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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Erneuerungsprozeß so begänne, aber das ist leider unwahrscheinlich.«
    »Vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich, wie du meinst, Günther«, dachte Kati laut, ohne es zu merken.
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts. Darüber sprechen wir später. Ich bin müde, mein Freund.«
    »Verzeihung, ich wollte Sie nicht wachhalten.«
    »Wir werden Petra rächen. Die Hunde müssen für ihre Verbrechen büßen!« versprach Kati.
    »Das ist mir ein Trost.« Bock ging hinaus und war zwei Minuten später wieder in seinem Zimmer. Das Radio lief noch, der Sender brachte volkstümliche Weisen. Nun kehrte die Trauer zurück, aber Bock weinte nicht, sondern empfand nur Haß. Petras Tod war ein schwerer Schlag, aber darüber hinaus war seine ganze Weltanschauung verraten worden. Der Verlust seiner Frau war nur ein weiteres Symptom für eine schwere, bösartige Krankheit. Wenn es nach ihm ging, würde die ganze Welt für den Mord an Petra büßen müssen – im Namen der revolutionären Gerechtigkeit natürlich.
     
    Kati konnte nicht einschlafen, überraschenderweise unter anderem auch deshalb, weil ihn Schuldgefühle plagten. Auch er hatte Erinnerungen an Petra Hassler und ihren geschmeidigen Körper – damals war sie schon mit Günther verheiratet gewesen –, und er stellte sie sich tot vor, am Ende eines Stricks. Wie war sie gestorben? Durch Selbstmord, wie es in den Nachrichten geheißen hatte? Kati glaubte das. Europäer waren klug, aber es fehlte ihnen das Durchhaltevermögen. Ihr Vorteil war die größere Perspektive, die wiederum aus ihrer kosmopolitischen Umgebung und ihrer generell besseren Bildung resultierte. Kati und sein Volk neigten dazu, sich auf das unmittelbare Problem zu konzentrieren. Die europäischen Genossen aber sahen die weitreichenden Fragen klarer. Dieses Moment der Voraussicht und klaren Wahrnehmung überraschte Kati. Er und seine Leute hatten die Europäer zwar immer als Genossen, aber nicht als Ebenbürtige betrachtet, eher als Dilettanten auf dem Gebiet des revolutionären Kampfes. Das war eine Fehleinschätzung. Ihre Aufgabe war schon immer schwerer gewesen, weil ihnen die unzufriedenen Massen fehlten, aus denen Kati und seine Kollegen ihre Leute rekrutierten. Ihr relativer Mißerfolg war auf objektive Umstände zurückzuführen und sagte nichts über ihre Intelligenz oder Entschlossenheit aus.
    Bock hätte mit seinem klaren Blick einen guten Stabsoffizier abgegeben.
    Was nun? fragte sich Kati. Um diese Frage zu beantworten, mußte er nachdenken und sich Zeit nehmen. Er beschloß, sie ein paar Tage zu überschlafen. . . oder eher eine Woche, und versuchte, Ruhe zu finden.
     
    »... ich habe die große Ehre, den Präsidenten der Vereinigten Staaten vorzustellen.«
    Die versammelten Mitglieder beider Häuser des Kongresses erhoben sich wie ein Mann von ihren Plätzen im Sitzungssaal des Repräsentantenhauses. In der ersten Reihe waren die Mitglieder des Kabinetts, die Vereinigten Stabschefs und die Richter des Obersten Bundesgerichts. Auch sie erhoben sich. In den Galerien saßen andere, darunter die Botschafter von Saudi-Arabien und Israel, die sich zum ersten Mal nebeneinander niedergelassen hatten. Die Fernsehkameras nahmen im Schwenk den großen Raum auf, in dem berühmte und berüchtigte historische Ereignisse stattgefunden hatten. Von den Wänden hallte frenetischer Applaus wider.
    Präsident Fowler legte sein Manuskript auf das Rednerpult, drehte sich um und begrüßte den Sprecher des Repräsentantenhauses, den Präsidenten pro tempore des Senats und Vizepräsidenten der USA, Robert Durling. In der Euphorie des Augenblicks wurde allgemein übersehen, daß Durling als letzter an die Reihe kam. Nun lächelte und winkte Fowler der Menge zu, und wieder schwoll der Lärm an. Der Präsident spielte sein Gestenrepertoire voll aus: das einhändige Winken, das beidhändige Winken, Hände auf Schulterhöhe, Hände überm Kopf. Demokraten und Republikaner reagierten begeistert, was Fowler erstaunlich fand. Seine lautstärksten politischen Gegner aus Repräsentantenhaus und Senat demonstrierten gewissenhaft einen Enthusiasmus, der, wie der Präsident wußte, echt war. Zur allgemeinen Überraschung gab es im Kongreß noch echten Patriotismus. Schließlich bat Fowler mit einer Geste um Ruhe, und der Applaus ebbte zögernd ab.
    »Liebe Mitbürger, ich bin in dieses Haus gekommen, um über die neuesten Entwicklungen in Europa und dem Nahen Osten zu berichten und um dem Senat zwei Vertragswerke vorzulegen,

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