Das Echo aller Furcht
sowjetischen Chiffrenverkehr eingedrungen. Die NSA nimmt an, daß die Gegenseite ähnliche Probleme mit unserer Kommunikation hat. Solche Annahmen sind gefährlich. Wir erhielten schon einmal einen Hinweis, daß unsere Signale nicht ganz sicher sind, aber dieser Tip kommt von einem sehr hohen Offizier. Meiner Ansicht nach sollten wir die Warnung ernst nehmen.«
»Wie groß könnte der Schaden sein?«
»Erschreckend groß«, antwortete Jack rundheraus. »Sir, wir benutzen aus naheliegenden Gründen mehrere Kommunikationssysteme. Unsere Signale gehen über MERCURY hier im Haus. Der Rest der Regierung nimmt vorwiegend die NSA in Anspruch; die Spione Walker und Pelton haben diese Systeme schon vor langer Zeit unsicher gemacht. General Olson drüben im Fort Meade behauptet zwar, inzwischen sei alles wieder gesichert, aber aus Kostengründen ist das experimentelle Einmalsystem TAPDANCE noch nicht allgemein eingeführt worden. Natürlich können wir der NSA noch eine Warnung zukommen lassen – müssen wir sogar, auch wenn sie bestimmt ignoriert wird –, aber hier bei uns muß etwas geschehen. Zuerst einmal, Sir, sollten wir eine Überprüfung von MERCURY ins Auge fassen.« MERCURY, einige Geschosse unter dem Büro des Direktors untergebracht, war die Kommunikationsverbindung der CIA und verfügte über eigene Chiffriersysteme.
»Das wird teuer«, bemerkte Cabot ernst. »Angesichts unserer angespannten Haushaltslage ...«
»Doppelt so teuer käme uns das systematische Abhören unseres Nachrichtenverkehrs zu stehen, Sir. Nichts ist wichtiger als sichere Kommunikation. Wenn die ausfällt, sind alle anderen Einrichtungen nutzlos. Wir haben inzwischen unser eigenes Einmalsystem entwickelt. Nun muß man uns nur noch die Mittel für seine Einführung bewilligen.«
»Erklären Sie mir das einmal. Ich bin da nicht umfassend informiert worden.«
»Im Grunde handelt es sich um unsere eigene Version von TAPDANCE. Der Schlüssel befindet sich auf CD-ROM. Die Transpositionen werden aus atmosphärischem Rauschen erzeugt und dann noch einmal mit später am Tag aufgenommenem Rauschen überlagert. Atmosphärische Störungen haben eine ziemlich wahllose Zusammensetzung, und wenn man zwei Proben dieses Frequenzsalats mit Hilfe eines computererzeugten Zufalls-Algorithmus vermischt, kann der Schlüssel, wie die Mathematiker uns versichern, zufälliger nicht werden. Die Transpositionen werden vom Computer generiert und in Echtzeit auf CD überspielt. Wir benutzen für jeden Tag im Jahr eine andere Scheibe. Von jeder CD gibt es nur zwei Kopien – eine für die Station, eine für MERCURY. Sicherungskopien werden nicht gezogen. Das Abspielgerät, das an beiden Enden benutzt wird, sieht normal aus, hat aber einen leistungsfähigeren Abtastlaser, der den Code beim Lesen durch Hitze löscht. Wenn die Scheibe verbraucht oder der Tag vorüber ist – meist ist letzteres der Fall, weil auf einer CD Milliarden von Zeichen gespeichert sind –, wird sie in einem Mikrowellenherd zerstört. Das dauert zwei Minuten. Das System sollte also bombensicher sein. Schwachstellen gibt es nur an drei Punkten: Bei der Herstellung der CD, auf dem Transport zu uns, und bei der Lagerung in unseren Stationen. Ein Leck in einer Außenstelle beeinträchtigt die anderen Stellen nicht. Wir haben versucht, die Scheiben gegen Eingriffe Unbefugter zu sichern, mußten aber feststellen, daß sie dadurch zu teuer und zu empfindlich werden. Der Nachteil dieses Verfahrens ist, daß zwanzig neue Kommunikationstechniker eingestellt und einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden müßten; das System ist relativ arbeitsintensiv. Der größte Kostenfaktor entstünde hier im Haus. Außendienstmitarbeiter, mit denen wir gesprochen haben, ziehen das neue System vor, weil sie es für anwenderfreundlich halten.«
»Was würde das kosten?«
»Fünfzig Millionen Dollar. Wir müßten die Abteilung MERCURY vergrößern und die Einrichtungen zur Herstellung der CDs anschaffen. Platz haben wir genug, aber die Maschinen sind nicht billig. Wenn wir die Mittel jetzt bekommen, könnte das System in drei Monaten stehen.«
»Ihre Argumente klingen überzeugend. Aber wo bekommen wir das Geld her?«
»Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, könnte ich Mr. Trent ansprechen.«
»Hmmm.« Cabot starrte auf seine Schreibunterlage. »Gut, fühlen Sie mal behutsam vor. Ich werde das Thema beim Präsidenten zur Sprache bringen, wenn er wieder zurück ist. Und was MUSASHI angeht, vertraue ich Ihnen. Wer
Weitere Kostenlose Bücher