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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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und gehen gesehen und alle überdauert. Seine lange Erfahrung im Haus hatte einen widersprüchlichen Effekt. Einerseits war er von den interessantesten Nachrichten, die erst nach Jahren und zu spät für eine gute Story an die Öffentlichkeit kamen und dann von Historikern verarbeitet wurden, abgeschnitten; andererseits aber hatte er ein so gutes Gespür für Nuancen und Andeutungen, daß er für einen hohen Posten in jedem Geheimdienst qualifiziert gewesen wäre. Aber seine Zeitung zahlte wesentlich besser als jede Regierungsbehörde, und außerdem hatte er ein paar Bestseller über das Leben an der Spitze der Administration verfaßt.
    »Dies ist also nur inoffiziell?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte die Sicherheitsberaterin.
    Holtzman nickte und begann, sich Notizen zu machen. Die Regeln standen nun fest. Direktzitate waren ausgeschlossen. Elizabeth Elliot war als »hoher Regierungsvertreter« oder im Plural als »Quellen« zu bezeichnen, aus denen etwas »verlautete«. Er sah von seinem Notizblock auf – bei dieser Art Interview durften auch keine Tonbandgeräte benutzt werden – und wartete. Liz Elliot genoß es, ihn auf die Folter zu spannen. Holtzman hielt sie für eine intelligente, wenn auch etwas elitäre Frau – solche Menschen waren im Weißen Haus nicht selten -, die dem Präsidenten eindeutig am nächsten stand, wenn er die Zeichen richtig deutete. Aber das ging die Öffentlichkeit nichts an. Die besondere Beziehung zwischen dem Präsidenten und seiner Sicherheitsberaterin war inzwischen kein Geheimnis mehr. Das Personal im Weißen Haus verhielt sich noch diskreter als sonst, was er merkwürdig fand, denn Fowler war nicht gerade ein liebenswerter Mensch. Nun, vielleicht hatten sie Mitgefühl, weil er so einsam gewesen war. Die Begleitumstände des Todes seiner Frau waren allgemein bekannt und hatten ihm bei der Wahl wohl einige Prozentpunkte an Sympathiestimmen eingebracht. Vielleicht glaubten die Beamten auch, eine stabile Liebesbeziehung könne ihn bessern. Es war aber auch gut möglich, daß sie schlicht wie Fachleute handelten – was sie von den aus politischen Gründen Ernannten unterschied, wie Holtzman fand; denen war nichts heilig. Fowler und Elliot waren vermutlich nur sehr diskret. Wie auch immer, die im Weißen Haus akkreditierten Journalisten hatten in der Bar zur »Vertraulichen Quelle« den Fall durchdiskutiert und waren zu dem Schluß gekommen, daß Fowlers Liebesleben die Öffentlichkeit nicht zu interessieren brauchte, solange es seine Amtsführung nicht in Mitleidenschaft zog. Immerhin war seine Außenpolitik recht erfolgreich. Die Euphorie nach dem Vatikanabkommen und seinen erstaunlich positiven Resultaten hatte sich nie ganz gelegt. Einen Präsidenten, der seine Arbeit so gut tat, durfte man nicht miesmachen.
    »Es besteht die Möglichkeit, daß wir Probleme mit den Russen bekommen«, begann Elliot.
    »So?« Zur Abwechslung war Holtzman einmal überrascht.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, daß Narmonow beträchtliche Schwierigkeiten mit den Spitzen seines Militärs hat. Das könnte sich auf die Einhaltung des Abrüstungsvertrags auswirken.«
    »Und auf welche Weise?«
    »Wir haben Grund zu der Annahme, daß die Sowjets sich gegen die Verschrottung eines Teils ihrer SS-18 sperren werden. Mit der Zerstörung dieser Raketen sind sie bereits im Rückstand.«
    Zweimal »Grund zu der Annahme«, überlegte Holtzman. Eine hochsensitive Quelle also, vermutlich ein Spion und keine abgefangene Nachricht. »Es heißt, daß ihnen ihre Entsorgungsanlage Probleme macht. Unsere Inspektoren, die dort waren, scheinen das zu glauben.«
    »Vielleicht war die Fabrik mit – wie sagt man? Kreativer Inkompetenz? – geplant worden.«
    »Was meint die CIA?« fragte Holtzman und kritzelte, so schnell er konnte.
    »Man gab uns einen vorläufigen Bericht, aber noch keine brauchbare Analyse.«
    »Und Ryan? Der hat doch ein gutes Gespür für die Sowjetunion.«
    »Ryan hat uns enttäuscht«, meinte Liz. »Übrigens – darüber dürfen Sie weder schreiben noch seinen Namen erwähnen – läuft im Augenblick ein kleines Ermittlungsverfahren gegen ihn, das bedenkliche Dinge ans Tageslicht gebracht hat.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel glaube ich, daß wir verzerrte Daten bekommen. Zum Beispiel vermute ich, daß ein hoher Beamter der CIA ein Verhältnis mit einer im Ausland geborenen Person hat, die möglicherweise sogar ein Kind von ihm hat.«
    »Ryan?«
    Die Sicherheitsberaterin schüttelte den

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