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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Das ist so unheimlich.“ Sie fing an, einen Handschuh auszuziehen, einen Finger nach dem anderen.
    Dess sackte in ihren Sitz zurück, als sie spürte, dass ihr etwas Ekelerregendes hochkam. „Wag es nicht, mich zu berühren.“ Bei dem Gedanken drehte sich ihr der Magen um.
    „Ich muss das tun, Süße“, sagte Melissa. „Sie haben Rex, verstehst du das nicht? Außerdem ist es falsch, Geheimnisse zu haben.“
    „Ada“, flüsterte Dess, ohne zu wissen, wie ihr der Name in den Sinn gekommen war und verlangt hatte, ausgesprochen zu werden.
    „Ich will nicht wieder allein sein“, sagte Melissa. Der Handschuh war weg.
    Dess’ Magen revoltierte, und ihr kam etwas in den Sinn, eine scheußliche Erinnerung aus dem Nichts, etwas, das sie bekommen hatte, um sich zu schützen.
    „Entspann dich einfach.“ Melissa streckte die Hand aus.
    „Was passiert sonst?“, fauchte Dess. „Sonst machst du aus mir das Gleiche wie aus Rex’ Vater?“
    Melissas Hand erstarrte, als sie plötzlich erbleichte. Die Worte aus dem Nichts hatten gewirkt. Sie hatte aufgehört.
    „Wie – wie meinst du das?“, stammelte Jessica.
    Dess sah den alten Mann jetzt vor sich – die leeren Augen, die Spucke, die auf seinem schlecht rasierten Kinn glitzerte.
    Das Bild prägte sich ein. „Du hast ihm das angetan. Und Rex hat dir geholfen.“
    Melissa biss sich auf die Lippe. „Das war ein Unfall.“
    „Ein Unfall?“ Dess merkte, wie sie lauter wurde – alles einsetzte, um Melissa in der Defensive zu halten. „Du hast ihn aus Versehen zum Idioten gemacht?“
    Es gab eine Pause. „Mehr oder weniger. Wir wussten nicht, was wir taten.“
    Jessica verdrückte sich mit großen Augen in ihre Ecke auf dem Rücksitz. „Das kannst du tun? Ihr habt mir nie gesagt …“
    „Wir haben es niemandem gesagt.“ Melissas Augen wurden zu schmalen Schlitzen, als sie Dess fixierte und die Finger ihrer nackten Hand zuckten. „Nicht einmal der kleinen Dess. Es hat dir aber jemand gesagt.“
    „Wie konntest du das tun?“, jammerte Jessica. „Mit Rex’
    Vater?“
    „Es war einfach“, zischte Melissa. „Ihr hättet sehen sollen, was er Rex angetan hat.“
    „Mensch“, sagte Dess. „Ich wusste ja, dass der Typ ein Schwein war, aber …“
    Melissa schüttelte langsam den Kopf. „Ich rede nicht von den Schlägen, Dess. Verdammt, manchmal ist mir auch danach, Rex eine zu scheuern. Aber dass er die Taranteln genommen hat …“
    „Die was?“, flüsterte Dess. Sie erinnerte sich an das Terrarium, dass immer leer gewesen war, seit sie Rex kannte. Sie hatte stets geglaubt, dass die Taranteln nur im Kopf des alten Mannes existieren würden.
    „Die haarigen Spinnen. Rex’ Vater wollte aus dem Bücher lesenden Weichei einen Mann machen. Er hat Rex gezwungen, still zu stehen, während sie über ihn drübergekrabbelt sind.“ Melissa gab einen leisen, erstickten Laut von sich. „Das war das erste Bild, das ich je von ihm gesehen habe, versteht ihr? Als ich Rex zum ersten Mal berührt habe, als Rex und ich acht Jahre alt waren. Taranteln. Sie hatten seinen Verstand verseucht. Deshalb habe ich ihn nie wieder … Deshalb hat es so lange gedauert, bis ich ihn wieder berührt habe.“
    Für eine Weile herrschte Stille im Wagen. Sogar die Hunde draußen hatten sich beruhigt, als ob sie zuhören würden.
    „Rex hätte nicht überlebt, wenn wir das nicht getan hätten“, sagte Melissa schließlich.
    „O Gott“, sagte Jessica.
    Dess’ Kopf fühlte sich leer an. Sie konnte sich nicht dazu überreden, sich das vorzustellen, wollte es nicht versuchen.
    Nur ein unablässiges Hämmern war geblieben, das jeden anderen Gedanken blockierte: Sieh zu, dass sie weiterredet. Lass dich nicht von ihr berühren.
    „Ich war auch noch klein“, sagte Melissa. „Ich wusste damals nicht, wie man es macht. Ich werde dir nicht wehtun, Dess.“ Ihre Stimme klang beinahe flehentlich.
    „Ich weiß aber nichts.“ Dess wandte sich Hilfe suchend an Jessica.
    „Lass es, Melissa“, sagte Jessica. „Sie will es nicht. Du darfst das nicht.“
    „Wir lassen zu, dass Rex stirbt? Dass ihm Schlimmeres passiert?“ Melissa schüttelte den Kopf und zog Dess mit ihrer behandschuhten Hand am Arm. Die andere streckte sie nach ihrem Hals aus. „Tut mir leid.“
    „Ada“, sagte Dess und atmete schwer, der Name schoss aus ihr heraus. „Fass mich nicht an.“
    „Melissa!“, schrie Jessica, zuckte aber weiter zurück, wickelte sich in ihre Jacke, in panischer Angst vor der Berührung der

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