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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Melissa hatte er bereits gesprochen, und Rex sah keine Notwendigkeit, Martinez anzurufen. Wenn Jessica in Gefahr geraten könnte, würde Jonathan pünktlich sein. Oder eher zu früh.
    Er ging auf sein Zimmer, um sich fertig zu machen.
    Dess brachte die Waffen mit, also leichtes Gepäck für Rex.
    In seinen Rucksack stopfte er den Bericht über die Landebahn, den er Constanzas Vater entwendet hatte, einen Kompass, Ersatzbatterien, einen zerknitterten Zwanzigdollarschein für Benzin und ein Erste-Hilfe-Paket gegen Schlangenbisse (das gegen Gleiter nutzlos war, aber nicht gegen Schlangen). Zum Schluss schob er noch eine Taschenlampe in seine Manteltasche – sie war hauptsächlich gegen die Dunkelheit gedacht, trug aber nebenbei den Namen Zweckbestimmt, nur für den Fall, dass Jessica sie schnell brauchen sollte.
    Vergiss die Lehre und die Zeichen der Midnight, dachte Rex. Das hier war seine eigentliche Aufgabe: dafür zu sorgen, dass wenigstens einer auf alle Eventualitäten vorbereitet war.
    Er stopfte noch eine Flasche Alkohol zum Desinfizieren und Bandagen in seinen Rucksack.

    Die Geräusche eines Wagens, der draußen hielt, ließen ihn aufhorchen. Er stöhnte. Es war noch über eine Stunde Zeit, bis Melissa hier auftauchen sollte, und was er heute Abend wirklich nicht brauchen konnte, war einer von den Überraschungsbesuchen seiner Mutter. Manchmal kam sie am Wochenende angefahren, um Ratschläge abzuliefern (gelegentlich auch Geld, was brauchbarer war) und sich einzureden, dass sie sich nach Dads Unfall nicht völlig aus dem Staub gemacht hatte.
    Rex ging leise den dunklen Flur entlang zurück zum Wohnzimmer. Sein Vater war noch nicht eingeschlafen – seine trüben Augen leuchteten im unruhigen Flimmerlicht des Fernsehers – aber die zusätzliche Gelbe hatte schnell genug gewirkt, um beiläufige Bemerkungen über Spinnen abzustellen. Rex streifte das leere Terrarium mit der Schulter, hinter der zerkratzten Scheibe tanzten eingebildete Gestalten. Es kam ihm fast so vor, als ob es im Wohnzimmer dunkler wäre als üblich.
    Er spähte aus dem Fenster, betend, dass der Cadillac seiner Mutter in Mary-Kay-Pink nicht die Einfahrt blockierte.
    Zwei Vans standen an der Straße, mit offenen Seitentüren, die Gestalten in dunkler Kleidung ausspuckten. Es waren sechs oder sieben, die sich rasch in der Dunkelheit bewegten, auf dem Rasen verteilten und das Haus umstellten.
    Es kostete Kraft, sich von dem überraschenden Anblick der Angreifer zu trennen. Als sich Rex in den Flur zurückzog –
    zuerst gehend, dann rennend –, wollte sein Hirn nur zögernd zugeben, dass die Vorgänge, die er draußen hinter dem Fenster gesehen hatte, nicht zu einem Film oder Traum gehörten.
    Sie waren wirklich gekommen, um ihn zu holen.
    Er hätte wissen müssen, dass es passieren würde. Melissa hatte gesagt, dass der Halbling krank war. Die Darklinge würden einen neuen erschaffen müssen, bevor die Verbindung zu ihren menschlichen Gehilfen durch ihren Tod für immer abgeschnitten wurde. Sie mussten vorgehabt haben, Jessica loszuwerden, bevor sie ihre Groupies hinter ihm herschicken würden, aber das hatte Rex durch den Diebstahl des Dominos vereitelt. Jetzt waren sie verzweifelt, und ihnen blieb nur noch der direkte Weg: Rex Greene in die Wüste verschleppen und ihn dort verwandeln.
    In seinem Zimmer zog Rex seinen Mantel an und schnappte sich den Rucksack, schaltete die Schreibtischlampe aus und ging zwei Schritte auf die Tür zu, dann fiel ihm auf, dass er barfuß war. Seine Augen streiften über den Boden des unbeleuchteten Raumes, verzweifelt auf der Suche nach seinen Stiefeln zwischen all den Papier- und Bücherstapeln und fallengelassenen Kleidungsstücken.
    Hier nicht. Sie standen an der Hintertür.
    Er rannte mit leisen Schritten zur Küche, während er versuchte, seine Angreifer zu hören. Unerträglicherweise war überhaupt kein Geräusch zu hören, keine vorbeifahrenden Autos, nicht einmal Herbstwind, der in den Zweigen heulte.
    Rex schaltete die Lichter in der Küche aus und spähte über seine Brillengläser. Selbst im Dunkeln leuchtete der scharfe Fokus von den Gleitern, auf denen er vor Constanzas Haus herumgetrampelt war.
    Er setzte sich mit dem Rücken an der Tür auf den Boden und zog sie an.
    Endlich war er fertig zum Losrennen.
    Rex saß da und fragte sich, wie weit er kommen würde. Er atmete jetzt schon schwer, und die Gestalten vor dem Fenster waren so schnell gewesen, ihre Bewegungen so elegant und sicher. Er

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