Das Echo aller Furcht
fielen, waren primitiv und ineffizient. Der Großteil des spaltbaren Materials wurde vergeudet, besonders bei der Hiroshima-Waffe – so eine Waffe würden Sie ebensowenig bauen wie eine Bombe mit altmodischer Schwarzpulverlunte, oder? Wie auch immer, eine so unwirtschaftliche Konstruktion kommt nicht in Frage«, fuhr Fromm fort. »Nach den ersten Bomben sahen sich die amerikanischen Ingenieure mit dem Problem der beschränkten Verfügbarkeit spaltbaren Materials konfrontiert. Die paar Kilo Plutonium drüben sind das teuerste Material der Welt. Die Reaktoren, in denen Plutonium aus U235 ausgebrütet wird, kosten Milliarden; hinzu kommt der Aufwand für die Trennung in einer anderen Anlage, noch eine Milliarde. Nur Amerika hatte genug Geld für das ursprüngliche Projekt. Das Prinzip der Kernspaltung war auf der ganzen Welt bekannt – Geheimnisse gibt es in der Physik nicht –, doch nur Amerika verfügte über die Mittel und Ressourcen, um eine praktische Anwendung zu versuchen. Und über die Leute«, fügte Fromm hinzu. »Was waren das für Köpfe! Für die ersten Bomben – es waren übrigens drei – verbrauchte man das gesamte spaltbare Material, das zur Verfügung stand, und entschied sich, weil Zuverlässigkeit das Hauptkriterium war, für eine primitive, aber wirksame Konstruktion. Die Waffe war so schwer, daß nur das größte Flugzeug sie tragen konnte.
Nach 1945 war der Atomwaffenbau kein hastig durchgezogenes Kriegsprojekt mehr, sondern ging in die Domäne der Wissenschaft über. Der Plutoniumreaktor in Hanford erzeugte damals nur wenige Kilo im Jahr, und die Amerikaner mußten lernen, das Material effizient einzusetzen. Die Bombe Mark-12 war die erste echte Weiterentwicklung, und die Israelis verbesserten sie. Sie lieferten mit einem Fünftel des spaltbaren Materials, das die Hiroshima-Waffe hatte, die fünffache Sprengkraft – also eine Verbesserung des Wirkungsgrads um das Zehnfache.
Ein Expertenteam könnte mit den entsprechenden Einrichtungen diese Leistung noch einmal um das Vierfache erhöhen. Moderne Sprengköpfe sind die elegantesten, faszinierendsten ...«
»Zwei Megatonnen?« fragte Ghosn ungläubig.
»Hier schaffen wir das nicht«, erwiderte Fromm mit Bedauern. »Die verfügbaren Informationen sind unzureichend. Die Physik wäre kein Problem, wohl aber die Herstellung, und über Bombenkonstruktionen liegen keine Publikationen vor, die uns weiterhelfen könnten. Vergessen Sie nicht, daß man noch heute Testexplosionen durchführt, um die Bomben kleiner und effizienter zu machen. Auf diesem Gebiet wie auf jedem anderen muß man experimentieren, und das können wir nicht. Es fehlt uns auch das Geld für die Ausbildung von Technikern, die die Konstruktion ausführen. Ich könnte zwar eine Bombe mit einer Leistung von über einer Megatonne entwerfen, aber die Chance, daß sie dann auch funktionierte, läge bei fünfzig Prozent. Vielleicht auch ein bißchen höher, aber ohne ein richtiges Testprogramm wäre das ein unrealistisches Projekt.«
»Was können Sie uns dann bieten?« fragte Kati.
»Eine Waffe mit einer nominalen Sprengkraft von vier- bis fünfhundert Kilotonnen, die ungefähr einen Kubikmeter groß wäre und rund fünfhundert Kilo wöge.« Fromm machte eine Pause, um die Mienen der beiden anderen zu studieren. »Es wird also eine wenig elegante, sondern eine klobige und schwere, aber recht starke Waffe werden.« In der Konstruktion sollte sie viel raffinierter werden als alles, was amerikanische oder russische Techniker in den ersten 15 Jahren des Atomzeitlalters zustande gebracht hatten, und das, fand Fromm, war eine beachtliche Leistung.
»Mit Sprengstoff-Ummantelung?« fragte Ghosn.
»Ja«, antwortete Fromm und war von der Auffassungsgabe des jungen Arabers überrascht. »Bei den ersten Bomben benutzte man Stahlhüllen. Wir setzen statt dessen Sprengstoff ein, der leicht und voluminös, aber genauso wirkungsvoll ist. Im Augenblick der Detonation wird Tritium in den Kern gespritzt. Wie bei der ursprünglichen israelischen Konstruktion werden dadurch große Mengen von Neutronen freigesetzt, die den Spaltungsprozeß intensivieren; diese Reaktion wiederum wird zusätzliche Neutronen in eine zweite Tritiummasse schleudern und zur Kernfusion führen. Die Primärladung erzeugt eine Sprengleistung von rund fünfzig Kilotonnen; die Sekundärladung bringt vierhundert.«
»Wieviel Tritium wird gebraucht?« fragte Ghosn, der wußte, daß Tritium in kleinen Mengen leicht erhältlich
Weitere Kostenlose Bücher