Das Echo aller Furcht
eine kurze Ansprache, die einen Vorgeschmack auf die zu erwartende Eloquenz gab. Zwanzig Minuten später bestieg Fowler mit Dr. Elliot, dem Botschafter und seiner Leibwache den Wagen.
»Die erste Begrüßungszeremonie, die ich genossen habe«, lobte der Präsident. Man war sich allgemein einig, daß die Italiener die Sache mit Eleganz inszeniert hatten.
»Elizabeth, bleiben Sie in meiner Nähe. Wir haben noch einige Punkte des Abkommens durchzugehen. Ich muß auch mit Brent reden. Was macht er?« fragte Fowler den Botschafter.
»Er ist hundemüde, aber recht zufrieden«, erwiderte Botschafter Coates. »Die letzte Verhandlungsrunde dauerte über zwanzig Stunden.«
»Wie reagiert die italienische Presse?«
»Mit Begeisterung wie alle anderen Medien auch. Dies ist ein großer Tag für die ganze Welt.« Und ich darf dabeisein, fügte Jed Coates in Gedanken hinzu. Man erlebt nicht oft mit, wie Geschichte gemacht wird.
»Hm, nicht übel.«
Die Befehlszentrale National Military Command Center (NMCC) befindet sich im D-Ring des Pentagons nicht weit vom Osteingang. Sie hat in etwa die Abmessungen eines Basketballfelds, ist zwei Geschosse hoch und eine der wenigen Regierungseinrichtungen, die tatsächlich so aussehen, wie sie in Hollywood-Filmen dargestellt werden. Das NMCC ist die wesentliche zentrale Telefonvermittlung der US-Streitkräfte, wenn auch nicht die einzige, da sie zu leicht zu zerstören ist. Die nächste Ausweichzentrale befindet sich in Fort Ritchie in Maryland. Zum Leidwesen des dort arbeitenden Personals fallen in dem günstig gelegenen NMCC regelmäßig Prominente ein, um die aufregenderen Teile des Pentagons zu begaffen.
Ans NMCC grenzt ein kleinerer Raum an, in dem IBM PC/AT Personalcomputer stehen – das alte Modell mit 5.25-Zoll-Magnetdiskettenlaufwerk – und den Heißen Draht bilden, die Verbindungen zwischen den Präsidenten der USA und der Sowjetunion. Der NMCC-»Knoten« ist zwar nicht der einzige, aber er stellt die wichtigste Satellitenverbindung dar. In Amerika war diese Tatsache weithin unbekannt, während man die Sowjets bewußt darüber informiert hatte. Selbst während eines Atomkriegs mußte die direkte Kommunikation zwischen den beiden Ländern aufrechterhalten werden, und vor dreißig Jahren waren »Experten« zu dem Schluß gelangt, daß diese Informationsverbindung eine Art Lebensversicherung für Washington darstellte.
Für Captain James Rosselli von der US-Navy war das der typische Mist, den Theoretiker absonderten, der überall in Washington herumlag und besonders im Pentagon zum Himmel stank. Wie so viel anderer Unsinn, der innerhalb der Ringautobahn Interstate 495, auch Washington Beltway genannt, produziert wird, wurde auch diese Annahme für bare Münze genommen, obwohl sie nur wenig Sinn machte. »Rosey« Rosselli definierte Washington so: 300 Quadratmeilen umgeben von Realität. Er fragte sich sogar, ob innerhalb des Beltways überhaupt die Gesetze der Physik galten. Längst schon hatte er den Glauben verloren, daß die Gesetze der Logik in diesem Zirkel noch Gültigkeit hatten.
»Integrierter Dienst«, grummelte Rosselli. Im Zuge der jüngsten Anstrengung des Kongresses, die Streitkräfte zu reformieren – die sollen erst mal ihren eigenen Stall ausmisten, motzte er –, waren alle Offiziere, die Generäle oder Admirale werden wollten, gezwungen, eine Zeitlang mit Kameraden gleichen Ranges von den anderen Waffengattungen zusammenzuarbeiten. Niemand hatte Rosselli gesagt, inwiefern der Umgang mit einem Artilleristen seine Fähigkeiten als U-Boot-Fahrer verbesserte. Offenbar hatte sich diese Frage niemand gestellt. Fremdbestäubung muß für irgend etwas gut sein, lautete der Glaubensartikel, und so kam es, daß die besten und intelligentesten Offiziere aus ihrem Fachkontext herausgerissen und auf Gebieten beschäftigt wurden, von denen sie keinen blassen Schimmer hatten. Dabei arbeiteten sie sich natürlich nie richtig in ihren neuen Job ein, schnappten aber genug auf, um gefährliche Fehlentscheidungen treffen zu können. Unterdessen gerieten sie natürlich in ihrem Fach ins Hintertreffen. So stellte sich der Kongreß eine Militärreform vor.
»Kaffee, Captain?« fragte ein Corporal von der Army.
»Gerne, aber lieber koffeinfrei«, erwiderte Rosey und fügte in Gedanken hinzu: Wenn meine Laune sich weiter verschlechtert, setzt’s Hiebe.
Rosselli wußte, daß der NMCC-Posten der Karriere förderlich und die Versetzung zum Teil seine Schuld war. Sein
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