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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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abscheuliches Grunzen aus dem Fenster quoll. Der Zusammenstoß beförderte ihn ein paar kritische Zentimeter nach vorn, und seine Hüften kamen frei.
    Der Boden raste auf ihn zu …
    „Hmpf.“ Seine Schulter explodierte vor Schmerz und seine Gedanken umwölkten sich, als sich die Welt überschlug. Nach kurzer Desorientierung fand sich Rex auf dem Rücken wieder, die Luft war ihm ausgegangen. Er stemmte sich unter Schmerzen auf einen Ellenbogen, um sich umzusehen. Keine dunklen Gestalten, kein Laut außer dem Klingeln der Metallanhänger des knurrenden Biestes nebenan.
    Dann rief eine Stimme vom Fenster: „Er ist im Hof an der Seite! Hier lang!“
    Sie passten nicht durchs Fenster, konnten ihn aber sehen.
    Sie würden zusehen, wenn er unter das Haus kroch. Vielleicht würde es aber zu lange dauern, ihn hervorzuzerren, vor allem dann, wenn die ganze Nachbarschaft wach geworden war …
    Er trat mit seinen Stiefeln gegen den Zaun zwischen seinem Haus und den Guddersons, ein Trommelfeuer am Holz, wenige Zentimeter vor dem Kopf des Rottweilers. Augenblicklich erhob sich wütendes Gebell, als ob das Tier den ganzen Abend auf eine Gelegenheit gewartet hätte, sein Geheul anzustimmen.
    Rex kroch in die andere Richtung, schob sich in die enge Lücke zwischen Aluverkleidung und Erde, Kopf und Oberkörper tauchten in die kalte, feuchte Welt unter dem Haus.
    Diese Drohung hatte sein Vater permanent eingesetzt: den kleinen Rex an diesen schattigen Platz zu verbannen, den der alte, kranke Magnetosphere zum Sterben aufgesucht hatte, den Ort, an dem die Taranteln nisteten, um sich im Dunkeln zu vermehren.
    Er fühlte sich nackt, als ob er mit jedem verzweifelten Griff in den Dreck auf eine bissige, haarige Spinne stoßen würde. In dieser vollständigen Finsternis war auch seine Sehkraft als Midnighter nutzlos. Brüchige tote Teile zerkratzten ihm das Gesicht, Blätter und Zweige, die hierhergeblasen worden waren, um zu verrotten. Er hatte seinen Weg unter das Haus fast geschafft. Sie würden keine Zeit vergeuden, ihm hierher zu folgen, solange der Nachbarhund durchdrehte … oder?
    Dann spürte er, wie starke Hände seine Knöchel packten.
    Rex holte aus, versuchte, noch einmal zu treffen. Mehr Hände griffen zu, zwei an jedem Fuß, und zogen ihn so schnell, dass Mantel und Hemd hochrutschten, bis sein nackter Bauch durch den Dreck schleifte. Seine Fingernägel kratzten nutzlos auf der harten Erde. Nach einer halben Drehung griff er nach den Bodendielen des Hauses, aber die waren mit einer feuchten Schicht überzogen, glatt wie mit Algen bedeckte Steine in einem Bach.
    Er gab auf, steckte die Hände in seine Taschen, um die Dominos der Darklinge zu schnappen und in der Dunkelheit zu verstreuen.
    Und dann war er draußen, plötzlich leuchtete das Mondlicht auf ihren verschwitzten Gesichtern, mindestens zu viert hockten sie um ihn herum, die Hand des einen schoss auf sein Gesicht zu. Der Hund der Guddersons bellte aber immer noch. Vielleicht reichte ein einziger markerschütternder Schrei, um die ganze Nachbarschaft vor die Tür zu locken.
    Rex holte tief Luft.
    Chemikalien füllten seine Atemwege – ein fauliger Gestank wie beim Zahnarzt, der ihn überwältigte, seinen Schrei sofort erstickte und seinen Geist verflüchtigte. Auf dem kurzen Weg zwischen wilder Panik und leerer Bewusstlosigkeit spürte Rex aber noch ein federleichtes und betäubtes Gefühl der Befriedigung: Sie würden die Dominosteine nicht finden. Jessica war in Sicherheit. Niemand außer ihm würde in diese dunkle Öffnung kriechen, die kalte, dumpfe und schäbige Domäne der Spinnen, in der der Geist von Magnetosphere immer noch spukte …

schlagkräftige
    unbarmherzige
arglistigkeit
    9.54 Uhr abends
26
    Melissa konnte es kaum erwarten, bei Rex anzukommen und seine ruhige Ausstrahlung neben sich im Auto zu spüren.
    Freitagabend war die beste Zeit, um in Richtung Wüste hinauszufahren und Bixbys kollektive Hektik ohne Spaß hinter sich zu lassen. An den Schulzeitabenden machten sich die meisten um diese Zeit zum Schlafen fertig und fuhren nicht auf der Suche nach nicht vorhandener Zerstreuung angetrunken durch die Gegend.
    Als Melissa aber vor dem heruntergekommen Haus anhielt, konnte sie Rex im Inneren nicht spüren.
    Sie sah auf ihre Uhr und hupte.
    „Komm schon, Loverboy. So kalt ist es auch wieder nicht.“
    Normalerweise wartete er vor der Tür, auch wenn sie fünf Minuten zu früh kam.
    Der schwarze, zusammengesunkene Klotz blieb reglos.
    Sie hupte

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