Das Echo aller Furcht
Spindel auf fünfundzwanzigtausend Umdrehungen hoch. Es gab keine Vibrationen.
»Den ersten Bearbeitungsgang haben Sie sehr gut erledigt«, sagte Fromm über die Schulter.
»Wie hoch ist der Materialverlust?« fragte Ghosn.
»18,527 Gramm.« Fromm schaltete die Maschine ab und richtete sich auf. »Ich kann unsere Arbeiter nicht genug loben. Warten wir mit dem Glattschleifen bis morgen. Blinde Hast ist unklug. Wir sind alle müde, und es ist Zeit fürs Abendessen.«
»Wie Sie meinen, Herr Fromm.«
»Sagen Sie ruhig Manfred zu mir«, erwiderte der Deutsche zu Ghosns Überraschung. »Ibrahim, ich muß mit Ihnen reden.«
»Im Freien?« Ghosn ging mit dem Deutschen zur Tür.
»Wir dürfen diese Männer nicht töten. Dazu sind sie viel zu wertvoll. Was, wenn sich eine solche Gelegenheit noch einmal bietet?«
»Aber Sie waren doch einverstanden!«
»Ich hätte nie erwartet, daß alles so glattgeht. Bei der Aufstellung meines Zeitplans ging ich von der Annahme aus, daß wir beide – oder, ehrlich gesagt, nur ich – jeden Schritt zu überwachen hätten. Sie, Ibrahim, haben mich mit Ihrem Geschick überrascht. Wir haben jetzt ein exzellentes Team, und das muß zusammenbleiben!«
Und wo kriegen wir die nächsten zehn Kilo Plutonium her? fragte sich Ghosn, sagte aber statt dessen: »Da haben Sie wohl recht. Ich werde das mit dem Kommandanten besprechen. Sie dürfen aber nicht vergessen...«
»Wie wichtig die Sicherheit ist, ich weiß. Wir können in dieser Phase nichts riskieren. Ich wollte Sie nur der Gerechtigkeit halber und als Fachmann bitten, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Verstehen Sie mich?«
»Gewiß, Manfred, da bin ich mit Ihnen einig.« Der Deutsche zeigt auf einmal menschliche Züge, dachte Ghosn. Zu spät, schade. »Und ich finde ebenfalls, daß wir uns vor der abschließenden Phase eine gute Mahlzeit gönnen sollten. Heute gibt es Lamm, und wir haben sogar deutsches Bier besorgt. Bitburger, hoffentlich schmeckt Ihnen das.«
»Ein gutes Gebräu. Schade, Ibrahim, daß Ihre Religion Ihnen das verbietet.«
»Zu diesem besonderen Anlaß«, meinte Ghosn, »will ich mir ein Bit genehmigen und hoffe, daß Allah mir vergibt.« Warum nicht das Vertrauen des Ungläubigen gewinnen? setzte er in Gedanken hinzu.
»Jack, Sie sind offensichtlich überarbeitet.«
»Das liegt an dem weiten Weg zur Arbeit, Sir. Ich verbringe jeden Tag zwei oder drei Stunden im Auto.«
»Warum ziehen Sie nicht in ein näher gelegenes Haus um?« schlug Seine Königliche Hoheit vor.
»Peregrine Cliff aufgeben?« Ryan schüttelte den Kopf. »Und wie soll Cathy dann in ihr Krankenhaus kommen? Ich muß auch an die Kinder denken und den Schulwechsel. Nein, das ist keine Lösung.«
»Sie erinnern sich gewiß, daß Sie sich bei unserer ersten Begegnung recht deutlich zu meiner körperlichen und geistigen Verfassung äußerten. Ich bezweifle, daß ich damals so schlecht aussah wie Sie jetzt.« Der Prinz hatte offenbar von mehr als nur Sir Basil Charlestons Seite Informationen erhalten, denn zur Mahlzeit wurde kein Alkohol serviert.
»Bei der Arbeit geht es im Augenblick heiß her.«
»Wie sagte Truman? ›Raus aus der Küche, wer die Hitze nicht verträgt.‹«
»Richtig, Sir, aber es wird sich schon wieder abkühlen. Derzeit ist eben allerhand los. Ging Ihnen das auf Ihrem Schiff nicht ähnlich?«
»Das war erstens eine viel gesündere Arbeit, und zweitens war mein Weg zum Arbeitsplatz viel kürzer. Genauer gesagt: knapp fünf Meter«, fügte der Prinz lachend hinzu.
Ryan lachte recht müde mit. »Das muß angenehm sein. Für mich ist das der Weg ins Vorzimmer.«
»Wie geht’s der Familie?«
Lügen war sinnlos. »Könnte besser sein. Ich habe zuwenig Zeit für sie.«
»Jack, Sie haben Sorgen. Das sieht man Ihnen an.«
»Viel zuviel Streß. Ich trinke mehr, als mir guttut, und verschaffe mir nicht genug Bewegung. Der Job ist im Moment unangenehm, aber das bessert sich bestimmt wieder. Ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen, Sir, aber ich komme schon wieder auf den Damm.« Jack war fast davon überzeugt, daß das stimmte. Fast.
»Wenn Sie meinen ...«
»Das ist übrigens das beste Dinner, das ich seit langem genossen habe. Und wann darf man Sie wieder auf unserer Seite des großen Teichs begrüßen?« Ryan war dankbar für die Gelegenheit zu einem Themawechsel.
»Im Frühjahr. Ein Züchter in Wyoming hat Pferde für mich, Polo-Ponys.«
»Ein Wahnsinnssport ist das – wie Lacrosse auf Gäulen.«
»Nun,
Weitere Kostenlose Bücher