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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kerle meinen es ernst.«
    »Wir auch«, versicherte Bock.
    »Das weiß ich, Mann. Was kannst du mir über den Job sagen?«
    »Was meinst du?« fragte Bock so beiläufig wie möglich.
    »Vergiß nicht, ich bin dort aufgewachsen und kenne das Land besser als ihr. Gut, ihr müßt an die Sicherheit denken und könnt mir jetzt noch nichts sagen. Soll mir recht sein. Aber später braucht ihr mich vielleicht. Die Jungs hier sind okay und clever, aber von Amerika haben sie keinen blassen Schimmer. Wer jagen will, muß das Revier kennen. Und das tu’ ich.«
    »Deswegen haben wir dich ja auch um Hilfe gebeten«, sagte Bock, als hätte er diesen Aspekt bereits durchdacht. In Wirklichkeit war er ihm neu, und er fragte sich nun, als wieviel nützlicher sich dieser Mann noch erweisen mochte.
     
    Andrej Iljitsch Narmonow verstand sich als Kapitän des größten Staatsschiffes der Welt. Das war die positive Seite. Negativ war, daß das Schiff ein Leck, Ruderschaden und unzuverlässige Maschinen hatte, von der aufsässigen Mannschaft ganz zu schweigen. Sein Dienstzimmer im Kreml war so groß, daß er darin versonnen spazierengehen konnte, und das tat er in letzter Zeit viel zu häufig. Er hielt das für ein Zeichen von Unsicherheit, und die konnte sich der Präsident der UdSSR nicht leisten – besonders dann nicht, wenn er einen wichtigen Besucher hatte.
    Union der Souveränen Sowjetrepubliken, dachte er. Noch war die Namensänderung nicht offiziell, aber die Bürger begannen schon so zu denken. Und das war das Problem.
    Das Staatsschiff drohte auseinanderzubrechen, und einen historischen Präzendenzfall gab es nicht. Manche zogen zum Vergleich die Auflösung des britischen Empires heran, aber das traf nicht ganz. Es gab auch keine andere Parallele. Die alte Sowjetunion war ein in seiner Art einzigartiger Universalstaat gewesen, und was sich nun dort entwickelte, war ebenfalls ohne Beispiel. Was ihn früher begeistert hatte, ängstigte ihn nun. Er war derjenige, der die schweren Entscheidungen treffen mußte, ohne ein historisches Modell zu haben, an dem er sich orientieren konnte. Er stand ganz allein und der größten Aufgabe gegenüber, die je ein Mensch zu lösen gehabt hatte. Im Westen wurde er als gerissener Taktiker gelobt, während er selbst sich von einer Krise zur anderen taumeln sah. War es nicht Gladstone, dachte er, der sagte, ein Premier sei wie ein Flößer, der in den Stromschnellen versucht, mit einer Stange die Felsen abzuwehren? Wie treffend. Narmonow und sein Land wurden von dem mächtigen Strom der Geschichte dahingetragen, flußabwärts einem gewaltigen Wasserfall entgegen, der alles zerstören konnte... aber er war viel zu sehr mit der Stange und den Felsen beschäftigt, um vorauszuschauen. Damit war der Taktiker in der Politik beschrieben. Er wandte seine ganze kreative Energie fürs tägliche Überleben auf und verlor die nächste Woche aus dem Auge... vielleicht sogar schon die nächsten drei Tage.
    »Andrej Iljitsch, Sie haben abgenommen«, bemerkte Oleg Kirilowitsch Kadischow aus seinem Ledersessel.
    »Spazierengehen ist gut fürs Herz«, erwiderte der Präsident ironisch.
    »Wollen Sie etwa in unsere Olympiamannschaft?«
    Narmonow hielt kurz inne. »Es wäre nett, zur Abwechslung mal gegen Ausländer anzutreten. Die halten mich nämlich für ein Genie. Leider sind unsere Bürger besser informiert.«
    »Was kann ich für meinen Präsidenten tun?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, oder, besser gesagt, die Hilfe der Rechten.«
    Nun mußte Kadischow lächeln. Was das anging, herrschte bei der westlichen ebenso wie bei der sowjetischen Presse Verwirrung. LINKS standen in der Sowjetunion die kommunistischen Hardliner. Seit über achtzig Jahren waren die Reformen in diesem Land immer von der Rechten gekommen. Männer, die Stalin hingerichtet hatte, weil sie ein Minimum an persönlicher Freiheit verlangt hatten, waren als Recht sabweichler verurteilt worden. Progressive im Westen aber waren grundsätzlich links angesiedelt, nannten ihre rekationären Gegner »Konservative« und identifizierten sie allgemein als der RECHTEN zugehörig. Eine Anpassung der ideologischen Polarität an neue politische Realitäten schien die Vorstellungskraft der westlichen Journalisten zu übersteigen, und ihre erst kürzlich von der Zensur befreiten sowjetischen Kollegen, die die westliche Begriffsverwirrung nachäfften, brachten die ohnehin schon chaotische politische Szene noch mehr durcheinander. Das traf natürlich auch auf

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