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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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erinnerte sich an Melissas Worte: Besorg dir Gift.

    Rex hatte sich eingeredet, sie würde bloß dramatisieren. Aber langsam und mit Entsetzen realisierte er, dass er vielleicht doch auf sie hätte hören sollen …
    Im Haus war es immer noch still, nur die Geräusche des Baseballspiels im Fernseher störten die Nacht. Wenigstens würde sein Vater inzwischen kaum noch etwas mitbekommen.
    Nirgendwo im Haus brannte Licht. Rex’ einziger Vorteil war seine Photophobie. Im Dunkeln konnte er praktisch sehen.
    Ein Geräusch drang an seine Ohren, endlich. Ein Klopfen an der Tür.
    Rex schloss die Augen. Das Klopfen wiederholte sich, stärker, und sein Vater gab einen leisen, irritierten Laut von sich: Geht da mal jemand hin.
    Warum klopften die? Rex versuchte sich vorübergehend einzureden, dass ihn seine Paranoia überkommen hätte. Vielleicht waren es bloß zwei Vans voller Touristen, die nach dem Weg fragen wollten. Er schluckte und kämpfte gegen den Impuls, an die Tür zu gehen. Es wäre so viel leichter, so zu tun, als wüsste er nicht, wer sie waren und warum sie hier waren. Einfach hingehen und ihnen die Tür aufmachen.
    Niemand würde jemals erfahren, dass er einfach aufgegeben hatte.
    Rex erhob sich langsam auf seine Füße und spähte aus dem Küchenfenster. Der Hinterhof schien leer zu sein, abgesehen von dem üblichen Haufen Autoschrott. Aber dann fiel Rex eine Bewegung ins Auge. Seine alte Reifenschaukel schwang sanft von einer Seite zur anderen.
    Hinten waren sie auch.
    Noch ein Klopfen kam von der Tür. Jetzt ungeduldig.

    Rex hob den Telefonhörer von der Gabel und hielt ihn an sein Ohr. Die Plastikmuschel war absolut still. Außer der Straßenbeleuchtung hatten sie auch die Telefonleitung gekappt.
    Er duckte sich wieder und erinnerte sich an die vielen Male, in denen er dem Zorn seines Vaters entkommen war, an all die Tricks, die er vor dem Unfall beherrscht hatte. Es hatte einen Weg auf das Dach aus seinem Schlafzimmerfenster gegeben, aber der war inzwischen von Bücherregalen verstellt.
    Das Versteck unter der Spüle gab es noch, aber in vier Jahren war er zu sehr gewachsen, um da hineinzupassen.
    Dann erinnerte sich Rex an den Kriechgang unter dem Haus, wo sich sein Hund Magnetosphere immer vor der Sommerhitze verkrochen hatte, bis er schließlich dort starb.
    Bei dem Gedanken an den feuchten, kühlen Ort bekam Rex eine Gänsehaut. Und wie sollte er da überhaupt hinkommen?
    Zuerst musste er einen Weg nach draußen finden.
    Dann erinnerte er sich an das Badezimmerfenster.
    Rex hatte sich oft ins Bad zurückgezogen, wenn sein Vater anfing, sich aufzuheizen. Es war der einzige Raum im Haus, den man abschließen konnte, und das Fenster hatte genau die richtige Größe für ein Kind, um hindurchzuklettern. Aber das war vor vier Jahren. Rex fragte sich, ob er immer noch durchpassen würde.
    Hatten seine Angreifer jemanden im schmalen Hof an der Seite postiert? Es gab keine Seitentür und auch kein weiteres Fenster.
    Er stand da und kämpfte gegen Erinnerungen an Kindheitsängste. Es war seine einzige Chance. Und Rex war zu alt, um sich immer noch von den Lügen seines Vaters erschrecken zu lassen: Er wusste verdammt gut, dass die Spinnen nicht unter dem Haus hervorkamen.

    Rex’ Schritte waren nicht mehr lautlos. Seine Stiefel trampelten den Flur zum Badezimmer entlang und brachten die Dielen zum Ächzen. Als er den stillen Fliesenboden erreicht hatte, hielt er inne, um wieder zu lauschen. Das Klopfen war verstummt.
    Aus dem Wohnzimmer drang Klappern von Metall an sein Ohr. Das Türschloss wurde geknackt. Das Geräusch tat an den Zähnen weh, und Rex wäre es fast lieber gewesen, sie wären einfach durch die Tür gebrochen, statt sich Zeit zu lassen.
    Sicher, sie hatten ihn umzingelt, ihn von jeder Hilfe abgeschnitten. Warum sollten sie sich beeilen?
    Er löste den Riegel des Badezimmerfensters und schob es langsam auf, bemüht, kein Geräusch zu verursachen. Das vom Herbstwind geschrumpfte Holz glitt leicht nach oben. Mit einem Fuß auf der Toilette stieß Rex sich ab und streckte seinen Kopf hinaus.
    Der schmale Streifen neben dem Haus war leer. Die Darklinggroupies hatten die Vorder- und Rückseite abgedeckt und rechneten nicht damit, dass Rex unter das Haus kriechen könnte. Rex hörte den Hund der Guddersons nebenan schnauben und lächelte. Natürlich würden sie um den gemeinen alten Rottweiler einen großen Bogen machen. Das Tier wartete stets auf einen Grund, um ein anständiges Gebell

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