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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Gedankenleserin. „Wir fahren jetzt. Was immer du willst. Wir müssen nicht auf Jonathan warten. Fass sie bloß …“
    Melissa schüttelte den Kopf. „Du weißt, wo Rex ist.“

    Etwas Riesiges durchfuhr Dess, ihre Gliedmaßen zuckten, sie wackelte wie eine Puppe. „Ada, Ada …“
    Und dann geschah es: Melissas kalte Hand griff nach ihrem Kinn, und eine Gefühlswelle rauschte durch sie hindurch.
    Panik und Angst zerquetschten ihr den Magen, eine überwältigende Furcht, ihn zu verlieren – ihren Rex, ihren Loverboy –
    und wieder allein zu sein, für immer. Acht Jahre der Isolation rollten durch Dess, allein gegen eine Invasion von zehntausend Seelen … so hatte Melissa gelitten, bis sie Rex’ Spur endlich auf dem dunklen Feld der Midnight folgen konnte, barfuß im Cowgirlschlafanzug durch die Straßen rennend.
    Und in ihrem eigenen Inneren spürte Dess, wie Teile bröckelten, Barrieren unter der Last von Melissas Geist nachgaben – das verfallene Haus und der leere Dachboden, die alten Karten, auf denen Bixbys mediale Verläufe verzeichnet waren.
    Und schließlich Madeleine, ihr zerfurchtes Gesicht, an das sie nicht denken durfte, mit dem der bittere Geschmack des Tees scharf wie Magensäure in ihren Mund stieg … Ein Stoß erschütterte ihren Körper.
    Hier, halt dich fest, Dess.
    Noch eine Woge von Melissa flutete in ihr Gedächtnis, aber diesmal waren es Zahlen … selige Reihen stetiger Ziffern, acht nebeneinander wie die präzisen Koordinaten des GPS-Empfängers, so frisch wie ein kaltes Tuch, das ihr im Fieber auf die Stirn gelegt wurde. Sie umkreisten ein Bild von der Notlandebahn, gefolgt von dem Namen Angie. Sie fingen an zu tanzen, verändert durch die Mathematik aus Minuten und Sekunden, aus den Wellen und Windungen, die sich in Dess’
    Leihhirn entfalteten.
    Gut, finde Loverboy. Das ist alles, was zählt.
    Dess zitterte, ihrer Geheimnisse und Willenskraft beraubt.

    „Lovelace“, sagte sie schließlich zusammenhanglos, als sie aufgab und die letzten Barrieren fielen.
    Sekunden später waren die Berechnungen fertig …
    Melissas Hand glitt von ihrem Gesicht. Die Gedankenleserin ließ sich in den Fahrersitz sinken und atmete schwer.
    Dess würgte und versuchte, nicht zu kotzen. Ihr Bauch tat weh und viel schlimmer, ihr Verstand fühlte sich zerstört an, durchsetzt mit Melissas Ängsten und Einsamkeit, all den Überresten ihres saumäßigen Lebens.
    „Mensch“, kam Melissas Stimme ruhig vom Fahrersitz. „Du hattest ziemlich zu tun.“
    „Ich hasse dich. Das war meins, nicht deins.“
    Jessicas kühle Hände berührten Dess an der Wange. „Bist du in Ordnung?“
    Sie schlug ihre Augen auf und sah Jessica an. Obwohl ihr immer noch alles wehtat und die ganze Sache schrecklich gewesen war, fühlte sich ihr Kopf jetzt klarer an als seit Tagen.
    All diese Barrieren, die Madeleine in ihr aufgebaut hatte …
    Melissa hatte sie beiseitegefegt. Dess kannte die geheime Geschichte wieder, vollständig und ohne Hindernisse.
    „Gedankenleser“, sagte sie. „Die sind echt scheiße.“
    „Das sagst du mir?“, murmelte Melissa leise von vorn. „Sie hat uns all die Jahre alleingelassen …“
    „Dess, bist du in Ordnung?“, fragte Jessica wieder.
    Die kühlen Hände fühlten sich auf Dess fiebriger Haut gut an. „Nicht gerade toll.“ Sie atmete langsam ein. „Ich werde es aber überleben. Und ich weiß, wo sie Rex hingebracht haben.
    Die Stelle war haargenau in Angies Kopf.“
    „Das dachte ich mir“, sagte Melissa leise.
    Scheinwerfer streiften durch den Wagen und verwandelten den Rückspiegel in ein leuchtendes, waagerechtes Auge.

    „Mist, wir haben Sperrstunde“, murmelte Melissa.
    „Vielleicht ist das Jonathan“, sagte Jessica.
    „Vielleicht“, sagte Melissa. „Wenn das die Bullen sind, ist Rex tot.“

dunkle straßen
    11.07 Uhr nachts
29
    Der alte Ford lag hingestreckt an der Straße, als ob er den Geist aufgegeben hätte. Die Lichter waren aus und der Motor schwieg. Durch die Fenster konnte er niemanden sehen.
    „Verdammt“, sagte Jonathan. Er brachte den Wagen seines Vaters zum Stehen und sprang hinaus, mit dem sicheren Gefühl, dass er zu spät gekommen war. Erst hatte niemand geantwortet, als er bei Dess ans Fenster geklopft hatte. Dann hatte er lange Schleuderspuren im Kies an der Straße entdeckt, die darauf hinwiesen, dass ein Wagen in wilder Fahrt vor dem Haus angefahren war.
    Und jetzt das. Melissas Wagen verlassen eine halbe Meile weiter unten an der Straße.
    Die

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