Das Echo aller Furcht
Druck setzen – so gehört es sich auch.« Also wieder Logik und Prinzipien. Der Mann war unberechenbar.
»Shaw befaßte sich persönlich mit dem Fall Ryan – der Sache mit den Terroristen. Könnte der Leiter einer Ermittlungsbehörde befangen sein...«
»Stimmt«, gestand Fowler zu. Interessenkonflikte würden keinen guten Eindruck machen.
»Hinzu kommt, daß Murray, Shaws rechte Hand, dick mit Ryan befreundet ist.«
Fowler grunzte. »Was tun wir dann?«
»Wir schalten jemanden aus dem Justizministerium ein.«
»Warum nicht den Secret Service?« Fowler kannte die Antwort auf diese Frage, wollte Liz aber auf die Probe stellen.
»Das sähe zu sehr nach Hexenjagd aus.«
»Gutes Argument. Rufe morgen Greg im Justizministerium an.«
»Wird gemacht, Bob.« Zeit für einen Themenwechsel. Sie legte ihre Hand an seine Wange und küßte ihn. »Du, manchmal fehlen mir die Zigaretten sehr.«
»Eine Zigarette danach?« fragte er und zog sie fester an sich.
»Bob, mit dir glühe ich dabei ...« Sie wandte den Kopf und schaute ihm in die Augen.
»Soll ich dir Feuer geben?«
»Man sagt«, schnurrte sie und küßte ihn wieder, »daß der Präsident der Vereinigten Staaten der mächtigste Mann der Welt ist...«
»Ich gebe mein Bestes, Elizabeth.«
Eine halbe Stunde später entschied sie, daß es stimmte: Sie fing an, ihn zu lieben. Dann fragte sie sich, was er wohl für sie empfand...
16
Öl ins Feuer
»Guten Abend, Frau Fromm«, sagte der Fremde.
»Und wer sind Sie?«
»Peter Wiegler vom Berliner Tagblatt. Darf ich Sie einmal kurz sprechen?«
»Worum geht es?« fragte sie.
»Bitte...« Er stand im strömenden Regen.
Sie erinnerte sich ihrer guten Erziehung; selbst zu Journalisten mußte man höflich sein.
»Sicher, kommen Sie rein.«
»Danke.« Er trat ins Haus und zog seinen Mantel aus, den sie an einen Haken hängte. Er war ein Hauptmann aus dem Ersten Hauptdirektorat (Ausland) des KGB, ein vielversprechender, gutaussehender, sprachbegabter Dreißigjähriger, der Psychologie und Ingenieurwissenschaft studiert hatte. Von Traudl Fromm hatte er sich schon ein Bild gemacht. Der neue Audi vor der Tür war komfortabel, aber kein Luxuswagen, ihre Kleidung, ebenfalls neu, wirkte präsentabel, aber nicht protzig. Er hielt sie für eine stolze, etwas geldgierige, aber auch sparsame Frau. Sie war neugierig, aber vorsichtig. Offenbar hatte sie etwas zu verbergen, wußte aber, daß sie mit jedem Vorwand, unter dem sie ihn wegschickte, nur noch mehr Verdacht erwecken würde. Er setzte sich in einen Polstersessel und wartete ab.
Sie bot ihm keinen Kaffee an, wollte die Begegnung kurz halten. Er fragte sich, ob diese dritte Person auf seiner Liste mit zehn Namen eine Meldung nach Moskau wert sein könne.
»Arbeitet Ihr Gatte im AKW Greifswald Nord?«
»Inzwischen nicht mehr. Wie Sie wissen, wird die Anlage abgeschaltet.«
»Richtig. Ich hätte nun gern gewußt, was Sie und Ihr Gatte davon halten. Ist Dr. Fromm zu Hause?«
»Nein«, antwortete sie beklommen. »Wiegler« ließ sich nichts anmerken.
»So? Darf ich fragen, wo er ist?«
»Auf Geschäftsreise.«
»Darf ich dann in ein paar Tagen vorbeikommen?«
»Vielleicht. Aber melden Sie sich bitte telefonisch an.« Ihr Tonfall verriet dem KGB-Offizier, daß sie etwas verheimlichte, und er konnte sich auch denken, was ...
Es klingelte wieder. Traudl Fromm ging an die Tür.
»Guten Abend, Frau Fromm«, sagte jemand. »Wir haben Ihnen etwas von Manfred auszurichten.«
Der Hauptmann hörte die Stimme und wurde mißtrauisch, beschloß aber, nicht zu reagieren. Hier in Deutschland drohte keine Gefahr. Vielleicht erfahre ich etwas, dachte er.
»Äh, ich habe gerade Besuch«, erwiderte Traudl.
Der nächste Satz wurde geflüstert. Der Hauptmann hörte Schritte näherkommen und drehte sich nur langsam um. Das war ein fataler Fehler.
Das Gesicht, das er sah, hätte leicht aus einem der zahllosen Kriegsfilme stammen können, mit denen er aufgewachsen war; es fehlte nur die silbern abgesetzte SS-Uniform. Ein strenges Gesicht mit ausdruckslosen hellblauen Augen. Ein professionell wirkender Mann mittleren Alters, der ihn nun so rasch abschätzte, wie er...
Es wurde Zeit, etwas ...
»Tag. Ich wollte gerade gehen.«
»Wer ist das?« Traudl kam gar nicht zu einer Antwort.
»Ich bin Reporter des ...« Zu spät. Wie aus dem Nichts tauchte eine Pistole auf. »Was wollen Sie hier?« herrschte er.
»Wo steht Ihr Auto?« fragte der Bewaffnete.
»Ein Stück weiter.
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