer lag neben seinem Zimmer; er würde keine halbe Minute brauchen.
Rex seufzte. Er konnte Jessica nicht in Gefahr bringen, um sich selbst zu retten. Er ließ erst den einen, dann den anderen Fuß sanft zu Boden gleiten.
Im dunklen Flur sah er nichts mehr. Sein Vater gab aber ein leises Geräusch von sich, eins, das er nach jahrelanger Interpretation der Grunz- und Stöhnlaute des alten Mannes kannte: Verwirrung über ein unbekanntes Gesicht. Sie waren drin.
Rex trat ein paar Schritte in sein Zimmer, zuckte bei dem dumpfen Geräusch seiner Stiefel am Boden zusammen. Er fegte die Darklingdominos von seinem Schreibtisch, hielt dann wieder inne. Auf seinem Schreibtisch lag Schlagkräftig Unbarmherzige Arglistigkeit, ein Brieföffner, den ihm Melissa vor einem Monat gegeben hatte. Als Daylightwaffe war er nutzlos. Falls er aber heute Nacht geschnappt werden sollte, konnte er damit vielleicht eine Nachricht übermitteln …
Er griff nach dem Brieföffner und presste das kühle Metall an seine Stirn. Konzentriert fokussierte er all sein Entsetzen und die Furcht darauf. Er sah sich selbst entkleidet und verstümmelt, seinen Körper mit dem eines Darklings verschmolzen, seinen Verstand versklavt, um seinen Feinden zu helfen.
Dann hielt er die Spitze an das weiche Holz und stieß zu, so fest er konnte, bis sie senkrecht stecken blieb, wie ein abgeschossener Pfeil zitternd, als er seine Hand wegzog.
Ein Geräusch kam aus dem Wohnzimmer, erstickter Protest von seinem Vater. Rex schluckte. Sie würden dem alten Mann doch nichts tun? Natürlich wussten sie nicht, wie gedopt er war, wie wenig bereit, Alarm zu schlagen.
Rex verbannte jeden Gedanken an seinen Vater aus seinem Kopf. Wenn sie ein paar Minuten länger zu tun hatten, weil sie den alten Bastard festsetzten, dann sollte das eben so sein.
Er schlüpfte aus seinem Zimmer und wagte zwei Schritte in den Flur. Einen Schritt vor dem Badezimmer traf sein Stiefel auf eine weiche und klagende Gestalt.
„Brrp?“
Rex blieb an der Badezimmertür stehen. „Pst, Dag“, flüsterte er.
Hinter sich hörte er einen Schritt, am anderen Ende des dunklen Flurs. Rex drehte sich nicht um. Da das Mondlicht zum offenen Fenster hereinschien, wusste er, dass sich seine Umrisse vor der Badezimmertür abzeichneten.
„Rex Greene?“, rief eine Stimme.
Leise sein lohnte nicht mehr.
Er trat ein, warf die Badezimmertür zu und schloss ab.
Dann sprang er auf den Toilettendeckel und warf sich in den Fensterschlund.
Auf halbem Weg erreichte er den ekelhaften Punkt, an dem seine Vorder- und Hinterhälfte schwebten, die Fensterbank auf seinen Bauch drückte. Blut stieg ihm in den Kopf, als er vornüberkippte. Der Moment dehnte sich aus, die Schwerkraft half ihm nicht … seine Hüften steckten fest.
Dann erkannte Rex: Seine Schultern hatten diagonal gerade durchgepasst, aber jetzt steckte sein Körper quer im Fenster.
Er versuchte, sich zu drehen, die fünfundvierzig Grad zu rotieren, die er brauchen würde, um sich durchzuquetschen.
Durch sein Gezappel löste sich jedoch das locker sitzende Fenster, es fiel herunter und klemmte ihn noch fester ein.
Ein gedämpftes Krachen erreichte seine Ohren – die Badezimmertür brach ein. Seine Angreifer wurden auch lauter.
Rex spürte, wie eine feste Hand seinen Knöchel packte, und strampelte mit den Füßen, während seine Finger an der Aluverkleidung des Hauses Halt suchten. Ein Stiefel traf heftig, worauf ein
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