Das Echo aller Furcht
auf.
»In Athen ist ein Polizist ermordet worden, und die Griechen meinen, der Täter sei Amerikaner gewesen.« Murray informierte Shaw über die Einzelheiten.
»Er hat ihm mit bloßen Händen den Hals gebrochen?« fragte der FBI-Direktor erstaunt.
»Jawohl. Der Beamte war schmächtig«, meinte Murray, »aber trotzdem ...«
»Himmel noch mal! Lassen Sie mal sehen«, sagte Shaw. Murray reichte ihm ein Foto. »Kennen wir diesen Burschen, Dan? Das Bild ist ziemlich unscharf.«
»Al Denton meint, es könnte Marvin Russell sein. Er sitzt nun am Computer und verarbeitet das Originaldia. Fingerabdrücke oder anderes kriminalistisches Material wurde nicht gefunden. Das Fahrzeug war auf einen Dritten zugelassen, der inzwischen verschwunden ist oder wahrscheinlich nie existiert hat. Der Fahrer ist unbekannt. Wie auch immer, die Beschreibung paßt auf Russell: kleinwüchsig, kräftig gebaut; Backenknochen und Hautfarbe lassen ihn wie einen Indianer aussehen. Seine Kleidung und sein Koffer stammen eindeutig aus Amerika.«
»Sie glauben also, er hat sich ins Ausland abgesetzt, nachdem sein Bruder ... nicht dumm«, meinte Shaw. »Er gilt als intelligent, nicht wahr?«
»Er war gewitzt genug, sich mit einem Araber zusammenzutun.«
»Ist das ein Araber?« Shaw sah sich das zweite Gesicht an. »Könnte auch ein Grieche oder ein anderer Südländer sein. Ein Durchschnittsgesicht, etwas zu hell für einen Araber. Er ist uns unbekannt, sagten Sie. Aber Sie scheinen was zu vermuten, Dan.«
»Allerdings. Ich habe mir die Akte angesehen. Vor ein paar Jahren hörten wir von einem V-Mann, daß Marvin im Nahen Osten war und Kontakt mit der PFLP aufgenommen hat. Und in Athen, auf neutralem Boden sozusagen, ließe sich diese Bekanntschaft gut wiederaufnehmen.«
»Auch ein günstiger Platz, um einen Drogendeal einzufädeln«, gab Shaw zu bedenken. »Was liegt uns über Bruder Marvin vor?«
»Nicht viel – unser bester V-Mann sitzt. Er zog bei einem Zusammenprall mit zwei Reservatspolizisten den kürzeren und kam in den Bau.«
Shaw grunzte. Das Problem mit V-Männern war, daß es sich meist um Kriminelle handelte, die früher oder später selbst im Gefängnis landeten. Das verlieh ihnen einerseits Glaubwürdigkeit, setzte sie andererseits aber vorübergehend außer Gefecht. Das waren nun mal die Spielregeln. »Na schön«, meinte der Direktor. »Sie wollen etwas unternehmen. Was?«
»Mit ein bißchen Druck könnten wir seine vorzeitige Entlassung wegen guter Führung erreichen und ihn wieder in die ›Warrior Society‹ einschleusen. Falls die wirklich Kontakte zu Terroristen unterhält, sollten wir sie schon jetzt im Auge behalten. Das gilt auch im Falle von Drogenhandel. Eine Anfrage bei Interpol über den Fahrer blieb ergebnislos. Er ist weder als Terrorist noch als Rauschgifthändler bekannt. Die Ermittlungen der Griechen verliefen im Sande; sie haben nichts als einen toten Wachtmeister und ein Bild mit zwei namenlosen Gesichtern. Sie schickten uns das Foto als letzten Versuch, weil sie Russell für einen Amerikaner hielten.«
»Wohnte er im Hotel?« fragte der Direktor, ganz der alte Schnüffler.
»Ja, man stellte fest, daß er in einem von zwei nebeneinanderliegenden Häusern abgestiegen sein mußte. Am fraglichen Tag reisten zehn Personen mit US-Pässen ab, doch da es sich um kleine Hotels mit viel Fluktuation und vergeßlichem Personal handelt, erhielten die Kollegen in Athen keine nützlichen Personenhinweise. Man ist noch nicht einmal sicher, ob Russell überhaupt dort übernachtet hat. Die Griechen bitten uns um den Abgleich aller Namen auf der Gästeliste«, schloß Murray.
Bill Shaw gab ihm das Foto zurück. »Das ist einfach genug. Machen Sie mit.«
»Die Sache läuft schon.«
»Gehen wir einmal davon aus, daß diese beiden etwas mit dem Mord zu tun hatten. Mehr als spekulieren können wir ja nicht. Gut: Richten wir der Staatsanwaltschaft aus, daß unser V-Mann genug gebüßt hat. Es wird Zeit, daß wir dieser ›Warrior Society‹ ein für allemal das Handwerk legen.« Shaw hatte sich seine Sporen bei der Antiterror-Einheit verdient und haßte diese Klasse von Kriminellen noch immer am meisten.
»Einverstanden; ich werde den Verdacht des Drogenhandels unterstreichen. In zwei Wochen sollte unser Mann frei sein.«
»Das reicht, Dan.«
»Wann landet der Präsident in Rom?« fragte Murray.
»Ziemlich bald. Tolles Ding, was?«
»Und ob. Kenny wird sich bald einen neuen Job suchen müssen. Der Frieden bricht
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