Das Echo aller Furcht
Kopf, um ihn zu küssen, und streifte dabei mit ihren Brüsten seine Haut. »Bob, du weißt ja nicht, wieviel du mir bedeutest.«
»Vielleicht doch«, wandte der Präsident ein.
Elliot schüttelte den Kopf. »Diese trostlosen Jahre an der Uni. Nie Zeit, immer zu beschäftigt. Ich war Professorin und sonst nichts. So viel Zeit vergeudet...« Sie seufzte.
»Hoffen wir, daß ich die Wartezeit wert war.«
»Das warst du, und das bist du.« Sie drehte sich um, legte den Kopf an seine Schulter, und zog seine Hand über ihre Brust, bis sie an einem angenehmen Punkt ruhte. Seine Rechte fand eine ähnliche Stelle, und Liz hielt seine Hände fest.
Und was sage ich jetzt? fragte sich Liz. Sie hatte die Wahrheit gesprochen. Bob Fowler war ein behutsamer, geduldiger und begabter Liebhaber. Und einen Mann, dem man so etwas sagte, selbst wenn er Präsident war, hatte man in der Hand. Sie beschloß, fürs erste einmal nichts zu sagen. Es war Zeit, ihn weiter zu genießen, und Zeit, ihre eigenen Gefühle zu prüfen. Sie starrte auf ein dunkles Rechteck an der Wand, ein Landschaftsgemälde aus den Weiten des Westens, wo sich die Rocky Mountains schroff aus der Prärie erheben. Auf den Namen des Künstlers hatte sie nie geachtet. Fowlers Hände bewegten sich sanft, erregten sie zwar nicht erneut, ließen aber kleine Wonneschauer durch ihren Körper fließen, denen sie sich passiv hingab und nur hin und wieder den Kopf bewegte, um ihm zu bedeuten, daß sie noch wach war.
Sie begann, den Mann zu lieben. Komisch, dachte sie – oder? Vieles an ihm konnte sie lieben und bewundern. Anderes verwirrte sie. Er war eine widersprüchliche Mischung aus Wärme und Kälte und hatte einen hintergründigen Humor. Viele Dinge lagen ihm sehr am Herzen, aber die Intensität seiner Gefühle schien immer von der logischen Durchdringung von Sachfrager und Prinzipien geleitet zu sein, und nicht von Leidenschaft. Er war oft verwirrt, wenn andere seine Haltung zu bestimmten Themen nicht teilten – so wie ein Mathematiklehrer nie zornig, sondern traurig und verdutzt reagierte, wenn die Schüler die Schönheit und Symmetrie der Gleichungen nicht sahen. Fowler konnte auch erstaunlich grausam und rücksichtslos sein, ohne dabei jedoch boshaft zu wirken. Wer ihm im Weg stand, wurde, so er nur konnte, vernichtet. Wie in Puzos »Pate«, dachte Liz: nichts Persönliches; es geht nur ums Geschäft. Hatte er das von den Mafiosi gelernt, die er hinter Gitter geschickt hatte? Bob Fowler konnte seine treuen Gefolgsleute eiskalt für Tüchtigkeit und Loyalität belohnen mit... wie sollte sie es beschreiben? ... der Dankbarkeit eines Buchhalters.
Und doch war er im Bett so wunderbar zärtlich. Liz schaute zur Wand und zog die Stirn kraus. Unergründlich, dieser Mann.
»Hast du den Bericht aus Japan gesehen?« fragte der Präsident und unterbrach damit Liz Elliot in ihren Gedanken.
»Hmm, gut, daß du das erwähnst. Ich bin gestern auf etwas sehr Bedenkliches gestoßen.«
»Worüber?« fragte Fowler interessiert und bewegte die Finger zielstrebiger, als wollte er ihr die Information entlocken.
»Es betrifft Ryan«, erwiderte Liz.
»Schon wieder Ryan. Was hat er jetzt angestellt?«
»Was wir über finanzielle Unregelmäßigkeiten gehört haben, stimmt, aber es sieht so aus, als hätte er sich aufgrund einer Formsache herauslaviert. In unsere Administration wäre er, mit diesem Skandalgeruch behaftet, nicht hineingekommen, aber da er seinen Posten schon hatte und protegiert wurde...«
»Es gibt solche und solche juristischen Formsachen. Was liegt noch vor?«
»Ein Sexskandal. Außerdem besteht der Verdacht, daß er private Angelegenheiten von CIA-Personal erledigen ließ.«
»Sex! Eine Schande!«
Elliot kicherte. Das gefiel ihm. »Mag sein, daß er ein außereheliches Kind hat.« Das gefiel Fowler überhaupt nicht. Die Rechte von Kindern nahm er sehr ernst. Seine Hände bewegten sich nun nicht mehr.
»Was wissen wir?«
»Nicht genug, aber wir sollten uns um die Angelegenheit kümmern«, sagte Liz und half seinen Fingern nach.
»Gut, laß das FBI diskret ermitteln«, meinte der Präsident in dem Glauben, das Thema sei nun abgeschlossen.
»Das geht nicht.«
»Wieso?«
»Weil Ryan einen vorzüglichen Draht zum FBI hat. Es ist gut möglich, daß man sich gegen die Sache sperrt oder sie unter den Teppich kehrt.«
»Bill Shaw macht so etwas nicht. Er ist einer der besten Polizisten, denen ich je begegnet bin, und läßt sich selbst von mir nicht unter
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