Das Echo aller Furcht
das gibt mir eine Chance, die Landschaft zu genießen. Wyoming ist herrlich. Ich will mir auch den Yellowstone-Park ansehen.«
»Da war ich noch nie«, sagte Jack.
»Wollen Sie uns dann vielleicht begleiten? Ich könnte Ihnen sogar Reitunterricht geben.«
»Warum nicht?« sagte Jack und versuchte, sich vorzustellen, welche Figur er hoch zu Roß wohl machte. Ob er überhaupt eine Woche Urlaub nehmen könnte? »Gut, solange Sie nicht mit diesen Holzhämmern nach mir hauen.«
»›Schläger‹ heißt das beim Polo, Jack. Keine Angst, Sie brauchen nicht mitzuspielen. Sie ruinierten höchstens ein armes Pferd. Ich hoffe doch, daß Sie die Zeit finden?«
»Versuchen kann ich es ja. Mit einem bißchen Glück hat sich die Welt bis dahin etwas beruhigt.«
»Das hat sie bereits getan, und das ist zu einem Gutteil Ihrer Arbeit zuzuschreiben.«
»Sir, ich glaube, daß Sir Basil meine Rolle etwas übertrieben hat. Ich war nur ein Rädchen im Getriebe.«
»Man kann die Bescheidenheit auch zu weit treiben. Ich fand enttäuschend, daß Ihr Wirken keine offizielle Anerkennung fand«, merkte der Prinz an.
»Tja, so geht es nun mal im Leben.« Jack war über seine eigene Reaktion verblüfft; zum ersten Mal war es ihm nicht gelungen, seine Gefühle ganz zu verbergen.
»So hatte ich mir das vorgestellt. Richtig, Jack, im Leben geht es nicht immer gerecht zu. Warum satteln Sie nicht um?«
Jack grinste. »Ich bitte Sie, so schlecht sehe ich nun auch wieder nicht aus. Die CIA braucht mich.«
Nun wurde Seine Hoheit ganz ernst. »Jack, sind wir Freunde?«
Ryan setzte sich kerzengerade auf. »Sehr viele habe ich nicht, aber Sie zähle ich dazu.«
»Vertrauen Sie meinem Urteil?«
»Jawohl, Sir.«
»Steigen Sie aus. Kündigen Sie. Zurückkehren können Sie immer. Ein Mann mit Ihren Talenten verschwindet nie ganz von der Bühne, das wissen Sie. Jack, man sieht Ihnen an, daß Sie zu lange in der Tretmühle waren. Sie haben Glück; ich hingegen kann nicht zurücktreten. So viel Freiheit wie Sie habe ich nicht. Nutzen Sie das.«
»Klingt plausibel. Aber Sie würden an meiner Stelle ja auch nicht aufgeben, und sogar aus dem gleichen Grund. Ich werfe nicht so schnell das Handtuch, und Sie genausowenig.«
»Stolz kann destruktiv sein«, gab der Prinz zu bedenken.
Jack beugte sich vor. »Es geht nicht um meinen Stolz, sondern um Fakten. Ich werde zu meinem Bedauern wirklich gebraucht. Und leider weiß man das noch nicht einmal.«
»Ist der neue Direktor denn so schlecht?«
»Marcus ist ein anständiger Mann, aber faul. Seine Stellung genießt er mehr als seine Pflichten. Dieses Problem ist wohl kaum auf die amerikanische Regierung beschränkt. Wir wissen beide, daß die Pflicht zuerst kommt. Gut, Sie sind qua Geburt zu Ihrem Posten verdonnert und können nicht fort, aber ich sitze ebenso fest, weil ich für meine Funktion der am besten qualifizierte Mann bin.«
»Hört man denn auf Sie?« fragte der Prinz scharf.
Jack zuckte die Achseln. »Nicht immer. Gewiß, auch ich irre mich manchmal, aber es muß doch einen geben, der das Richtige tut oder es wenigstens versucht. Und dieser eine bin ich. Und deshalb kann ich nicht aussteigen. Das wissen Sie so gut wie ich.«
»Auch wenn Sie sich dabei schaden?«
»Korrekt.«
»Ihr Pflichtbewußtsein ist bewundernswert, Sir John.«
»Ich hatte zwei gute Lehrer. Und Sie sind ja auch nicht geflohen, als Terroristen es auf Sie abgesehen hatten. Das hätten Sie ruhig tun können...«
»Nein. Wäre ich geflohen...«
»Hätten die Terroristen gewonnen«, ergänzte Jack. »Mein Problem ist ähnlich, nicht wahr? Das Aushalten habe ich auch an Ihrem Beispiel gelernt. Überrascht Sie das?«
»Ja«, gestand der Prinz.
»Sie laufen nicht davon. Und ich auch nicht.«
»Sie sind so beredt wie immer.«
»Na bitte. Ich kann’s noch.« Jack war sehr mit sich zufrieden.
»Ich bestehe darauf, daß Sie Ihre Familie mit nach Wyoming bringen.«
»Übergehen Sie mich doch einfach und reden Sie mit Cathy.«
Seine Hoheit lachte. »Vielleicht tu’ ich das sogar! Fliegen Sie morgen?«
»Jawohl, Sir. Vorher muß ich noch bei Hamley’s Spielsachen einkaufen.«
»Gönnen Sie sich Ruhe, Jack. Nächstes Jahr führen wir diese Diskussion bestimmt wieder.«
In Washington war es fünf Stunden früher. Liz Elliot starrte über ihren Schreibtisch hinweg Bob Holtzman an, der regelmäßig über das Weiße Haus für die Presse berichtete. Ebenso wie die nichtpolitischen Beamten hier hatte er die Regierungen kommen
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