Das Echo aller Furcht
welche, wie ich hoffe, Ihre rasche und begeisterte Zustimmung finden werden.« Applaus. »Mit diesen Verträgen und in enger Zusammenarbeit mit anderen Ländern – teils alte Freunde, teils wertvolle neue Verbündete – haben die Vereinigten Staaten zum Frieden in einer Region beigetragen, die zwar der Welt eine Botschaft des Friedens gebracht, ihn selbst aber nur zu selten genießen konnte.
Man sehe sich die Geschichte der Menschheit an, verfolge die Entwicklung des menschlichen Geistes. Aller Fortschritt, alle Lichter, die uns den Weg aus der Barbarei gewiesen haben, alle großen und guten Frauen und Männer, beteten, träumten, hofften und arbeiteten für diesen Augenblick – diesen Moment, diese Chance, diesen Höhepunkt, die letzte Seite in der Geschichte des Konflikts unter Menschen. Wir haben keinen Ansatzpunkt, sondern ein Ziel erreicht. Wir ...« Applaus unterbrach den Präsidenten, der leicht ungehalten reagierte, weil er die Störung nicht eingeplant hatte. Fowler lächelte breit und bat mit einer Geste erneut um Ruhe.
»Wir haben ein Ziel erreicht. Und ich habe die Ehre, Ihnen berichten zu dürfen, daß Amerika auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden vorangegangen ist.« Beifall. »Was auch angemessen ist, denn...«
»Ganz schön dick aufgetragen«, kommentierte Cathy Ryan.
»Kann man wohl sagen«, grunzte Jack in seinem Sessel und griff nach dem Weinglas. »Aber so läuft es eben. Auch solche Anlässe haben ihre Regeln. Das ist wie bei der Oper: Man muß sich an die Aufmachung halten. Außerdem haben wir es mit einer bedeutenden, ja kolossalen Entwicklung zu tun. Es bricht mal wieder der Frieden aus.«
»Wann fliegst du?« fragte Cathy.
»Bald«, erwiderte Jack.
»Die Sache hat natürlich ihren Preis, aber die Geschichte fordert Verantwortungsbewußtsein von jenen, die sie gestalten«, sagte Fowler im Fernsehen. »Wir haben die Aufgabe, den Frieden zu sichern. Wir müssen amerikanische Männer und Frauen zum Schutz des Staates Israel entsenden. Wir haben geschworen, dieses kleine und mutige Land gegen alle Feinde zu verteidigen.«
»Wer wären diese Feinde denn?« fragte Cathy.
»Weder Syrien noch der Iran sind im Augenblick über das Abkommen glüeklich. Und was den Libanon betrifft – nun ja, den gibt es als richtiges Land überhaupt nicht. Er ist nur eine Fläche auf der Karte, wo Menschen sterben. Auch Libyen und die vielen terroristischen Gruppen sind Feinde, die uns noch Sorgen machen.« Ryan leerte sein Glas und ging in die Küche, um es wieder zu füllen. Schade um den guten Wein, dachte Jack. So wie ich den runterkippe, könnte ich genausogut billigen Fusel aus dem Supermarkt trinken ...
»Es kommen auch finanzielle Belastungen auf uns zu«, erklärte Fowler gerade, als Ryan zurückkam.
»Also schon wieder eine Steuererhöhung«, murrte Cathy.
»Was hast du denn anderes erwartet?« meinte Ryan und dachte: Für fünfzig Millionen bin ich verantwortlich. Eine Milliarde hier, eine Milliarde dort...
»Wird das Abkommen denn wirklich einen Unterschied machen?« fragte sie.
»Ja. Zumindest wird sich erweisen, ob diese religiösen Führer zu ihrem Wort stehen oder nur Schwätzer sind. Wir haben sie nämlich in ihre eigene Falle gelockt, Schatz, oder, besser noch, über ihre sogenannten Prinzipien stolpern lassen. Nun müssen sie entweder nach ihren Glaubensgrundsätzen auf einen Erfolg hinarbeiten oder sich als Scharlatane zu erkennen geben.«
»Und ...?«
»Ich halte sie nicht für Scharlatane, sondern erwarte, daß sie zu ihren Prinzipien stehen. Sie haben keine andere Wahl.«
»Und dann hast du bald so gut wie nichts mehr zu tun?«
Jack entging ihr optimistischer Tonfall nicht. »Na, das steht noch nicht fest.«
Der Rede des Präsidenten folgten die Kommentare. Opposition meldete Rabbi Salomon Mendelew an, ein älterer New Yorker, der als einer der eifrigsten, manche sagten sogar fanatischsten Befürworter der Politik des Staates Israel galt, seltsamerweise das Land aber noch nie besucht hatte. Jack nahm sich vor, am nächsten Tag den Grund dafür herauszufinden. Mendelew führte eine kleine, aber umtriebige Fraktion der Israel-Lobby an und hatte praktisch als einziger die Schüsse auf dem Tempelplatz befürwortet oder zumindest Verständnis für sie aufgebracht. Er hatte einen Vollbart und trug eine schwarze Jarmulke und einen zerknitterten Anzug.
»Das ist Verrat am Staat Israel«, war seine Antwort auf die erste Frage. Zu Jacks Überraschung sprach er ruhig und
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