Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
lieben Genossin gnädig sein.«
    Bock ließ sich sein Mißfallen nicht anmerken. Petra hatte so wie er nie an Gott geglaubt. Aber er verstand, daß Kati es nur gut gemeint hatte – als Freund. Und da Bock nun einen Freund brauchte, ignorierte er die bedeutungslose Bemerkung und holte tief Luft.
    »Ein schlimmer Tag für unsere Bewegung, Ismael.«
    »Es steht noch ärger, als Sie glauben. Dieses verfluchte Abkommen ...«
    »Ich weiß«, sagte Bock. »Ich weiß.«
    »Was halten Sie davon?« Auf eines konnte sich Kati bei Bock verlassen: seine Ehrlichkeit und Objektivität.
    Der Deutsche nahm sich eine Zigarette vom Schreibtisch des Kommandanten und zündete sie mit dem Tischfeuerzeug an. Er setzte sich nicht, sondern ging im Raum auf und ab. Offenbar mußte er in Bewegung bleiben, um sich zu beweisen, daß er noch lebte. Nun zwang er sich, die Frage objektiv zu beantworten.
    »Man muß dies als Teil eines größeren Plans sehen. Als die Russen den Weltsozialismus verrieten, setzten sie eine Reihe von Ereignissen in Gang, deren Ziel die Konsolidierung der Herrschaft der kapitalistischen Klassen über den Großteil der Welt war. Früher hielt ich die sowjetischen Konzessionen nur für eine kluge Strategie, um an Wirtschaftshilfe aus dem Westen heranzukommen – Sie müssen verstehen, daß die Russen ein rückständiges Volk sind, Ismael, das es noch nicht einmal geschafft hat, aus dem Kommunismus etwas zu machen. Karl Marx war Deutscher, wie Sie wissen«, fügte er mit einem ironischen Grinsen hinzu und verschwieg diplomatisch die Tatsache, daß Marx Jude gewesen war. Bock machte eine kurze Pause und fuhr dann in einem kalten, analytischen Tonfall fort. Er war dankbar, sich kurz gegen den Gram verschließen und wieder wie ein Revolutionär reden zu können.
    »Ich war im Irrtum. Es ging nicht um eine Strategie, sondern um kompletten Verrat. Die fortschrittlichen Kräfte in der Sowjetunion sind noch gründlicher ausmanövriert worden als selbst in der DDR. Die Annäherung an die USA ist durchaus real. Man tauscht die reine Ideologie gegen vorübergehenden Wohlstand, gewiß, hat aber nicht die Absicht, ins sozialistische Lager zurückzukehren.
    Amerika seinerseits fordert einen Preis für seine Hilfe. Es zwang die Sowjets, dem Irak die Unterstützung zu verweigern und ihre Unterstützung für Sie und Ihre arabischen Brüder zu reduzieren, und endlich, diesem Plan zur Sicherung Israels zuzustimmen. Zweifellos hatte die israelische Lobby in Amerika diesen Trick schon lange geplant. Die Voraussetzung für sein Gelingen aber war das Einverständnis der Sowjetunion. Und nun sehen wir uns nicht nur Amerika, sondern einer globalen Verschwörung konfrontiert. Wir haben keine Freunde mehr, Ismael. Wir stehen allein.«
    »Soll das heißen, daß wir besiegt sind?«
    »Nein!« Bocks Augen blitzten. »Wenn wir jetzt aufgeben – der Gegner hat ohnehin schon genug Vorteile, mein Freund. Wenn wir ihnen noch einen liefern, werden wir beim derzeitigen Stand der Dinge alle miteinander zur Strecke gebracht. Es wird noch schlimmer kommen. Bald beginnen die Russen ihre Zusammenarbeit mit den Amerikanern und Zionisten.«
    »Wer hätte je gedacht, daß die USA und die UdSSR ...«
    »Niemand. Niemand außer den Betreibern, also der herrschenden amerikanischen Elite und Narmonow und seinen Lakaien. Sie gingen überaus geschickt vor. Wir hätten es kommen sehen sollen, mein Freund, aber wir waren blind. Sie hier und ich in Europa. Wir haben versagt.«
    Kati sagte sich, daß die Wahrheit genau das war, was er nun hören mußte, aber sein Magen reagierte anders.
    »Wie sollen wir Abhilfe schaffen?« fragte der Kommandant.
    »Wir haben es mit einer Allianz zweier sehr unwahrscheinlicher Freunde und ihrer Mitläufer zu tun. Es muß ein Weg gefunden werden, dieses Bündnis zu zerstören. Die Geschichte lehrt, daß nach dem Bruch einer Allianz die ehemaligen Partner einander mit größerem Mißtrauen betrachten als vor ihrem Zusammenschluß. Wie ist das zuwege zu bringen?« Bock zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich auch nicht. Das wird Zeit brauchen... Gelegenheiten gibt es. Oder sollte es geben«, verbesserte er sich. »Das Streitpotential ist groß. Viele Menschen, auch in Deutschland, denken so wie wir.«
    »Aber beginnen muß es mit Zwietracht zwischen Amerika und Rußland?« fragte Kati, der die Exkurse seines Freundes wie immer interessant fand.
    »In diese Richtung muß unsere Strategie zielen. Es wäre sehr günstig, wenn der

Weitere Kostenlose Bücher