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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Gefühle brodelten schnell aus dem dünnen Metallteil hinaus, und dann war es wieder kalt, aber ohne einen Zweifel zu hinterlassen.
    Melissa zog ihre Hand weg und stöhnte.
    Die Groupies hatten ihn, ihren Rex, und heute Nacht würden ihn die Darklinge in einen von ihnen verwandeln.

mathematische
    Zerstörung
    10.19 Uhr abends
27
    „Wie war das noch mit Basis sechzig?“
    „Wie bei Basis zehn, nur geht die Einerstelle bis neunundfünfzig, und einhundert bedeutet dreitausendsechshundert.“
    „Hä?“
    „Dreitausendsechshundert“, wiederholte Dess. „Sechzig zum Quadrat, Dummerchen.“
    Jessica senkte den Blick auf den Schild, eine elegante Spirale, aus der Seitenwand eines Mülleimers ausgeschnitten und so geformt, dass man sie um das Handgelenk legen konnte. Er war für Jonathan, eine Art Flügel, die ihm Manöver in der Luft erleichtern sollte. Zahlen beschrifteten den Rand, aber keine normalen arabischen. Es waren phönizische Zahlen, einfache Striche wie Einsen zusammen mit umgekippten V bildeten etwas, das Dess als „Basis sechzig“ bezeichnete.
    Jessica schob ihr einen Bleistift zu. „Schreib’s einfach auf, und ich schreib’s ab.“
    Dess verdrehte die Augen, setzte den Bleistift aber trotzdem auf das Papier und begann, Zahlen so schnell abzuspulen wie der Faden an einer Nähmaschine.
    Jessica fuhr mit ihren Fingern über den Flügel und wollte unbedingt weiterarbeiten. An diesem Nachmittag hatte sie entdeckt, dass ihr Löten Spaß machte. Sie sah gern zu, wie die heiße Spitze Draht in geschmolzene Metalltropfen verwandelte. Sie mochte die Rauchwolken, die wie ein Zwischending aus neuem Auto und Lagerfeuer rochen.
    Mit Dess abhängen war cool.
    Auf dem Weg hierher war Jessica ein bisschen nervös geworden, wie ein Abend mit dem Universalgenie wohl sein würde. Bisher waren sie höchstens in der Lernstunde oder in der blauen Zeit zusammen gewesen. Sie hatte keine Ahnung, was Dess in der normalen Zeit Spaß machte. Die Busfahrt hatte ewig gedauert, und am Ende waren sie in einem Viertel gelandet, das …
    Viertel konnte man eigentlich gar nicht sagen. Hauptsächlich gab es Anhänger, die doppelt so breit waren wie die, die sonst den Highway verstopften, übersät mit orangefarbenen Warndreiecken. Aber diese hier auf den Schlackesteinen, an Drähte und Schläuche angeschlossen wie Krankenhauspatienten, sahen nicht so aus, als ob sie jemals bewegt werden würden.
    Dess wohnte in einem richtigen Haus, das sich allerdings irgendwie nicht ganz solide anfühlte. Wenn der Wind blies, was er hier draußen eigentlich ununterbrochen tat, drang die Kälte durch die Wände, das ganze Haus knarrte wie ein Schiff auf rauer See. Der Boden hörte sich hohl an, wenn sie darüberliefen.
    Aber Dess’ Zimmer war faszinierend. Dess stellte Dinge her.
    Metallkonstruktionen standen auf sämtlichen Oberflächen und hingen von der Decke, klumpig verschweißt aus Schrottteilen und schwerelos filigran aus Büroklammern und Reißnägeln. Die dunkelvioletten Wände waren übersät mit Aquarellen und einer großen Tafel an einer Seite, die mit Berechnungen in roter Kreide bekritzelt war.
    „Das bist du!“, hatte Jessica beim Eintreten gesagt. Ein Selbstbildnis von Dess mit längerem Haar hing an einer Wand
    – schwarze, weiße und graue Legosteine zu einem blockartigen Gemälde zusammengesetzt.
    „Stimmt.“
    Auf einer langen Bank, auf der unvollständige Waffen und ein Lötkolben lagen, sah Jessica eine schwarz gekleidete mechanische Ballerina, deren Räderwerk bloßlag.
    „Und das ist Ada Lovelace“, sagte Dess und blinzelte, als ob sie von dem Namen Kopfschmerzen bekommen würde. „Sie war die erste Computerprogrammiererin, damals, als sie noch keine Computer hatten.“
    „Das muss ziemlich trickreich gewesen sein.“
    Dess zuckte mit den Schultern. „Imaginäre Computer sind sowieso besser. Ich hab mich mit denen in der Schule rumgeschlagen. Anscheinend ist Zeichensetzung ihr größtes Problem.“
    Jessica runzelte die Stirn. „Bei meinem nicht.“
    Dess machte große Augen. „Du hast einen Computer?“
    „Ja, mein Dad hat die immer mit nach Hause gebracht, damals, als er noch einen Job hatte.“
    „Wahnsinn.“ Dess nickte langsam, anscheinend verblüffte sie diese Enthüllung. Jessica überkam das gleiche unbehagliche Gefühl wie am Sonntag bei Rex – vor ihrem Umzug nach Bixby war sie sich nie reich vorgekommen.
    Sie nahm den Lötkolben in die Hand, um der unangenehmen Situation zu entkommen. „Hier findet

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