Das Echo aller Furcht
amerikanische Präsident kam als letzter Redner zuerst an die Reihe. Bald war J. Robert Fowler eine Figur der Weltgeschichte.
Nun gab es kein Halten mehr. Ghosn brach die Platten einfach los, obwohl ihm klar war, daß er fahrlässig handelte und wertvolles Material vergeudete, aber nun wußte er – oder glaubte zu wissen –, was er in den Händen hatte.
Und da war sie, die glänzende Metallkugel, unversehrt und dank der Kunststoffdichtung auch nach Jahren im Garten des Drusen nicht korrodiert. Sie war kaum größer als ein Kinderball. Ghosn wußte, was er als nächstes zu tun hatte. Er langte in die aufgebrochene Hohlladung und berührte das schimmernde Metall mit den Fingerspitzen. Es fühlte sich warm an.
»Allahu akbar!«
9
Entscheidungen
»Sehr interessant.«
»Eine ziemlich einmalige Gelegenheit«, stimmte Ryan zu.
»Wie zuverlässig und vertrauenswürdig ist er?« fragte Cabot.
Ryan lächelte seinen Chef an. »Sir, das ist immer die Frage. Vergessen wir die Spielregeln nicht. Ganz sicher kann man nie sein – will sagen, es dauert Jahre, bis sich ein Mindestmaß an Gewißheit entwickelt hat. Unser Spiel hat nur wenige feste Regeln, und niemand weiß, nach welchem System gepunktet wird. Wie auch immer, der Mann ist mehr als nur ein Überläufer.« Es ging um Oleg Juriewitsch Lyalin – Cabot kannte den Namen noch nicht –, einen »illegalen« KGB-Agenten, der nicht unter dem Schutz der diplomatischen Immunität, sondern als angeblicher Vertreter eines sowjetischen Kombinats arbeitete. Lyalin, Codename DISTEL, führte einen Agentenring, und zwar in Japan. »Der Mann ist ein Profi und hat ein besseres Netz als der KGB-Resident in Tokio. Seine beste Quelle sitzt im japanischen Kabinett.«
»Und?«
»Er bietet uns die Nutzung seines Netzes an.«
»Ist das wirklich so wichtig, wie ich anfange zu glauben ...?« fragte der CIA-Direktor seinen Stellvertreter.
»Chef, eine solche Chance bietet sich nur selten. In Japan haben wir noch nie richtig operiert, weil uns erstens Leute mit guten Japanischkenntnissen fehlen – selbst hier im Haus sind Übersetzer knapp – und wir zweitens unsere Prioritäten immer anderswo sahen. Allein der Aufbau der Infrastruktur für Operationen in Japan dürfte Jahre in Anspruch nehmen. Die Russen aber waren schon vor der Oktoberrevolution in Nippon tätig. Der Grund liegt in der Geschichte: Rußland und Japan hatten sich lange bekriegt, und da die Russen in Japan einen strategischen Rivalen sahen, spionierten sie dort schon, bevor Japan zur Technologiemacht aufstieg. Dieser Mann bietet uns sein japanisches Unternehmen zum Sonderpreis an, komplett mit Inventar, Außenständen, den technischen Einrichtungen – den ganzen Laden also. Günstiger könnte es gar nicht kommen.«
»Aber was er verlangt...«
»Geld? Na und? Das ist nicht ein Tausendstel eines Prozents von dem, was diese Informationen für unser Land wert sind«, betonte Jack.
»Eine Million Dollar im Monat!« protestierte Cabot und fügte insgeheim hinzu: steuerfrei!
Ryan verkniff sich ein Lachen. »Na schön, er ist eben geldgeil. Wie hoch ist unser Handelsdefizit mit Japan nach dem letzten Stand?« fragte Jack und hob die Augenbrauen. »Sein Angebot ist inhaltlich und zeitlich unbeschränkt. Als Gegenleistung brauchen wir ihn und seine Familie, falls erforderlich, nur in die Staaten auszufliegen. Er hat keine Lust, sich in Moskau zur Ruhe zu setzen. Der Mann ist fünfundvierzig, und in diesem Alter werden die Jungs meist unruhig. In zehn Jahren soll er zurück in die Sowjetunion versetzt werden – um was zu tun? Seit dreizehn Jahren lebt er fast ununterbrochen in Japan. Er hat Geschmack am Wohlstand gefunden, an Autos und Videos, und verspürt keine Neigung mehr, für Kartoffeln anzustehen. Amerika ist ihm sympathisch. Er glaubt, sein Land nicht zu verraten, da wir ja nichts erhielten, was er nicht auch nach Moskau liefert, und Teil der Abmachung ist, daß er an uns nichts weiterleitet, das Mütterchen Rußland schaden könnte. Schön, damit kann ich leben«, meinte Ryan und lachte in sich hinein. »So geht’s im Kapitalismus. Der Mann startet eine Elite-Nachrichtenagentur und bietet uns Informationen an, die wir wirklich gebrauchen können.«
»Seine Rechnung ist saftig genug.«
»Sir, die Sache ist es wert. Er kann uns Informationen liefern, die bei Außenhandelsgesprächen Milliarden wert sind und im Land Milliarden an Steuergeldern sparen. Sir, ich habe früher als Anlageberater gearbeitet
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