Das Echo aller Furcht
der Zorn fachte sich immer wieder von neuem an. Cathy ging leise in die Küche und goß sich ein Glas ein. Morgen war kein Eingriff angesetzt; ein Drink konnte also nicht schaden. Wieder warf sie einen Blick hinüber zu ihrem Mann, und wieder nahm er keine Notiz. Warum sieht er mich nicht? fragte sie sich verzweifelt. Sie hatte so viele Kompromisse gemacht. Gewiß, die Zeit in England und im Guy’s Hospital war angenehm gewesen und hatte ihre Stellung in Amerika nicht gefährdet. Aber diese ganzen anderen Aktionen – Jack war einfach zu oft nicht da! Das dauernde Pendeln zwischen Washington und Moskau zu der Zeit, als er an den Abrüstungsverhandlungen beteiligt war. Da hatte er Spion oder sonst was gespielt und sie zu Hause mit den Kindern sitzengelassen. Zwei wichtige Operationen hatte sie sausenlassen und Bernie zuschieben müssen, weil kein Babysitter aufzutreiben gewesen war.
Und was hatte Jack damals getrieben? Früher hatte sie akzeptiert, daß sie sich nach seinen Aktivitäten noch nicht einmal erkundigen durfte. Was hatte er in Wirklichkeit getan? Sich über sie kaputtgelacht, sich ein kleines Abenteuer mit einer heißblütigen Agentin geleistet? Wie im Film? Hatte er sich an einem exotischen Ort in einer diskreten, schummrigen Bar mit einer Agentin getroffen, und hatte dann eins zum anderen geführt...?
Cathy setzte sich wieder vor den Fernseher und trank einen Schluck. Beinahe hätte sie alles wieder ausgespuckt, denn an Bourbon pur war sie nicht gewöhnt.
Hier ist irgendwie alles falsch.
In ihr schien ein Krieg zwischen den Kräften des Guten und des Bösen zu wüten – oder kämpfte der Realitätssinn mit der Naivität? Sie war zu verwirrt, um zu einem Urteil zu gelangen.
Nun, heute abend war die Sache nicht so wichtig. Sie hatte ihre Tage, und wenn Jack wollte, was sie für unwahrscheinlich hielt, würde sie nein sagen. Warum sollte er überhaupt etwas von ihr wollen, wo er sich sein Vergnügen doch anderswo verschaffte? Und warum sollte sie einverstanden sein? Warum die zweite Geige spielen?
Diesmal trank sie behutsamer.
Ich muß mich bei jemandem aussprechen, dachte sie. Aber bei wem?
Vielleicht Bernie, entschied sie. Ihm vertraute sie. In zwei Tagen, wenn sie wieder arbeitete.
»Und damit wären die Vorarbeiten erledigt.«
»Genau, Boß«, erwiderte der Trainer. »Wie steht’s im Pentagon, Dennis?«
»So viel Spaß wie Sie habe ich nicht, Paul.«
»Na ja, Sie haben’s ja so gewollt. Verantwortung oder Vergnügen?«
»Sind die Jungs alle in Form?«
»Klar! Wir stehen prächtig da, und ich warte nur darauf, es den Vikings noch einmal zu zeigen.«
»Ich auch«, sagte Bunker in seinem Büro im E-Ring. »Können wir Tony Wills diesmal wirklich stoppen?«
»Versuchen wir’s. Ist der Junge nicht klasse? So einen Stürmer habe ich seit Gayle Sayers nicht mehr erlebt. Ein hartes Stück Arbeit, gegen ihn Defensive zu spielen.«
»Denken wir nicht zu weit voraus. In ein paar Wochen will ich in Denver sitzen.«
»Wir gehen sie einen nach dem anderen an, Dennis. Es steht nur noch nicht fest, wer unser Gegner ist. Mir wäre Los Angeles am liebsten. Mit denen werden wir leicht fertig«, meinte der Trainer. »Und anschließend treten wir wohl in der Divisions-Endrunde gegen Miami an. Das ist eine stärkere Mannschaft, aber wir schaffen es bestimmt.«
»Das glaube ich auch.«
»Ich habe ihre Spiele auf Band und kann sie analysieren.«
»Gut. Vergessen Sie nicht: einen nach dem anderen. Aber wir brauchen drei Siege.«
»Sagen Sie dem Präsidenten, er soll nach Denver kommen und uns dort erleben. Das ist San Diegos Jahr. Die Chargers kommen ins Endspiel.«
Dubinin sah das Wasser ins Trockendock fluten, als die Schleusen geöffnet wurden. Die Admiral Lunin war fertig. Das neue Schleppsonar war in seinem tropfenförmigen Gehäuse über dem Ruderschaft aufgerollt. Die siebenschauflige Schraube aus Manganbronze war inspiziert und poliert, der Rumpf wieder wasserdicht gemacht worden. Das U-Boot war seeklar.
Die Mannschaft war es auch. Dubinin hatte sich achtzehn Wehrpflichtiger entledigt und an ihrer Stelle achtzehn Offiziere an Bord geholt. Die radikale Verkleinerung der sowjetischen Unterseebootflotte hatte viele Offiziere ihren Posten gekostet. Es wäre ein Jammer gewesen, dieses gut ausgebildete Personal zurück ins Privatleben und in eine Privatwirtschaft zu schicken, in der es kaum Arbeitsplätze gab. So hatte man sie umgeschult und als technische Experten auf den verbliebenen
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